Ein Ensemble aus mehreren mehrstöckigen Gebäuden mit Holzfassade und Laubengängen auf jeder Etage, warm beleuchtet in der Abenddämmerung: "CampusRo" in Rosenheim
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Begehrtes Objekt: "Campus Ro" in Rosenheim

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Haus des Monats: Studentisches Wohnen im Campus Ro in Rosenheim

Die Warteliste ist lang: Im "Campus Ro" in Rosenheim möchte fast jeder Student gern wohnen. Die Appartementanlage verbindet Gemeinschaftssinn mit Nachhaltigkeit. Und hat schon mehrere Auszeichnungen bekommen.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Einladend wirkt das Campus Ro in Rosenheim, überschaubar, dabei ist es ziemlich groß. Die Appartementanlage für Studierende umfasst 211 Wohnungen für Studentinnen und Studenten, dazu ein Gästehaus mit 40 Apartments, in dem zum Beispiel Eltern zu Besuch übernachten können. Die Technische Hochschule Rosenheim befindet sich zu Fuß nur fünf Minuten entfernt.

Laubengänge und Dachgärten

Die warme Farbe der Holzfassaden und die Laubengänge, die die Appartements erschließen und auch als Balkone nutzbar sind, bestimmen das freundliche Gesamtbild. Der erste Impuls: Hier möchte man auch gerne wohnen. Vorbild war das Studentendorf im Münchner Olympiagelände.

Das Campus Ro ist nach dem Entwurf von ACMS Architekten aus Wuppertal in den Etagenhöhen treppenartig gestaffelt, zwei-, drei-, vier- oder fünfgeschossig. Die drei U-förmigen Gebäudekomplexe gruppieren sich rund um begrünte Innenhöfe. Die Architektin Lore Köster hat den Bau organisiert, vom Wettbewerb bis zur fertigen Anlage. "Das Konzept der Architekten war Individualität und Kommunikation", so Köster. "Daher sind diese Laubengänge alle miteinander verbunden, von jeder Wohnung zu allen anderen. Und dann gibt es noch die Dachgärten als gemeinsame Aufenthaltszonen, manche sogar mit Bergblick."

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Platzsparend und trotzdem grün: Lageplan des "Campus Ro" von ACM Architekten

Leben, Wohnen und Arbeiten zusammenbringen

Das Campus Ro entstand durch eine Privatinitiative. Der Rosenheimer Rechtsanwalt Peter Astner, zugleich Professor an der Hochschule, wollte etwas schaffen, das mehr ist als nur ein Wohnheim: "Er hat schon immer die Idee gehabt, dass man ein gutes Leben und Wohnen und Arbeiten zusammenbringen muss, auch beim Studieren", erzählt Lore Köster. "Das ist ein Leuchtturmprojekt, bei dem sich die Studenten wohlfühlen. Peter Astner hatte 2013 zusammen mit Studenten schon mal ein Projekt gemacht, eine Masterarbeit, und das haben wir hier wieder einbringen können."

Siegerentwurf von ACMS Architekten aus Wuppertal

Glückliche Umstände kamen zusammen. Doch zunächst fanden Peter Astner und sein Team kein passendes Grundstück. Dann wurde ihnen eines angeboten, auf dem eine alte Lagerhalle aus Beton stand. Eine Firma wollte sie noch für zwei Jahre mieten, was bedeutete: Man hatte Zeit für einen Architektenwettbewerb, was ziemlich einzigartig ist für eine Privatinitiative. 16 Büros aus ganz Europa wurden eingeladen, im August 2020 erfolgte mit dem Siegerentwurf von ACMS Architekten der Spatenstich. Jetzt gilt das Campus Ro als das nachhaltigste Studentenwohnheim Deutschlands, inklusive sozialem Mehrwert.

Nachhaltigkeit auf allen Ebenen

Das neue Prädikat "KlimaKulturKompetenz" der Bayerischen Architektenkammer wurde an das Campus Ro in allen fünf Kategorien vergeben: Energieeffizienz, Klimaanpassung, Flächensparen, Barrierefreiheit sowie Nachhaltigkeit. Im April gab es auch noch den renommierten Balthasar Neumann Preis. Die Jury lobte die Hybrid-Konstruktion mit Holz aus lokalen Wäldern und hohem Vorfertigungsgrad, wodurch "1.250 t CO2 im Vergleich zu einer massiven Bauweise eingespart werden konnten. Positiv wird auch die Nutzung der Altmasse aus dem Bestandsgebäude bewertet." Konkret heißt das: Die alte Lagerhallte wurde geschreddert und das Material verarbeitet.

Was will man mehr? Zudem sind die Appartements erschwinglich, nur – die Warteliste ist lang. Hier will wirklich jeder wohnen.

Im Rahmen der Architektouren in Bayern, unterstützt durch die Bayerische Architektenkammer, kann das Campus Ro am 24. und 25. Juni besichtigt werden.

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