Vier Jahre vor seinem Tod hat Sigmar Polke in einer Foto-Serie den Himmel festgehalten. So zufällig die Wolken am Himmel angeordnet sind, entstehen doch bei Betrachterinnen und Betrachtern stets ganz eigene Assoziationen im Kopf.
Wie werden Informationen im Gehirn verarbeitet
"Das kennt jeder aus der Kindheit - oder vielleicht machen Sie es immer noch. Ich hoffe es - dass man manchmal in den Wolkenhimmel schaut und denkt, man kann irgendein Gesicht erkennen oder irgendein Ding", sagt Kuratorin Verena Hein, die die Ausstellung mit dem Titel "Dualismen" geplant hat. Sigmar Polke sei es stets um die Wahrnehmung gegangen und um die Frage wie die Informationen im Gehirn verarbeitet werden.
Ausstellung mit viel Abwechslung
Auch wenn Polke immer wieder experimentiert hat, mit neuen Ausdrucksformen, Materialien und Techniken, zieht sich dieser Gedanke durch die abwechslungsreiche Ausstellung. Am deutlichsten wird das Spiel mit der Wahrnehmung in seinen Rasterbildern, die an die amerikanische Pop-Art erinnern.
"Vielleicht denkt man an Roy Lichtenstein, der Comics wiedergegeben hat. Bei Polke ist das aber ein anderer Ansatz", sagt Hein. Er habe vorgefundene Motive aus Zeitungen und Zeitschriften verwendet, diese extrem vergrößert, sodass die Rasterpunkte des Offset-Drucks sichtbar werden. "Und die trägt er dann per Hand minutiös und fast schon meditativ auf die Leinwand auf", sagt die Kuratorin.
Blick auf die Welt mit Humor
Neben dem Spiel mit der Wahrnehmung zieht sich noch etwas anderes durch fast alle Werke Polkes: Sein ironischer Blick auf die Welt, der auch vor dem Kunstbetrieb und sich selbst nicht haltmacht. In einer frühen Fotoserie zeigt Polke Palmen aus allen möglichen Materialien, auch er selbst schlüpft dafür ins Palmen-Kostüm. Auf einem karierten Schreibblock-Blatt mit einer leuchtend grün gemalten Ecke hat Polke ganz zart mit Schreibmaschine folgenden Satz vermerkt: "Höhere Wesen befahlen: Winkel malen!"
Humor durchziehe Sigmar Polkes ganzes Schaffen, sagt Verena Hein. "Leichtigkeit, Gelassenheit schwingt da immer mit und immer auch was Einladendes für den Betrachter und die Betrachterin." Die Polke-Retrospektive ist im Kunstforum Ostdeutsche Galerie bis Mitte Januar zusehen.
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