Bildrechte: picture-alliance/dpa / Jan-Philipp Strobel

Karl Otto Götz

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Karl Otto Götz: Zum Tod des deutschen Action-Painters

Seine Malmethode mit Farbe und Kleister, Pinsel und Rakel machte Karl Otto Götz berühmt. Er war ein früher Förderer von Beuys, in Düsseldorf Lehrer von Gerhard Richter und Sigmar Polke. Im Alter von 103 Jahren ist Götz gestorben. Von Stefan Mekiska

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt.

Es gibt wenige Maler im 20. Jahrhundert, bei denen sich die Wucht des Malprozesses dem Betrachter der Bilder unmittelbar vermittelt wie bei Karl Otto Götz. Da wirbeln Pinselschwünge über die Leinwand, da verlaufen breite Farbbahnen horizontal, vertikal oder diagonal durch den Bildraum. Ein Urknall auf Bildformat, schnell gemalt auf der auf dem Fußboden liegenden Leinwand und dennoch Resultat tagelanger Meditation und vieler vorbereitender Skizzen.

"In Hauruck-Manier mit flüssiger Farbe werden die Pinselzüge aufgetragen und mit dem Rakel ganz schnell reingearbeitet. Das ist ein Halb-Automatismus, mit dem ich informelle Strukturen erreiche.“ Karl Otto Götz

Malverbot in der NS-Zeit

Götz hat schon während seiner langen Militär- und Kriegszeit in den 30er-Jahren als Autodidakt zu malen begonnen. Die Surrealisten beeinflussten seine ersten Bilder. Die Nationalsozialisten erteilten ihm daraufhin Malverbot, er arbeitete heimlich weiter.

1949 wurde Götz als einziger Deutscher in Amsterdam Mitglied der berühmten Malergruppe COBRA. Informell sollte ihre Kunst sein, antiformalistisch, ohne falsche Innerlichkeit und leere Gesten. 1952 fand er durch Zufall seine Malmethode.

"Mein kleiner Sohn Axel war fünf Jahre, wollte malen, auf Packpapier, große Bilder. Ich habe Farbpulver mit Tapetenkleister angerührt, Um Konsistenz zu prüfen, habe ich selbst was auf Karton hingestrichen, und da lag noch ein Messer daneben, ich ging mit dem Messer in die Farbe hinein und habe gerakelt: Das war die Technik, die ich brauchte." Karl Otto Götz

Berühmte Schüler

Götz wischte ausgeschüttete Farbe zu den Schlieren und Kurven, den Weiß-Schwarz-Explosionen, die seine Bilder seitdem prägten. 1959 stellte er auf der zweiten documenta in Kassel aus, was den internationalen Durchbruch für ihn bedeutete.

Im gleichen Jahr wurde er Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, zu seinen Schülern gehören Gerhard Richter, Sigmar Polke und HA Schult. Undogmatische, anregende Freiheit verkörperte Götz als Künstler wie als Akademieprofessor. Dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg so schnell wieder Anschluss fand an die internationale moderne Kunst, ist Persönlichkeiten wie ihm zu verdanken.