ARCHIV - 29.03.2011, Berlin: Der damalige Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, Kai Diekmann, im Axel Springer-Gebäude. Kai Diekmann stand 16 Jahre seit 2001 bis Anfang 2017 an der Spitze der «Bild»-Zeitung als Chefredakteur und zuletzt als Herausgeber. Am 11. Mai 2023 erscheint sein Buch «Ich war Bild». Foto: picture alliance / dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Kai Diekmann im Jahr 2011 - damals als Chefredakteur der "Bild"-Zeitung

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Buch von Bild-Chef Diekmann: "Dann braucht es ein gewisses Ego"

Mit "Ich war Bild" hat der ehemalige Chefredakteur der Bild-Zeitung Kai Diekmann eine Autobiografie vorgelegt – die sowohl ihn selbst, als auch die von ihm geführte Zeitung porträtiert. Der Erscheinungstermin ist mehr als günstig.

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Für die einen die tägliche Lektüre, für andere ein Verbrechen – Bild hat in gewisser Weise die Polarisierung der Gesellschaft schon vorweggenommen. Kai Diekmann war 16 Jahre lang Chefredakteur der größten deutschen Boulevardzeitung. Er ist es seit 2016 nicht mehr, war bis 2018 noch Herausgeber der Bild-Gruppe, hat dann den Springer-Konzern verlassen und ein PR-Unternehmen mitgegründet.

"Nur die faktische Beschreibung"

Am Donnerstag erscheint seine Autobiografie mit dem Titel "Ich war Bild – Ein Leben zwischen Schlagzeilen, Staatsaffäre und Skandalen". Der Erscheinungstermin ist günstig, gibt es doch gerade durch die Enthüllungen zum mutmaßlichen Machtmissbrauch im Springer-Konzern und das mehr oder weniger daran angelehnte Buch "Noch wach?" von Benjamin von Stuckrad-Barre derzeit wieder viel Diskussionsstoff zu Deutschlands meistverkaufter Zeitung.

Diekmann liefert dazu eine Art Doppelporträt: Einerseits von sich selbst, andererseits von den Eigenheiten der Zeitung. Will er sich mit dem Titel "Ich war Bild", bei dem man ja eine gewisse Betonung auf dem "war" vermuten könnte, von seinem damaligen Arbeitgeber distanzieren? "Nein, das ist einfach nur die faktische Beschreibung", sagt Diekmann im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk, "ich bin seit über sechs Jahren nicht mehr bei Axel Springer."

"Ich denke mir meinen Teil dazu"

Die aktuellen Skandale um den mutmaßlichen Machtmissbrauch von Ex-Chef Reichelt und die redaktionelle Einflussnahme durch den Vorstandsvorsitzenden Matthias Döpfner erlebe er "nur von außen". "Ich denke mir meinen Teil dazu. Aber ich gestatte mir jetzt auch nach sechs Jahren den Luxus, das, was ich dazu denke, tatsächlich für mich zu behalten", sagt er.

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«Ich war Bild» von Kai Diekmann

Um an der Spitze der Bild-Zeitung zu stehen, müsse man, wie in anderen Führungspositionen auch, ein spezieller Schlag von Mensch sein, meint Diekmann: "In der Politik oder in den Medien brauchen Sie ein gewisses Selbstbewusstsein, brauchen Sie eine gewisse Resilienz. Und dann braucht es ein gewisses Ego, also schon den Wunsch, sich zu behaupten." Diekmann warnt aber auch, dass Hybris "gefährlich" sei.

Die Bild-Zeitung als "laute Trompete"

Der momentan im Zentrum der Kritik stehende Matthias Döpfner und er seien in Diekmanns Zeit als Chefredakteur sehr unterschiedlicher Auffassungen gewesen. Er habe sich stets selbst gefragt: "Wieviel Einflussnahme gestatten Sie als Chefredakteur?"

Er sei sich bewusst gewesen, dass er am Ende für jede Schlagzeile "den Kopf hinhalten" müsse. Er habe sich thematisch "relativ breit aufgestellt" und "das Blatt so gemacht, wie ich es für richtig gehalten habe". SMS von Döpfner mit inhaltlichen Anweisungen habe er deswegen nicht bekommen. "Ich gehe davon aus, dass Matthias Döpfner geahnt hat, dass sie nicht auf fruchtbaren Boden fallen", sagt Diekmann.

Dabei gibt es zwischen seiner im Buch und Gespräch vorgetragenen Deutung der Bild-Zeitung als "laute Trompete", die inhaltlich aber ausgewogen agiere, und dem dort seit jeher regelmäßig getätigtem aggressiven Kampagnenjournalismus durchaus Spannungen. Diekmann meint dazu: "Am Ende ziehe ich immer die Bilanz, wenn Sie von Rechten und Linken gleichermaßen kritisiert werden. Dann sind Sie als Journalist am richtigen Platz, nämlich zwischen allen Stühlen. Das war immer das, wo ich mich am wohlsten gefühlt habe."

"Ich war Bild – Ein Leben zwischen Schlagzeilen, Staatsaffäre und Skandalen." von Kai Diekmann ist erschienen bei DVA.

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