Der russische Soldat Vadim S., aufgenommen am 13.05.22.
Bildrechte: pa/Reuters/Viacheslav Ratynskyi

Der russische Soldat Vadim S., aufgenommen am 13.05.22.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Zivilist getötet: Russischer Soldat bekennt sich "voll schuldig"

Der Kriegsverbrecherprozess gilt als wegweisend: Der russische Soldat Vadim S. hat vor einem Gericht in Kiew zugegeben, Ende Februar in der Nordukraine einen 62-jährigen unbewaffneten Mann erschossen zu haben. Dem Angeklagten droht lebenslange Haft.

Im ersten Prozess wegen russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine hat sich der Angeklagte schuldig bekannt. Der 21-jährige russische Soldat Vadim S. gab zu, Ende Februar einen 62-jährigen Mann im nordukrainischen Dorf Tschupachiwka aus einem gestohlenen Auto heraus erschossen zu haben. Der Zivilist war Berichten zufolge nicht bewaffnet.

Der Prozess findet vor einem Bezirksgericht in Kiew statt. Dem Angeklagten droht eine lebenslange Haftstrafe wegen Kriegsverbrechen und Mordes. Laut dem US-Sender CNN wollte der Angeklagte zunächst nicht das Wort ergreifen. Er soll auf Nachfrage aber erklärt haben, dass er sich "voll schuldig" bekenne.

Das Opfer war mit seinem Fahrrad unweit seines Hauses in Tschupachiwka unterwegs. Der Staatsanwaltschaft zufolge schoss der russische Soldat auf Befehl eines seiner Kameraden mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr auf den Zivilisten, da dieser Zeuge des Auto-Diebstahls geworden war.

"Keine einschlägige Rechtspraxis"

Der Kreml erklärte am Mittwoch, er verfüge über keine Informationen zu dem Fall. "Die Möglichkeiten der Unterstützung sind wegen des Fehlens einer diplomatischen Vertretung vor Ort ebenfalls sehr begrenzt", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Der Anwalt von S., Viktor Owsiannikow, bezeichnete den Prozess als Herausforderung. "Dies ist der erste Fall in der Ukraine mit einer solchen Anklage. Es gibt keine einschlägige Rechtspraxis oder Urteile zu solchen Fällen", sagte er.

Auch Internationaler Strafgerichtshof ermittelt

Russland weist bisher Vorwürfe vehement zurück, dass russische Soldaten in der Ukraine auch oder sogar gezielt Zivilisten attackieren. Die Ukraine wirft der russischen Armee dagegen vor, seit Kriegsbeginn zahlreiche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Wegen mutmaßlicher Völkerrechtsverbrechen im Ukraine-Krieg ermittelt auch der Internationale Strafgerichtshof (IStGH).

Dem Prozess gegen Vadim S. dürften in der Ukraine etliche weitere folgen. Die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa sagte, ihr Büro bereite Kriegsverbrechensverfahren gegen 41 russische Soldaten vor. Zu den Vorwürfen gehöre die Bombardierung ziviler Infrastruktur, die Tötung von Zivilisten, Vergewaltigung und Plünderung.

(mit Informationen von AFP)

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!