Kremlchef Wladimir Putin
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Terroranschlag: Putin nennt "radikale Islamisten" als Täter

Nachdem Russlands Präsident Putin zunächst von einer Spur in die Ukraine gesprochen hatte, macht er nun erstmals "radikale Islamisten" für den Terroranschlag bei Moskau verantwortlich. Bei dem Attentat wurden 139 Menschen getötet.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Nach dem wohl islamistisch motivierten Terroranschlag bei Moskau suchen die russischen Sicherheitsbehörden nach den Drahtziehern. "Wir wissen, dass das Verbrechen von radikalen Islamisten begangen wurde", hat Kremlchef Wladimir Putin am Montagabend gesagt. Doch nunmehr wolle Russland wissen, "wer der Auftraggeber ist".

Bei dem Anschlag hatten am Freitag vier Männer auf die Besucher der Crocus City Hall geschossen und das Gebäude mit Benzin in Brand gesetzt. Die Zahl der Todesopfer stieg inzwischen auf 139. Die Aufräumarbeiten in der zerstörten Halle sowie die Suche nach möglichen weiteren Opfern unter den Trümmern sollen an diesem Dienstag abgeschlossen werden. 

Putin: Mehrere Fragen zu Angriff bei Moskau noch ungeklärt

Jetzt müssten mehrere Fragen geklärt werden, machte Putin deutlich. "Wie kommen radikale Islamisten, die sich als gläubige Muslime ausgeben und sich zum sogenannten reinen Islam bekennen, dazu, während des heiligen Monats Ramadan, der allen Muslimen heilig ist, schwere Gräueltaten und Verbrechen zu begehen?", wurde Putin bei dem Treffen mit Vertretern verschiedener Behörden zitiert. Es bleibe auch abzuwarten, "ob radikale und terroristische islamische Organisationen wirklich daran interessiert sind, Russland anzugreifen, das heute für eine gerechte Lösung des eskalierenden Nahostkonflikts steht".

Bereits mehrfach hat die Terrormiliz Islamischer Staat den Anschlag für sich reklamiert. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das Bekenntnis für glaubhaft und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) hinter dem Anschlag. Der IS hat Russland seit Langem im Visier, unter anderem wegen der Intervention Moskaus im syrischen Bürgerkrieg, wo der IS ein inzwischen zerschlagenes Kalifat ausgerufen hatte.

USA: Aussagen zu angeblicher Verwicklung der Ukraine sind "Propaganda"

Mit seiner Aussage zu den Tätern des Terroranschlags wich Putin zum Teil von seiner ursprünglichen Linie ab, in der er eine "ukrainische Spur" hinter der Bluttat vermutet hatte, ohne dafür Beweise anzuführen. Jedoch betonte er: Es sollte geklärt werden, warum die Terroristen nach der Bluttat in die Ukraine entkommen wollten. "Und wer sie dort erwartet hatte", fügte Putin hinzu. Die mutmaßlichen Attentäter waren in der Region Brjansk südlich von Moskau gefasst worden. Putin hatte am Wochenende gesagt, für die vier mutmaßlichen Attentäter sei nach der Tat ein Fenster für einen Grenzübertritt in die Ukraine vorbereitet worden. Dass die USA Russland zwei Wochen vor dem Anschlag vertraulich vor möglichen Terror-Aktionen gewarnt haben, erwähnte Putin nicht.

Das Weiße Haus wies Aussagen der russischen Führung zu angeblichen Verwicklungen der Ukraine in den tödlichen Terroranschlag als "Propaganda des Kremls" zurück. Die ukrainische Führung hat die Vorwürfe zudem strikt zurückgewiesen. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Kremlchef am Montagabend in seiner täglichen Videoansprache als "kranke und zynische Kreatur".

Zahl der Toten steigt auf 139

Unterdessen stieg die Zahl der Toten des Anschlags auf 139. Von den mehr als 180 Verletzten seien mehr als 50 bereits in häusliche Pflege entlassen worden, teilte Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa mit. Mehr als 90 Menschen, unter ihnen etwa fünf Kinder, würden noch stationär behandelt. Bis Montagabend seien 75 Tote identifiziert worden. An einem improvisierten Gedenkort am Zaun des Geländes Crocus City legten trauernde Menschen weiterhin Blumen nieder. Rettungskräfte würden noch bis Dienstagabend in den Trümmern des Konzertsaals nach Toten suchen, erklärte Andrej Worobjow, Gouverneur der Region Moskau.

Mit Informationen von dpa, AP und AFP

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