Die Staatsanwaltschaft Berlin nimmt Ermittlungen gegen den ehemaligen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt auf.
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Die Staatsanwaltschaft Berlin nimmt Ermittlungen gegen den ehemaligen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt auf.

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Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen Julian Reichelt auf

Anfangsverdacht wegen Betruges – so lautet die Begründung der Staatsanwaltschaft Berlin. Sie ermittelt nun gegen den früheren Chefredakteur der "Bild", Julian Reichelt. Es ist die nächste Episode in den Skandalen rund um den streitbaren Journalisten.

Die Staatsanwaltschaft Berlin nimmt Ermittlungen gegen den ehemaligen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt auf. Ein Sprecher der Behörde teilte am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit: "Das Vorliegen eines Anfangsverdachts wegen Betruges wurde nun bejaht, die Ermittlungen werden aufgenommen." Hintergrund ist eine Strafanzeige des Medienkonzerns Axel Springer. Nähere Angaben zu den Vorwürfen machte die Staatsanwaltschaft nicht.

Springer-Verlag hatte Reichelt angezeigt

Der Anwalt von Reichelt, Ben Irle, teilte auf Anfrage mit: "Die Strafanzeige liegt meinem Mandanten bis zum heutigen Tage nicht vor." Daher könne man sich zu den seinem Mandanten noch immer unbekannten Vorwürfen des laufenden Verfahrens nicht äußern. Die Voraussetzungen für die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens seien generell äußerst gering.

Das Medienhaus hatte im April seinen früheren "Bild"-Chef Reichelt angezeigt. Details nannte das Unternehmen nicht. Die Staatsanwaltschaft hatte bislang geprüft, ob ein Anfangsverdacht vorliege und damit die Voraussetzung für Ermittlungen gegeben sei. Der Behördensprecher machte keine Angaben dazu, wie lange die Ermittlungen dauern werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Machtmissbrauch: Reichelt musste bei "Bild" gehen

Reichelt musste im Herbst 2021 seinen Posten als Chefredakteur bei Deutschlands größter Boulevardzeitung räumen und den Konzern verlassen. Hintergrund seines Karriere-Endes bei "Bild" waren Vorwürfe des Machtmissbrauchs in Verbindung mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen. Der Journalist selbst hatte später von einer "Schmutzkampagne" gegen ihn gesprochen und Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Neben der Strafanzeige verlangt Springer darüber hinaus in einem arbeitsrechtlichen Streit Geld von Reichelt zurück. Ein erster Gütetermin ist im Juni beim Arbeitsgericht Berlin geplant. Nach Gerichtsangaben geht es bei dieser Klage um die Rückzahlung einer Abfindung, die beim Weggang Reichelts vereinbart worden sei. Zudem fordere der Konzern auch die Zahlung einer Vertragsstrafe. Es handele sich insgesamt um eine Millionensumme.

Springer-Verlag kommt nicht zur Ruhe

Unerdessen scheint der Springer-Konzern weiter nicht zur Ruhe zu kommen. Zuletzt hatte die Wochenzeitung "Die Zeit" berichtet, dass Springer-Chef Döpfner in privaten Nachrichten über Ostdeutsche gelästert habe: "Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig". Im vergangenen Jahr hatte Döpfner zudem seinen Vorsitz als Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) im Zuge der Reichelt-Affäre abgegeben.

Im Audio: Debatten um die Zustände beim Axel-Springer-Verlag

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender, bei einer Hauptversammlung der Axel Springer SE im Jahr 2019.
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Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner

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