Der Medienkonzern Axel Springer hat mit sofortiger Wirkung "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt von seinen Aufgaben entbunden.
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Der Medienkonzern Axel Springer hat mit sofortiger Wirkung "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt von seinen Aufgaben entbunden.

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Julian Reichelt als "Bild"-Chefredakteur abgesetzt

Im Frühjahr kam der Vorwurf des Machtmissbrauchs gegen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt auf. Der 41-Jährige bekam dann eine zweite Chance. Wegen "neuer Erkenntnisse" über Reichelts Verhalten zieht der Axel-Springer-Verlag aber nun Konsequenzen.

Der Verlag Axel Springer hat "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt mit sofortiger Wirkung von dessen Aufgaben entbunden. Als Folge von Medienrecherchen habe das Unternehmen in den vergangenen Tagen "neue Erkenntnisse" über das Verhalten Reichelts gewonnen. "Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat", teilte der Verlag am Montag in Berlin mit.

Neuer Vorsitzender der "Bild"-Chefredaktion wird Johannes Boie. Der 37-Jährige ist derzeit Chefredakteur der zu Springer gehörenden Zeitung "Welt am Sonntag".

Vorwurf des Machtmissbrauchs gegen Reichelt

Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen den 41-jährigen Reichelt standen seit Anfang März im Raum. Damals hatte der "Spiegel" berichtet, dass rund ein halbes Dutzend Mitarbeiterinnen dem Medienhaus Vorfälle aus den vergangenen Jahren angezeigt hätten. Nach der Veröffentlichung der Anschuldigungen wurde Reichelt auf eigenen Wunsch freigestellt, das Unternehmen leitete eine Compliance-Untersuchung zur Prüfung der Vorwürfe ein.

Ende März kehrte Reichelt an seinen Arbeitsplatz zurück. Zur Begründung hieß es, der Vorstand des Medienkonzerns sehe es trotz festgestellter Fehler in der Amts- und Personalführung als nicht gerechtfertigt an, Reichelt von seinem Posten abzuberufen.

Gestoppte Investigativ-Recherche sorgte für Wirbel

Nach neuen Erkenntnissen zu Reichelts Verhalten zog Axel Springer nun doch Konsequenzen: Zuletzt hatten investigative Recherchen des Ippen-Verlags ("Münchner Merkur", "TZ", "Frankfurter Rundschau") und der "New York Times" für Aufsehen gesorgt. Die Ippen-Veröffentlichung wurde gestoppt, wogegen das Investigativ-Team des Verlags protestierte. Laut einem im Internet bekanntgewordenen Schreiben der Redakteure geht es bei ihren Recherchen im Kern um "Machtmissbrauch gegen Frauen und weitere Missstände" bei Axel Springer und vor allem durch den bisherigen "Bild"-Chef Reichelt.

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