Eine Balkonsolaranlage ist genehmigungsfrei, muss aber bei der Bundesnetzagentur und beim zuständigen Netzbetreiber angemeldet werden
Bildrechte: BR

Eine Balkonsolaranlage ist genehmigungsfrei, muss aber bei der Bundesnetzagentur und beim zuständigen Netzbetreiber angemeldet werden

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

So sparen Sie Geld mit Strom vom Balkon

Egal ob Öl- oder Gasheizung: Ein warmes Zuhause wird teurer. Und eine kurzfristige Alternative zur bestehenden Heiztechnik gibt es meist nicht. Neben Energie sparen, kann es sinnvoll sein, selbst Strom zu erzeugen. Das ist finanziell lukrativ.

Über dieses Thema berichtet: UNKRAUT am .

Schon für Hauseigentümer ist es kaum möglich, eine Ölheizung kurzfristig gegen moderne Heiztechnik mit erneuerbaren Energien auszutauschen. Wegen Handwerkermangel und Lieferengpässen ist dafür ungefähr ein Jahr einzuplanen und in der Regel einige zehntausend Euro. Wer in einer Eigentumswohnung wohnt, hat oft noch höhere Hürden. Vor allem der Abstimmungsprozess ist komplizierter. Was kann man kurzfristig tun?

Selbst Strom erzeugen ist kurzfristig möglich

Hansgeorg Lichte besitzt eine Eigentumswohnung und hat genau diese Erfahrungen gemacht. Die Gasheizung in seiner Wohnanlage ist nicht einfach mal schnell ausgetauscht. Doch abwarten und nichts tun, kam für ihn nicht in Frage und so hat er sich erst mal für ein eigenes kleines Stromkraftwerk entschieden - auf seinem Balkon. Denn klar ist: In Zukunft brauchen wir mehr Strom zum Heizen und Tanken und natürlich im Alltag. Der hat sich für ihn jetzt verändert. Wenn am späten Vormittag die Sonne auf seine an der Balkonbrüstung befestigten Module scheint: "Dann schalt ich meine Spülmaschine ein, anstatt so wie früher, am Abend." So verbraucht Hansgeorg Lichte den erzeugten Strom selbst und muss weniger von seinem Energieversorger beziehen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Anlage amortisiert sich in wenigen Jahren

Zwei Module hängen jetzt leicht schräg gestellt vor seinem Holzbalkon. Über ein Kabel sind sie mit einem kleinen Kästchen verbunden, dem Wechselrichter. Der verwandelt den Gleichstrom, den die Module erzeugen, in Wechselstrom, also in den Strom, den Haushaltsgeräte brauchen.

Die Inbetriebnahme ist einfach: einen Stecker in die Steckdose stecken und die Module sind angeschlossen. Eine Genehmigung braucht es nicht, aber die Anlage muss bei der Bundesnetzagentur und dem zuständigen Netzbetreiber angemeldet werden. Zugelassen ist nur eine Leistung von maximal 600 Watt.

600 Kilowattstunden Stromertrag im Jahr

Das bedeutet knapp 600 Kilowattstunden Stromertrag im Jahr. Damit kann Lichte zwar nicht seinen kompletten Strombedarf abdecken, aber die Grundlast. In etwa die Strommenge, die ein Kühlschrank und ein paar weitere Haushaltsgeräte verbrauchen. Die Investition lohnt sich, denn nach spätestens fünf Jahren ist die Anlage, die 600 Euro gekostet hat, abbezahlt, überschlägt Lichte. "Ich zahle jetzt im Monat ungefähr zehn Euro weniger für Strom. Nach fünf Jahren ist das Thema durch und ab dann ist sie eine cash cow."

Bildrechte: BR
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Hansgeorg Lichte vor seiner Balkon-Solaranlage

Auch Stromkosten sind durch Energiekrise gestiegen

Die Energiekrise wirkt sich auch auf die Strompreise aus. Sollten die noch weiter steigen, amortisiert sich ein Balkonkraftwerk in noch kürzerer Zeit. Danach liefert das Balkonkraftwerk viele Jahre kostenlosen Strom für den Eigenverbrauch, denn Solarmodule haben eine Lebensdauer von 20 Jahren und mehr.

Solarmodule müssen aus China importiert werden

Die Nachfrage nach sogenannten "Stecker-Anlagen" ist stark gestiegen. Fritz Lietsch, Chefredakteur eines Nachhaltigkeitsmagazins, ist es gelungen, ein paar Paletten davon aufzutreiben. Er verkauft seit kurzem Balkonsolaranlagen. Für ihn ein Hobby, mit dem er etwas verändern will. Er bedauert, dass die Module, wie auch die Solarzellen, größtenteils in China produziert werden und die Herstellung in Deutschland überwiegend eingestellt wurde. Dass sich das nun wieder ändern könnte, hält er für wahrscheinlich. "Die Transportkosten sind in den letzten zwei Jahren pro Container von 2.000 Euro auf fast 10.000 Euro gestiegen. Das heißt, es ist wieder von Vorteil, regional zu produzieren“, so Fritz Lietsch.

Selbst Strom produzieren schafft Bewusstsein für Energieverbrauch

Wie Balkonsolaranlagen montiert werden, dafür gibt es keine Pauschallösungen. Die Module statt im Internet vor Ort zu kaufen und sich individuell beraten zu lassen, hat also Vorteile. Selbst Strom produzieren ist nicht die Lösung für die Energiekrise, aber dennoch ein wichtiger erster Schritt, findet Fritz Lietsch. Denn es erzeugt Bewusstsein für den Energieverbrauch: "Viele rufen mich an und sagen, jetzt weiß ich erst, wie viel mein Wäschetrockner braucht, oder mein Herd. Und dieses Bewusstsein ist mehr denn je nötig. Weil wenn jetzt alle zum Beispiel Heizlüfter kaufen, um im Winter zu heizen, dann haben wir viel zu wenig Strom."

  • Zum Artikel: Zu schwache Infrastruktur: Solarstrom verpufft im Nirvana

Balkonstrom auch für Mieter möglich

Fest steht aber auch: Strom vom eigenen Balkon ist nicht nur gut fürs Bewusstsein, sondern macht sich sofort in der monatlichen Abschlagszahlung vom Stromanbieter bemerkbar. Ein weiterer Vorteil: Ein Balkonkraftwerk ist für viele Menschen umsetzbar. Es braucht weder Wohneigentum noch ein eigenes Dach, sondern lediglich einen Balkon – am besten mit Südausrichtung.