Ukraine, Mariupol: Dieses Satellitenbild zeigt das Schauspielhaus von Mariupol vor dem Angriff.
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Ukraine, Mariupol: Dieses Satellitenbild zeigt das Schauspielhaus von Mariupol vor dem Angriff.

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Russischer Luftangriff zerstört Theater in Mariupol

Die Schreckensnachrichten aus der belagerten ukrainischen Stadt Mariupol reißen nicht ab. Nun soll ein Theater bombardiert worden sein, das Hunderte Zivilisten als Schutzraum nutzten. Kiew und Moskau machen sich gegenseitig verantwortlich.

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Ein russischer Luftangriff hat in der belagerten südukrainischen Stadt Mariupol nach Angaben des Stadtrats ein Theater zerstört. Offenbar gab es keine Todesopfer, aber Verletzte, wie die ukrainische Abgeordnete Lesja Wasylenko mitteilte. In dem Theater hätten sich zwischen 1.000 und 1.500 Menschen aufgehalten. Sie bezeichnete den Angriff als absichtliche "Zerstörung einer Zuflucht". "Es bricht mir das Herz, was Russland unserem Volk antut", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwochabend.

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"Kinder" in großen weißen Buchstaben

Russlands Verteidigungsministerium wiederum behauptete, am Mittwoch gar keine Luftangriffe gegen Bodenziele in Mariupol ausgeführt zu haben und machte das ukrainische nationalistische Regiment Asow für die Attacke verantwortlich. Die auf Satellitenfotos spezialisierte Firma Maxar teilte mit, Aufnahmen vom Montag zeigten, dass auf Russisch das Wort "Kinder" in großen weißen Buchstaben vor und hinter das Theater geschrieben worden sei.

Das von russischen Truppen umzingelte Mariupol ist die bislang vom Krieg am schwersten getroffene Stadt der Ukraine. Seit drei Wochen wird sie belagert, Behörden sprechen von mehr als 2.300 Toten. Die Hafenstadt hat in Friedenszeiten 430.000 Einwohner. Den Menschen fehlt es an Lebensmitteln, Heizung und Medikamenten.

Putin spricht von Abschaum und Verrätern

Der russische Präsident Wladimir Putin wetterte im Fernsehen gegen Russen, die den Krieg ablehnen. Die Russen würden immer in der Lage sein, wahre Patrioten von Abschaum und Verrätern zu unterscheiden, sagte Putin. "Und sie werden sie einfach ausspucken wie eine Mücke, die ihnen versehentlich in den Mund geflogen ist." Eine solche natürliche und notwendige Selbstreinigung der Gesellschaft werde das Land nur stärken. Dem Westen warf Putin vor, sich einer fünften Kolonne von verräterischen Russen zu bedienen, um Unruhen zu schüren. "Und es gibt nur ein Ziel, ich habe bereits darüber gesprochen - die Zerstörung Russlands", sagte er.

Die Rede schien eine Warnung zu sein, dass der Umgang mit Kritikern, der seit Beginn der Invasion am 24. Februar bereits verschärft wurde, noch repressiver werden könnte. Ein Zeichen dafür waren die ersten bekannt gewordenen Strafverfahren auf der Grundlage eines neuen Gesetzes, das 15 Jahre Haft für die Veröffentlichung von angeblich falschen Informationen über den Ukraine-Krieg vorsieht. Zu den Angeklagten gehörte Veronika Belozerkowskaja, eine im Ausland lebende russischsprachige Kochbuchautorin und Bloggerin. Diese habe auf Instagram Beiträge veröffentlicht, die bewusst falsche Informationen über den Einsatz der Streitkräfte der Russischen Föderation zur Zerstörung von Städten der Ukraine enthielten, erklärten die Strafverfolgungsbehörde.

Anzeichen für Fortschritte in den Gesprächen

Gleichzeitig gab es Anzeichen für Fortschritte in den Gesprächen zwischen Unterhändlern beider Seiten. Der ukrainische Präsident Selenskyj beschrieb die russischen Forderungen als realistischer als in der Vergangenheit. Sein Berater Mychajlo Podoljak sagte, die Ukraine fordere einen Waffenstillstand, den Abzug der russischen Truppen und Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Das könne nur in einem direkten Dialog zwischen Selenskyj und Putin erreicht werden. Aus dem Präsidentenbüro in Kiew verlautete, Hauptthema der Gespräche sei die Frage, ob russische Truppen nach dem Krieg in den Separatistengebieten in der Ostukraine verbleiben würden und wo die Grenzen verlaufen sollten.

US-Präsident Joe Biden bezeichnete Putin wegen der Invasion in der Ukraine als Kriegsverbrecher. Russische Truppen hätten Krankenhäuser bombardiert und Arzte gefangen genommen, sagte Biden am Mittwoch in Washington. "Er ist ein Kriegsverbrecher", erklärte der US-Präsident. Mehrere Staats- und Regierungschefs hatten Putin so genannt, das Weiße Haus bislang aber nicht und dabei darauf verwiesen, dass es sich um einen rechtlichen Begriff handle, dessen Verwendung geprüft werden müsse. Biden kündigte die Lieferung von Waffen und Munition im Wert von 800 Millionen Dollar an die Ukraine an.

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

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