Eine Frau hält einen 5-Euro-Schein in der Hand.
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Bargeld in Briefen: RKI sucht Probanden – und erntet Kritik

Seit Jahren hat das Robert-Koch-Institut ein Problem: Die Teilnehmerzahl bei Studien sinkt. Daher verschickt die Behörde als Anreiz Briefe mit Bargeld. Für eine neue Studie investiert das RKI somit über eine Million Euro – das stößt auch auf Kritik.

Bargeld in Briefen und ein QR-Code – eine neue Betrugsmasche? Nein. Das Robert-Koch-Institut verschickt derzeit 5-Euro-Scheine in Briefen, um Teilnehmer für eine neue Studie zu gewinnen. Neben der Einladung und dem Geld ist auch ein QR-Code enthalten: Wer diesen nutzt, kann an der Studie teilnehmen – bekommt einen zusätzlichen Geldbetrag. Wer nicht mitmacht, kann die fünf Euro behalten.

RKI gibt mehr als eine Million Euro für Studienteilnehmer aus

Insgesamt gibt das RKI dafür über eine Million Euro aus. Denn: Wie es vom Institut heißt, werden insgesamt 180.000 Menschen deutschlandweit zufällig ausgewählt und angeschrieben. Sie erhalten je fünf Euro. In Summe werden dafür 900.000 Euro ausgegeben.

Das Ziel des RKI: 30.000 Teilnehmer für die Studie zu gewinnen. Wenn sie mitmachen, erhalten sie weitere zehn Euro. Als "Pflege" der Teilnehmenden, wie es auf Nachfrage heißt. Das entspricht nochmal 300.000 Euro. Insgesamt gibt das RKI für die Langzeit-Studie also 1,2 Millionen Euro aus.

Bund der Steuerzahler: "Steuerverschwendung"

Das stößt beim Bund der Steuerzahler auf Kritik. Zwar handle es sich um eine "vermutlich sinnvolle Gesundheitsumfrage". Auf BR24-Anfrage heißt es vom Vorstand Reiner Holznagel aber weiter: "Bei dieser augenscheinlichen Verschwendung von Steuergeld droht ein Beitrag im Schwarzbuch!" Weil öffentliche Mittel fließen, fordert Holznagel "detaillierte Erklärungen". Bis dahin sollte die Umfrage seiner Meinung nach gestoppt werden.

RKI hat Problem: "Teilnahmequoten seit Jahren rückläufig"

Zur Kritik des Bundes der Steuerzahler will sich das RKI auf BR24-Nachfrage nicht äußern, erläutert aber das Vorgehen. Das Institut, das die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention ist, hat seit Jahren ein Problem: "Die Teilnahmequoten an Befragungsstudien sind seit Jahren rückläufig", wie es auf BR24-Anfrage heißt.

Das Bargeld in den Briefen soll dem Trend entgegenwirken und als Motivation wirken. In einem vom RKI durchgeführten Pretest zum Einsatz sogenannter "Incentives" (Anreize, in dem Fall Bargeld), konnte im Vergleich zur Nicht-Nutzung von Incentives eine um 13 Prozentpunkte höhere Teilnahmequote erreicht werden. Geld für eine Studienteilnahme sei gängige Praxis in der Forschung, heißt es.

Neue RKI-Studie: "Gesundheit in Deutschland"

Für die neue Studienreihe "Gesundheit in Deutschland" will das RKI eine Gruppe von Menschen über einen längeren Zeitraum begleiten und befragen – es handelt sich somit um eine sogenannte Panel-Studie. Davon erhofft sich das Institut, die Teilnehmer immer wieder schnell und regelmäßig zu befragen, um aktuelle Daten zu Gesundheitsthemen zu erhalten.

"Auch in einer Krise ist damit zukünftig die Infrastruktur vorhanden, um sehr schnell Antworten auf gesundheitliche Fragestellungen zu erhalten", wie es vom Präsidenten des RKI, Lars Schaade, in einer Pressemitteilung heißt. Mit der Studie sollen Antworten auf verschiedene Fragen gefunden werden: "Wie geht es den Menschen in Deutschland?", "Welche Vorsorgeuntersuchungen werden wahrgenommen?" oder "Wie steht es um die seelische Gesundheit?" Damit wolle man die Gesundheit der Menschen im Land verbessern.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version des Artikels haben die genannten Ausgaben des RKI nicht gestimmt. Wir haben die Summen im zweiten und dritten Absatz korrigiert.

Im Video: Jugendgesundheit - Soziale Ungleichheit und zu wenig Bewegung

Kinder spielen Tischtennis auf dem Pausenhof
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Kinder spielen Tischtennis auf dem Pausenhof

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