Ein Rettungsteam in roten und orangenen Overalls, mit Helmen und Packsäcken steigt in Morca-Höhle in der Südtürkei.
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Experten aus ganz Europa bemühen sich in der Türkei um die Rettung eines US-Forschers aus einer Höhle 1000 Meter unter der Erdoberfläche.

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Rettungsaktion für kranken Höhlenforscher aus 1.000 Metern Tiefe

Seit Tagen befindet sich ein US-amerikanischer Höhlenforscher schwer krank in einer Höhle in der Türkei - 1.000 Meter unter der Erde. Helfende aus ganz Europa versuchen, den Mann zu retten. Die Aktion ist aufwendig und könnte Wochen dauern.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Auf einer Expedition in der Morca-Höhle in der Südtürkei hat ein Höhlenforscher eine Magenblutung erlitten - in 1.250 Metern Tiefe. Mehr als 170 Helfende arbeiten seit Sonntag daran, den Mann aus der Höhle zu bergen. Das erklärte Yusuf Öğrenecek vom Türkischen Höhlenforscherverband Aspeg. Der etwa 40 Jahre alte Mann ist Teil eines internationalen Forschungsteams, das die dritttiefste Höhle der Türkei erkundet. Die Höhle in der südlichen Provinz Mersin reicht 1.276 Meter tief.

Forscher erkrankte in der Höhle - Bergung äußerst schwierig

Die Kollegen hätten es geschafft, den US-amerikanischen Forscher in das Lager in 1.000 Metern Tiefe zu bringen; eine Bergung gestalte sich aber als äußerst schwierig, so Ogrenecek. Er müsse mit einer speziellen Vorrichtung herausgebracht werden, die aber nicht durch die engen Höhlengänge passe. Derzeit sprengten Einsatzkräfte die engen Stellen auf.

Dem Höhlenverband zufolge sind inzwischen Ärzte zu dem US-Amerikaner vorgedrungen und es besteht telefonischer Kontakt. Er habe bislang eine Bluttransfusion erhalten. An der Rettung seien unter anderem Teams aus Ungarn und Italien beteiligt; deutsche Helfer seien in Alarmbereitschaft. Nach Einschätzung von Yaman Özakin, dem Sprecher des türkischen Verbandes der Höhlenforscher, werde es aber noch etwa zwei Wochen dauern, bis der Höhlenforscher herausgebracht werden kann. Der kroatische Höhlenretter und Leiter des Europäischen Höhlenrettungsverbands, Dinko Novosel, sagte, es sei eine sehr komplexe Höhlenrettungsaktion: "Bis jetzt gibt es keinen Fall auf der Welt, in dem wir eine größere Höhlenrettungsaktion durchgeführt haben."

Erkrankter US-Höhlenforscher dankt Helferteams

In einem ersten Video aus der türkischen Höhle hat der kranke Forscher Mark Dickey den Einsatzkräften für die Rettung seines Lebens gedankt. "Ich war sehr nahe am Abgrund", sagte er in dem Video vom 6. September, das der Nachrichtenagentur AP von den türkischen Behörden zur Verfügung gestellt wurde. "Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber ich weiß, dass die schnelle Reaktion der türkischen Regierung, die mir die benötigte medizinische Versorgung besorgt hat, meiner Meinung nach mein Leben gerettet hat", sagte er in dem Video.

Dem Forscher, der geblutet und Flüssigkeit aus seinem Magen verloren hatte, gehe es etwas besser, teilte eine Höhlenrettungsgruppe aus New Jersey mit, mit der er verbunden ist. Er habe aufgehört zu erbrechen und zum ersten Mal seit Tagen wieder etwas gegessen. Was seine Probleme verursachte, war unklar.

Die Kommunikation mit dem Erkrankten war schwierig und dauerte jeweils etwa fünf bis sieben Stunden. Retter gehen dabei von Dickey zu einem Lager unter der Erdoberfläche, wohin Kabelverbindungen zur Kommunikation gelegt wurden. Die Gruppe aus New Jersey berichtet, dass es in der Höhle kalt sei - etwa vier bis sechs Grad Celsius.

Aktion erinnert an Rettung aus tiefster Höhle Deutschlands

In Deutschland hatte 2014 eine Rettungsaktion in der Riesending-Schachthöhle, der längsten und tiefsten Höhle Deutschlands, für Aufregung gesorgt. Damals war ein Höhlenforscher von einem Steinschlag am Kopf getroffen worden und in einer elf Tage dauernden Rettungsaktion aus 1.000 Metern Tiefe wieder ans Tageslicht gebracht worden.

Mit Informationen von dpa, AFP und AP

Gebirge in der Region Mersin in der Türkei
Bildrechte: picture alliance / AA | Seyit Konyali
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Die Höhle befindet sich in der Region Mersin in der Türkei. (Symbolbild)

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