Archiv - Reinhold Messner im Industal (2019).
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Gipfel-Streit um Reinhold Messners Weltrekord.

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Rekord-Titel weg: Kein Ende im Gipfelstreit um Messner

Eigentlich gilt Reinhold Messner als der Erste, der auf allen 14 Achttausender Gipfeln der Welt gewesen ist - doch das Guinness-Buch der Rekorde hat ihm mehrere Titel aberkannt. Seitdem ist ein regelrechter Gipfelstreit entbrannt.

Seit Jahrzehnten galt Reinhold Messner im Guinness-Buch als der erste Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat - und als erste Person, die dies ohne Hilfe von Sauerstoff aus der Flasche geschafft hat. Seit ihm dieser Titel vom Guinness-Buch aberkannt wurde, ist die Bergsteigerwelt in Aufruhr.

"Messner nie ganz oben" auf der Annapurna

Inzwischen ist Messner auf der Internetseite des Guinness-Buches lediglich als "Vermächtnis"-Rekord gelistet: Der Rekord wurde zu einer Zeit anerkannt, als die Berechnungen nicht dem heutigen Stand entsprachen.

Auslöser dafür waren neue Berechnungen, die erst jetzt - Jahrzehnte nach Messners Gipfelbesteigungen - mithilfe von Geodaten möglich wurden. Demnach war der Südtiroler nie ganz oben auf dem Gipfel der über 8.000 Meter hohen "Annapurna" im Himalaya-Gebirge. Grundlage für die neuen Berechnungen waren die Daten des deutschen Himalaya-Chronisten Eberhard Jurgalski. Der hatte schon länger gesagt, dass Messner nie ganz oben auf der Annapurna gestanden habe. "Messner war an einem Punkt 65 Meter vor und fünf Meter unter dem Gipfel", so Jurgalski.

Experte: "Von Reinhold-Messner-Anhängern beschimpft"

Er werde mittlerweile von Messners Anhängern beschimpft, sagt Jurgalski: "Ich habe Messner keinen Rekord aberkannt, sondern seine Leistung lediglich einordnen wollen." Der berühmte Bergsteiger habe nur einen Fehler gemacht, so Jurgalski weiter: "Messner hat viel geleistet, aber einen kleinen menschlichen Fehler gemacht - so wie andere auch", so Jurgalski.

Außerdem seien seine Veröffentlichungen zu den neuen Berechnungen nicht persönlich gegen Messner gerichtet gewesen, verteidigt sich der Himalaya-Chronist. Schließlich habe er herausgefunden, dass auch andere nicht die Gipfel der Achttausender Annapurna, Dhaulagiri und Manaslu erreicht hätten. Jurgalski rief Messner auf, damit aufzuhören, ihn zu beleidigen.

Messner: "Der hat keine Ahnung. Der ist kein Experte"

Messner hatte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa über den Himalaya-Chronisten gesagt: "Der hat keine Ahnung. Der ist kein Experte. Der hat einfach den Berg verwechselt. Natürlich sind wir auf dem Gipfel angekommen."

Bergsteiger-Experten zufolge war es in der Vergangenheit bei vielen Gipfeln nicht immer eindeutig klar, wo genau der höchste Punkt war und ob man ihn erreicht hatte. Denn damals gab es noch keine Geodaten oder GPS. Sturm und Schnee machten das Ganze zudem häufig unübersichtlich, verteidigte sich auch Messner in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Ob wir nun fünf Meter höher standen oder nicht - das kann niemand wissen auf der Welt. Weil der Sturm zu stark war und ein White Out herrschte: dichter Nebel, alles weiß um uns herum, Schnee, Eis". Nicht nur der Gipfel sei damals sein Ziel gewesen, sondern auch der Weg dorthin, so Messner in der FAZ.

Neuer Weltrekordler Viesturs: Messner war der Erste

Gemäß den neuen, von Jurgalski angestoßenen Daten, auf die die Organisatoren des Guinness-Buches zurückgreifen, wird nun dem US-Amerikaner Ed Viesturs der Titel zugesprochen, der Erste auf allen Achttausendern gewesen zu sein.

Viesturs springt seinem weltweit bekannten Bergsteiger-Kollegen nun bei: "Ich bin der festen Überzeugung, dass Reinhold Messner der erste Mensch war, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, und dass dies auch heute noch anerkannt werden sollte." Messner habe sein Möglichstes getan, um auf den Bergen den wahren Gipfel zu besteigen, und zwar nach bestem Wissen und unter den Bedingungen, die er vor Ort vorfand damals, so der Bergsteiger und neue offizielle Weltrekord-Halter Ed Viesturs.

Messner will sich im Gipfelstreit nicht mehr äußern

Messner will sich beim Gipfelstreit nun zurückhalten. Auf seinem Instagram-Profil setzte er am Montag nach eigenen Worten einen letzten Post zu dem Thema ab. Ihm gehe es nicht in erster Linie um das Erklimmen des Gipfels für einen Rekord. Im Alpinismus gebe es keine Rekorde - so etwas werde es im traditionellen Alpinismus nie geben: "Ich habe in meinem Leben so viel gewonnen, dass ich heute voller Stolz sagen kann, dass ich ein glücklicher Mann bin!"

Mit Informationen von dpa und AFP

Im Video: Reinhold Messner über den traditionellen Alpinismus

Reinhold Messner zu Gast in der Abendschau
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Reinhold Messner zu Gast in der Abendschau

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