Joe Biden, Präsident der USA, spricht im Roosevelt Room des Weißen Hauses.
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US-Präsident Biden

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"Nicht viel Zeit": Biden drängt Kongress zu Ukraine-Hilfe

Im US-Kongress wird es immer schwieriger, die Zustimmung für milliardenschwere Waffenlieferungen zu bekommen. Ein Übergangshaushalt ohne Gelder für die Ukraine schürt Sorgen, dass die US-Unterstützung wankt. Der Präsident beschwichtigt.

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US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine die weitere Unterstützung der USA zugesichert und den Kongress aufgefordert, möglichst rasch neue Hilfen für Kiew zu beschließen. Im Moment würden die Gelder für das von Russland angegriffene Land weiter fließen, aber es bleibe "nicht viel Zeit", sagte Biden am Sonntag. "Wir können unter keinen Umständen zulassen, dass die amerikanische Hilfe für die Ukraine unterbrochen wird."

Shutdown abgewendet auf dem Rücken der Ukraine?

Tags zuvor hatte der Kongress einen Übergangshaushalt bis zum 17. November ohne neue Gelder für die Ukraine beschlossen, um einen Regierungsstillstand abzuwenden. Wäre das nicht bis Mitternacht gelungen, wären Regierungsangestellte in den Zwangsurlaub geschickt oder nicht mehr bezahlt worden. Programme sowie Leistungen für Millionen Amerikaner wären auf Eis gelegt worden.

Biden versicherte aber der Ukraine und den westlichen Verbündeten der USA, dass sie weiter auf Washington zählen könnten. Die große Mehrheit beider Parteien - Demokraten und Republikaner, Senat und Repräsentantenhaus - unterstützten die Hilfe für die Ukraine gegen Russlands brutalen Angriffskrieg, sagte Biden.

Unter den Republikanern wächst der Widerstand

Viele Abgeordnete räumen aber ein, dass es, je länger der Krieg dauert, immer schwieriger wird, im Kongress breite Unterstützung für die Ukraine-Hilfen zu bekommen. Vor allem unter den Republikanern wächst der Widerstand dagegen.

In der vergangenen Woche stimmte fast die Hälfte der Republikaner im Repräsentantenhaus dafür, 300 Millionen Dollar von einem Ausgabenpaket des Verteidigungsministeriums zu streichen, die für die Ausbildung ukrainischer Soldaten und Waffenkäufe vorgesehen waren. Das Geld wurde später separat doch noch gebilligt, doch es war ein klares Signal für eine sich wandelnde Stimmungslage unter den Republikanern.

Wem helfen - der Ukraine oder den Amerikanern?

Aus dem am Samstag beschlossenen Übergangshaushalt wurden dann ebenfalls neue Hilfen für die Ukraine gestrichen. Abgeordnete beider Parteien trugen den Kompromiss mit, um einen sogenannten Shutdown zu verhindern. Großer Verlierer war dabei die Ukraine. Der republikanische Senator Rick Scott sagte, die Menschen in seinem Bundesstaat Florida wollten der Ukraine helfen. Aber sie wollten auch Amerikanern helfen.

Biden: "Wir werden das hinbekommen"

Präsident Biden versicherte, dass es bei der Entscheidung vom Samstag nur darum gegangen sei, einen Stillstand der Regierungsgeschäfte zu vermeiden, der ohne Überbrückungsfinanzierung gedroht hätte. Die Unterstützung der Ukraine stehe nicht in Frage. "Schauen Sie mich an", sagte er und drehte sich zur Kamera. "Wir werden das hinbekommen."

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

Auch Kiew und Brüssel zuversichtlich

Auch die ukrainische Regierung äußerte sich zuversichtlich. "Die Unterstützung für die Ukraine bleibt unerschütterlich stark, sowohl in der US-Regierung als auch in beiden Parteien, in den Kammern des US-Kongresses und, was am wichtigsten ist, innerhalb der amerikanischen Bevölkerung", erklärte ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleg Nikolenko, am Sonntag.

Er betonte, dass die Überbrückungsfinanzierung keine Auswirkung auf die Milliarden Dollar an Unterstützung haben werde, die der US-Kongress bereits zugesagt habe. Wäre es zu einem Shutdown gekommen, hätte das aber sehr wohl laufende Hilfsprogramme für die Ukraine beeinflussen können, so Nikolenko.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte bei einem Besuch in Kiew, er glaube nicht, dass der Übergangshaushalt ohne Ukraine-Hilfe das letzte Wort sei. "Ich habe die Hoffnung, dass dies nicht die endgültige Entscheidung ist und dass die USA die Ukraine weiter unterstützen."

Mit Informationen von AP.

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