Bundesgesundheitsminister Lauterbach bei der Vorstellung des nationalen Hitzeschutzplans
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Bundesgesundheitsminister Lauterbach bei der Vorstellung des nationalen Hitzeschutzplans

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Hitzeschutz: So will Lauterbach die Zahl der Toten halbieren

Tausende Menschen sterben jedes Jahr bei extremer Hitze in Deutschland. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Zahl der Hitzetoten drastisch senken – mit einem nationalen Hitzeschutzplan, der nun vorgestellt und verabschiedet wurde.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verfolgt mit dem jetzt verabschiedeten nationalen Hitzeschutzplan ein ambitioniertes Ziel: die Zahl der Hitzetoten noch in diesem Jahr auf 4.000 zu halbieren. Vergangenes Jahr gab es Schätzungen zufolge 8.000 Hitzetote in Deutschland: "Wir haben eine Bringschuld", so Lauterbach.

Der nationale Hitzeschutzplan setzt auf öffentliche Hitzewarnungen, Kooperationen mit Hausarztpraxen und Plakat-Kampagnen. Eine Übersicht:

Öffentliche Warnungen bei Hitzewellen

Für Warnungen bei extremen Hitzewellen arbeitet das Gesundheitsministerium mit dem Deutschen Wetterdienst zusammen. Die Kooperation wird im Rahmen des nationalen Hitzeschutzplans um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erweitert.

Drohen extreme Hitzewellen – ähnlich wie Katastrophen – sollen direkte Warnungen über SMS oder die bundesweite Nina-Warnapp erfolgen, ebenso sollen Hitzewarnungen über die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in den Nachrichten kommuniziert werden.

Aufklärung gegen Hitze: Fokus Pflege

Das Hitzeschutz-Konzept basiert auf der Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen, wie Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Eine zentrale Rolle spielen jedoch Hausarztpraxen: Hier sollen besonders vulnerable Gruppen – wie Schwangere, chronisch Kranke oder ältere Menschen, die besonders von Hitze gefährdet sind – direkt angesprochen werden.

Wie der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Markus Beier, sagte, laufen derzeit Schulungen für Mediziner. Sie sollen in Gesprächen aufklären, beraten und vor allem auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten eingehen: "Um was es im Kern geht, ist neben dem Herstellen von einem Bewusstsein, dass Hitze eine Gefährdung für die Gesundheit darstellen kann in verschiedenen Situationen, dass es auch eine individuelle Ansprache gibt, denn sonst ändert sich nichts", so Beier.

Denn chronisch Kranke und ältere Menschen müssen bei Hitze zum Beispiel Medikamente anders als sonst einnehmen. Für die Hitzeschutzberatung sollen die Mediziner entsprechend honoriert werden – wie die Finanzierung genau aussehen soll, bleibt aber offen. "Wir arbeiten daran", so Lauterbach.

Plakate weisen auf Hitze-Gefahren hin

Um die Bevölkerung auf gesundheitliche Gefahren durch Hitze aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren, setzt das Bundesgesundheitsministerium auf eine Plakat-Kampagne. Die Plakate hängen bereits in einigen Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und Hausarztpraxen – darüber hinaus sollen sie an Kommunen versendet werden.

Auf der Website des Deutschen Hausärzteverbandes können Plakate und Flyer bestellt werden. Darauf ist beispielsweise eine Luftmatratze im Pool zu sehen, der die Luft ausgeht: "Wenn die Luft ausgeht… bei Hitze leidet die Lunge. Ihr Hausarztpraxisteam berät Sie, wie Sie das Risiko eines Asthma-Anfalls eindämmen." Ein anderes Plakat, mit einem schmelzenden Eis in Form einer Tablette, soll auf die veränderte Wirkung von Medikamenten bei Hitze hinweisen.

Kritik am Hitzeschutzplan: Keine finanzielle Unterstützung

Kritik kommt von Patientenschützern und der Krankenhausgesellschaft. Sie fordern eine finanzielle Unterstützung für den Umbau von Pflegeeinrichtungen und Kliniken. Die Gebäude, Fenster und Lüftungsanlagen müssten in vielen Fällen dringend modernisiert werden. VdK-Präsidentin Verena Bentele, die auch Landesvorsitzende in Bayern ist, fordert konkret, dass "die Umrüstungen von Einrichtungen staatlich unterstützt und bezuschusst werden, wenn in Pflegeeinrichtungen Klimaanlagen eingebaut werden".

Karl Lauterbach verwies hierzu auf bereits laufende Gespräche mit dem Bundesbauministerium – gemeinsam wolle man über Investitionen in Pflegeeinrichtungen nachdenken, um diese hitzeresistenter bauen zu können.

Frankreich und USA: Andere Länder setzen auch auf Hitzepläne

Mit dem Hitzeschutzplan will Deutschland dem Vorbild Frankreichs folgen: Bei Hitzewellen werden dort beispielsweise ältere Menschen gewarnt.

In den USA hat Präsident Joe Biden Maßnahmen gegen die Hitze sogar zur Chefsache erklärt: Demnach soll es beispielsweise für Arbeiter in der Landwirtschaft oder auf dem Bau, die extremer Hitze ausgesetzt sind, bezahlte Trinkpausen geben. Die US-Klimabehörde NOAA soll darüber hinaus mehr Geld erhalten, um genauere Wettervorhersagen zu treffen. Im ganzen Land werden Cooling Center eröffnet – klimatisierte Räume zum Abkühlen.

Im Video: Hitzeschutzplan der Bundesregierung

Sanitäterin
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