Stühle stehen auf den Tischen in einem Unterrichtsraum einer Grundschule.
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Politiker räumen Fehler in der Corona-Politik ein

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Politiker räumen Fehler in der Corona-Politik ein

Vier Jahre ist es her, dass die Corona-Pandemie auch Deutschland erreichte. Im Rückblick seien Fehler gemacht worden - das räumen Politiker jetzt ein, die an den einschneidenden Maßnahmen beteiligt waren.

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Lockdown, Ausgangssperren, geschlossene Schulen - das war Deutschland während der Corona-Pandemie. Nicht alle Maßnahmen waren in ihrem Ausmaß angemessen - so sehen es verantwortliche Politiker von damals.

Merkels Kanzleramtsminister: Impfstoffe überschätzt

Helge Braun, bis Ende 2021 Kanzleramtsminister im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU), sagte dem "Spiegel", die Bundesregierung habe anfangs die Wirkmächtigkeit der Impfstoffe zu hoch eingeschätzt. Man sei davon ausgegangen, dass Geimpfte auch vor Ansteckungen sicher seien. "Wir haben das Impfen als eine Lösung für den Ausstieg aus der Pandemie beworben und eine Erwartung geschürt, die wir am Ende nicht erfüllen konnten", räumte Braun ein.

Ex-Innenminister Seehofer: Nacht-Ausgangssperren wirkungslos

Horst Seehofer (CSU), bis zum Regierungswechsel im Dezember 2021 Bundesinnenminister, sagte: "Wir haben Entscheidungen getroffen, denen ich heute nicht mehr zustimmen würde". Er nannte als Beispiel nächtliche Ausgangssperren, die kaum Wirkung auf die Unterbrechung der Infektionsketten gehabt hätten. Zudem müsse man mit Forderungen nach einer Zwangsimpfung sehr vorsichtig sein, so Seehofer weiter. Die hätten ja nicht einmal für die Pflegeheime und Krankenhäuser in Bayern umgesetzt werden können. Und heute seien auch Impfschäden bekannt. "Insofern kann ich die damaligen Widerstände aus heutiger Sicht verstehen."

Gesundheitsminister Lauterbach: Zu strenge Maßnahmen bei Kindern

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Fehler der Politik in der Corona-Pandemie eingeräumt. "Der größte Fehler war, dass wir bei den Kindern zum Teil zu streng gewesen sind und mit den Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich etwas zu spät angefangen haben", sagte er dem "Spiegel". "Wir hätten mehr tun müssen, um Bildungsdefizite zu vermeiden, um das Bildungsangebot in den Schulen aufrechtzuerhalten." Und man habe die Zeit nicht genutzt, um die "katastrophale Digitalisierung" in den Schulen zu verbessern. "Wir haben den Kindern parallel zu wenig geboten, wir haben sie zu wenig psychotherapeutisch betreut. Wir haben Warnsignale übersehen", so Lauterbach.

Unterm Strich sei Deutschland aber "sehr gut" durch die Pandemie gekommen - gemessen auch daran, dass die Bevölkerung relativ alt sei. "Jeder hat auch Fehler gemacht, aber unsere Gesamtbilanz ist gut." Lauterbach war bis Ende 2021 als SPD-Gesundheitspolitiker im Bundestag an den Beratungen und Entscheidungen in Sachen Corona beteiligt.

Gesucht: Lehren für die Zukunft

Wie der "Spiegel" berichtet, planen Gesundheitspolitiker der FDP, eine Enquetekommission "Pandemie" im Bundestag einzusetzen. Es gehe darum zu klären, ob Hilfen in die richtige Richtung geflossen sind und ob einzelne Maßnahmen berechtigt waren, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann dem Magazin. Vor vier Jahren breitete sich das Coronavirus weltweit aus. In Deutschland entschied sich die Politik damals unter anderem für Schulschließungen und Ausgangssperren.

Mit Informationen von dpa und epd

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