06.03.2024, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus kommt zu seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Politiker in Deutschland haben mit Unverständnis auf jüngste Äußerungen von Papst Franziskus zum Krieg in der Ukraine reagiert.

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Kritik an Papst-Aussagen zum Krieg in der Ukraine reißt nicht ab

Regierungs- und Oppositionspolitiker in Deutschland reagieren weiter mit Unverständnis auf jüngste Äußerungen von Papst Franziskus zum Krieg in der Ukraine. Nur von politischen Rändern gibt es Zuspruch. Der Vatikan betreibt Schadensbegrenzung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Aktuell ist die Aufregung wegen einer Äußerung von Papst Franziskus zum Ukraine-Krieg groß. In einem Interview hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche der Ukraine den "Mut zur Weißen Fahne" und zu Verhandlungen unter internationaler Vermittlung nahegelegt. Die "Weiße Fahne" wird von vielen Menschen allerdings als Symbol der Kapitulation verstanden. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte später, der Papst habe "vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben" wollen.

Bundesregierung auf Distanz zu Papst Franziskus

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sei in dieser Sache nicht der Meinung des Papstes, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in Berlin. Man habe zur Kenntnis genommen, wie der Sprecher des Vatikans versucht habe, die Worte des Kirchenoberhaupts einzuordnen. Grundsätzlich sei die Haltung des Papstes in der Frage des Ukraine-Kriegs "relativ linear", so Hebestreit.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, der Vorstoß des Kirchenoberhaupts sei nicht nachvollziehbar für Menschen, die selbst das Kriegsgebiet im Osten des Landes besucht und die Folgen des Angriffs gesehen hätten. "Da frage ich mich: Wo ist da der Papst? Der Papst muss davon wissen", sagte Baerbock am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Caren Miosga".

Merz: "Katholische Kirche nicht frei von Irrtum"

Auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz widersprach den Aussagen von Franziskus: "Ich teile sie nicht, ich halte sie für grundfalsch." Er sage dies auch als Mitglied der katholischen Kirche. Die Geschichte zeige: "Auch die katholische Kirche ist nicht frei von Irrtum." Zugleich forderte Merz, alles zu tun, "um der Ukraine zu helfen, um diesen Krieg zu gewinnen".

Franziskus hatte in einem Interview zu dem inzwischen mehr als zwei Jahre laufenden Krieg in der Ukraine gesagt: "Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln." Franziskus wurde auch zu Forderungen nach "Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne" gefragt. Darauf antwortete er: "Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln." Vatikan-Sprecher Matteo Bruni widersprach später Darstellungen, der Papst habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert.

Gysi und Wagenknecht stützen Papst-Aussagen ...

Unterstützung erhielt Franziskus hingegen vom linken und rechten Rand der Opposition. Der Papst habe "völlig recht, dass zwischen Russland und der Ukraine die weiße Fahne gehisst werden muss, um Friedensverhandlungen beginnen zu können", erklärte der Linken-Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi über die Plattform X.

Die ehemalige Linken-Politikerin und jetzige Co-Vorsitzende vom BSW, Sahra Wagenknecht, nannte den Aufruf des Papstes "mutig und klug", die Kritik daran respektlos. Franziskus nehme "die Friedensbotschaft des Christentums ernst", sagte Wagenknecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

... Chrupalla auch

Der AfD-Fraktionsvorsitzende Tino Chrupalla begrüßte auf X die Papst-Aussage. "Jeder Amtsträger mit Einfluss auf Weltpolitik sollte sich der Botschaft anschließen: Friede für Ukraine und Europa."

Deutsche Kirchenvertreter unzufrieden mit Wortwahl

Ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz nannte die Wortwahl des Papstes zwar "unglücklich", Irritationen darüber seien nachvollziehbar. "Gleichwohl bleibt für uns selbstverständlich und vielfach belegt, dass der Papst - ebenso wie die Deutsche Bischofskonferenz - für einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine eintritt."

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wünschte sich indessen einen Appell des Papstes an Russland. "Eine entschlossene, schnelle und eindeutige Intervention des Vatikans in diesem Sinne wäre ausdrücklich zu begrüßen", erklärte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp auf Anfrage.

Mit Informationen von KNA und dpa

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