Kanzler Olaf Scholz (M.), DGB-Chefin Yasmin Fahimi und Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger (r.) nach ersten Gesprächen zur "Konzertierten Aktion".
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Kanzler Olaf Scholz (M.), DGB-Chefin Yasmin Fahimi und Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger (r.) nach ersten Gesprächen zur "Konzertierten Aktion".

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"Konzertierte Aktion" wieder im September – Merz: Alibi-Treffen

Die von Kanzler Scholz initiierte Gesprächsrunde aus Bundesregierung, Arbeitgebern und Gewerkschaften soll im September wieder tagen. Ein Gesamtkonzept im Kampf gegen die Inflation wird im Herbst erwartet. Oppositionsführer Merz fehlen die Reformen.

Die "Konzertierte Aktion" aus Bundesregierung, Arbeitgebern und Gewerkschaften soll nach ihrem Auftakttreffen am Montag im September erneut tagen. Das kündigte Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch im Bundestag in der Regierungsbefragung an.

"Konzertierte Aktion": Vorbereitungen für September

Die Zeit bis dahin solle für viele Gespräche genutzt werden, um das "gut vorbereitet zu machen". CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz wertete die Treffen als wirkungsloses Instrument gegen die hohe Inflation. Diese würden genauso ausgehen wie frühere: "Sie dauern Jahre, sie sind endlose Gesprächsrunden, sie sind ein Alibi dafür, dass Sie keine Reformen in diesem Lande durchsetzen wollen."

Ergebnisse im Herbst erwartet

Bundesregierung und Sozialpartner haben sich vorgenommen, einen drohenden wirtschaftlichen Abschwung mit erheblichen sozialen Folgen in Deutschland im Schulterschluss zu verhindern. Ergebnisse des von Scholz initiierten Dialogs soll es im Herbst geben. Der Kanzler sagte im Bundestag, angesichts drohender weiterer Preissteigerungen gehe es um ein Gesamtkonzept für das, was als Nächstes zu tun sei.

Scholz verwies zudem auf die beiden beschlossenen Entlastungspakete, von denen Maßnahmen erst nach und nach wirkten, wie die Abschaffung der EEG-Umlage über die Stromrechnung. Die Bundesregierung lasse die Bürger sowie Unternehmen nicht alleine. Er verwies des Weiteren auf grundlegend geplante Reformen wie die Kindergrundsicherung.

Scholz: "Meine Erwartung an Firmen ist klar"

Außerdem rief Scholz Unternehmen im Energiebereich zur Mäßigung auf. "Einige Firmen fahren in der derzeitigen Situation mit den steigenden Energiepreisen besonders große Gewinne ein. Das ist nicht ok", schrieb der SPD-Politiker auf Twitter. "Meine Erwartung ist klar: Diese Firmen sind dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Preise nicht durch die Decke schießen."

Oppositionsführer Merz fehlen die Reformen

Merz warf der Ampelkoalition in einer Aktuellen Stunde Untätigkeit vor. Statt Reformen mache sie eine "Konzertierte Aktion". "Unser Land steuert möglicherweise auf die schwerste Wirtschaftskrise zu seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland", warnte Merz. Es verzeichne die höchste Inflationsrate seit 30 Jahren, erstmals seit Jahrzehnten kippe die Handelsbilanz ins Negative, den deutschen Unternehmen drohe der endgültige Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Die Regierung weigere sich jedoch hartnäckig, über eine Unternehmenssteuerreform nachzudenken.

Die SPD-Abgeordnete Nina Scheer nannte es einen "blinden und plumpen Vorwurf", dass die Ampel nicht handele. Sie erinnerte Merz daran, dass er im Frühjahr von der Regierung gefordert habe, die Pipeline Nord Stream 1 zu kappen. "Das wäre ja wohl das Allerschlimmste gewesen."

Bartsch sieht "konzertierte Luftnummer"

Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch forderte angesichts anhaltender Preissteigerungen ein drittes Entlastungspaket. Finanzminister Christian Lindner (FDP) bremste diesbezüglich schon die Erwartungen und verwies auf das kommende Jahr. Wenn der Kanzler selbst von sozialem Sprengstoff spreche, könne Bartsch nur sagen: "Wann schicken Sie endlich das Entschärfungskommando?" Die "Konzertierte Aktion" sei bisher "eine konzertierte Luftnummer". Die Preise seien jetzt hoch, daher müsse auch jetzt agiert werden. Eine "Preislawine" im Supermarkt, bei Energie und Wohnkosten treibe viele Menschen in Existenzängste. Bisherige Hilfen kämen aber unter anderem Studierenden und Rentnern nicht zugute.

Mit Material von dpa.

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