Papst Franziskus kommt zu seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz
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Papst Franziskus kommt zu seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz

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Klimakonferenz - Papst Franziskus zum Zuschauen verdammt

Papst Franziskus war im Geiste schon auf dem Weg nach Dubai, er wollte als erster Papst an einer UN-Klimakonferenz teilnehmen und mit seinen Mitteln dem Klimaschutz zum Durchbruch verhelfen. Nun bleibt er in Rom, und ringt um Stimme. Eine Analyse.

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Am vergangenen Samstag begann es sich abzuzeichnen: Papst Franziskus wurde im Krankenhaus Fatebenefratelli auf der Tiberinsel in Rom behandelt. Eine Entzündung, die Lunge wurde untersucht, Franziskus hat nur noch einen Lungenflügel, es ist seine Schwachstelle. Am Sonntag musste er den Angelus-Segen mit Unterstützung eines Paters im Sitzen aus seiner Privatkapelle spenden, die Stimme brüchig. Aber die Reise nach Dubai sagte er nicht ab.

Franz von Assisi Heiliger des Naturschutzes

Verständlich: kein Papst vor ihm hat so stark die Zerstörung der Natur in den Fokus genommen. Seine Enzyklika "Laudato si" gilt als epochal, sie bezieht sich auf Franz von Assisi, den Heiligen, der mit den Tieren sprach. Franz von Assisi gilt als Vordenker und Heiliger des Naturschutzes.

In der Enzyklika steht die Bewahrung der Schöpfung im Zentrum, das moderne Wirtschaften durch den reichen Teil der Weltbevölkerung wird als ursächlich für die Zerstörung benannt, und die Weltgemeinschaft dringend zum Umdenken aufgefordert.

Papst fordert schnelleres Handeln in der Klimakrise

Die Enzyklika aus dem Frühjahr 2015 soll die UN-Klimakonferenz in Paris im Herbst beeinflusst haben, wo sich die Mitgliedstaaten auf das 1,5-Grad-Ziel festlegten. Dieses Ziel scheint zunehmend unerreichbar zu sein.

Dass Franziskus mit der ausbleibenden Übernahme von Verantwortung der wohlhabenden Staaten hadert, dass er schnelleres Handeln verlangt, ist kein Geheimnis. Die durch die Erderwärmung hervorgerufene Armut, die Fluchtbewegungen sorgen den Papst ebenso wie die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlage selbst.

Franziskus hart im Nehmen

Am Montag kam bezüglich des Gesundheitszustands erneut Entwarnung aus dem Vatikan, aber was soll das schon heißen. Gesundheitsmeldungen vom Papst sind Vatikan-politisch hochbrisant. Die Gegner von Franziskus lauern auf ein vorzeitiges Ableben, Gerüchte über Rücktritte bringen unterschiedliche Lager in Bewegung. Also besser erklären, dass alles schon gut wird, scheint die Strategie zu sein. Franziskus gilt auch als Mann, der hart ist im Nehmen, sich nicht schont.

Im Audio: Papst Franziskus leidet unter einem Lungeninfekt

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Papst sagt Termine wegen leichter Grippe ab

Am Mittwochvormittag herrscht weitgehend Routine: gesundheitlich beeinträchtigt, aber tapfer gibt Papst die große Audienz in der Aula Paulo Sesto. Die Vatikanpresse bereitet sich auf die Reise nach Dubai vor: Freitag Abflug, Samstagvormittag spricht der Papst zunächst in der großen Runde, dann mit Staatsvertreterinnen und -vertretern in Einzelgesprächen.

Franziskus hatte im Herbst eine Ergänzung seiner Enzyklika veröffentlicht. In dieser geht er ausdrücklich auf die diesjährige UN-Konferenz ein, auf die Hoffnungen, die mit dem Treffen verbunden sind. Franziskus wirkt in diesem Schreiben pessimistisch, sofern man das über einen gläubigen Menschen sagen darf. Er wirft den Mächtigeren innerhalb der Staatengemeinschaft Egoismus vor, nichts aus der Corona- und der Schuldenkrise gelernt zu haben, und Entschlüsse zum Wohl der Weltgemeinschaft nicht umzusetzen.

Anwesenheit des Papstes hätte vielleicht einen Unterschied gemacht

Er erinnert auch an das Kyoto-Protokoll aus den 90er-Jahren mit dem Beschluss, die Treibhausgasemissionen um fünf Prozent zu senken, was jedoch nicht erfolgte. Auch das Pariser Abkommen habe keine signifikante Wende gebracht. Das Treffen in Dubai soll der Durchbruch werden, so sein Schreiben, die Reduktions-Zusagen umzusetzen und kontrollier- beziehungsweise sanktionierbar zu machen.

Die Sorge des bald 87-Jährigen um den Zustand der Welt, sie ist zum Greifen. Seine Rolle in Dubai hätte die eines Außenseiters sein können – der Vatikan ist nicht Mitglied der UNO – der die Vertreterinnen und Vertreter der Welt zu gemeinsamem Handeln aufrüttelt. Es ist schwer auszumachen, ob eine persönliche Anwesenheit von Franziskus einen Unterschied gemacht hätte.

Leibärzte ziehen die Reißleine

Am Mittwochabend ziehen – so kommuniziert es der Vatikan – die Leibärzte des Papstes die Reißleine. Franziskus habe den Bitten seiner Ärzte nachgegeben und werde auf die Reise zur UN-Klimakonferenz verzichten. Der Papst nimmt Antibiotikum, er habe keine Lungenentzündung, aber eine schwere Bronchitis. Seine Rede vor den Staatschefs wird morgen von Kardinal Staatssekretär Parolin verlesen werden, der vor Ort ist.

Und Franziskus wird im Vatikan sitzen und möglicherweise zuhören. Vielleicht wird er sich über sich selbst ärgern, sich nach der Untersuchung am vergangenen Samstag nicht geschont zu haben, um rechtzeitig gesund zu werden. Vielleicht wird er über sich nachdenken, ob er noch die Kraft hat, die großen Themen anzugehen, die ihm so drängend am Herzen liegen.

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