Klimaaktivisten der "Letzten Generation" haben das Brandenburger Tor in Berlin mit oranger Farbe angesprüht.
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Klimaaktivisten der "Letzten Generation" haben das Brandenburger Tor in Berlin mit oranger Farbe angesprüht.

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Klimaaktivisten besprühen Brandenburger Tor mit Farbe

Klimaaktivisten der "Letzten Generation" haben am Sonntag das Brandenburger Tor in Berlin mit Farbe angesprüht. Aus der Politik gab es Kritik. Bis Ende der Woche zum Berlin Marathon soll das Wahrzeichen gereinigt sein. Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Mitglieder der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" haben das Brandenburger Tor in Berlin mit oranger Farbe angesprüht. Alle sechs Säulen waren betroffen. Etwa 40 Einsatzkräfte waren vor Ort, sagte ein Polizeisprecher am Sonntagvormittag. Es habe 14 Festnahmen gegeben. Es werde wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung ermittelt, so der Sprecher.

Scharfe Kritik aus der Politik

Das Wahrzeichen sei Symbol für Berlin als Stadt der Freiheit, betonte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). "Mit diesen Aktionen beschädigt diese Gruppe nicht nur das historische Brandenburger Tor, sondern auch unseren freiheitlichen Diskurs über die wichtigen Themen unserer Zeit und Zukunft." Bei den Aktionen der Gruppe handele es sich nicht um legitimen Protest, sondern um illegale Sachbeschädigungen und Straftaten. Damit erweise sie dem wichtigen Thema Klimaschutz einen Bärendienst.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte den Farbanschlag scharf. "Das Brandenburger Tor als Symbol für Freiheit und Wahrzeichen unseres Landes zu beschmieren, ist eine weitere sinnlose und verwerfliche Aktion, die strafrechtlich konsequent geahndet werden muss", sagte Faeser den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Solche Aktionen schaden dem gesellschaftlichen Rückhalt massiv, den der Klimaschutz braucht."

Letzte Generation stürzt Berlin ins Verkehrschaos

Berlins bekanntestes Wahrzeichen stehe für große Wendepunkte in der Geschichte, erklärten die Klimaaktivisten. Nun sei es Zeit für eine politische Wende "weg von fossil, hin zu gerecht". Zugleich kündigten sie weitere Aktionen und Proteste an. "Ab morgen geht es los", hieß es am Sonntag: "Wir sind hier, wir sind viele und wir bleiben." Die Proteste würden erst dann beendet, "wenn die Wende eingeleitet ist". Bis spätestens 2030 sei ein Ausstieg aus Erdöl, Gas und Kohle nötig.

Den Worten folgten am Montagmorgen Taten. Zum Wochenstart blockierten die Aktivisten zahlreiche Straßen in Berlin. Die Polizei nannte zunächst mehr als zehn Orte im gesamten Stadtgebiet. An mehreren Stellen hätten sich Menschen auf die Straße geklebt, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei sei den gesamten Tag über mit bis zu 500 Einsatzkräften unterwegs, um schnell und konsequent einzuschreiten. Die "Letzte Generation" teilte mit, es gebe an mindestens 23 Orten Sitzblockaden.

Orange Farbe in präparierten Feuerlöschern

Bei der Farbaktion am Sonntag seien präparierte Feuerlöscher genutzt worden, teilte die "Letzte Generation" mit. Nach Angaben der Polizei wollten Klimaaktivisten auch auf das Brandenburger Tor klettern. Eine Streife habe die Hebebühne auf der Westseite bemerkt und dies verhindert.

Brandenburger Tor soll bis zum Marathon gereinigt sein

Bis Ende der Woche zum Berlin Marathon soll das Wahrzeichen gereinigt sein. Das teilte die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) mit. "Wir gehen aktuell davon aus, dass die Farbpigmente im Laufe der Woche vollständig aus dem Sandstein entfernt werden können, sodass das Brandenburger Tor zum Berlin Marathon wieder frei von Farbe ist", sagte Sprecherin Johanna Steinke. Auch die betroffenen Wände in Nebenbereichen und die Böden würden von der Firma gereinigt. Angaben zu den Gesamtkosten seien derzeit noch nicht möglich, hieß es. Die beauftragte Firma hat ihren Angaben zufolge am Sonntag mit ersten Arbeiten begonnen.

Welche Farbe wurde verwendet?

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund von Kommentaren der Nutzer "Lord_Protector" und "Hemadlenz" zum Ausmaß des Schadens am Sandstein und zur verwendeten Farbe im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt.

Noch nicht geklärt ist, um welche Farbe es sich handelt. Die Berliner Immobilienmanagement GmbH erklärt auf Nachfrage von BR24, dass sie vermuten, dass es sich um ein Farbgemisch handele. "Wir gehen nicht davon aus, dass es sich um wasserlösliche Farbe handelt", erklärte eine Sprecherin weiter. Um Gewissheit zu haben, müsse die Farbe allerdings noch analysiert werden. Aktuell würde per Hochdruckreiniger daran gearbeitet werden, die Verschmutzungen zu entfernen. Man müsse dabei sehen, wie tief die Farbe in den porigen Sandstein eingedrungen sei.

Vonseiten der Letzten Generation heißt es auf Nachfrage von BR24, dass sie in der Regel bei Aktionen dieser Art wasserlösliche Kleisterfarbe verwenden würden, wie zum Beispiel im März, als Aktivistinnen und Aktivisten das Grundgesetz-Denkmal in Berlin mit Farbe bespritzt hatten. Auch vor der Aktion am Brandenburger Tor sei den Mitgliedern der Letzten Generation versichert worden, dass die Farbe abgehen werde. 💬

Bereits häufiger Farbattacken der Letzten Generation

Neben Straßenblockaden gehören Farbattacken regelmäßig zu den Aktionen der Klimaaktivisten. Zuletzt bewarfen Anhänger den Bayerischen Landtag mit in Farbe getränkten Tennisbällen als Anspielung auf die Hagel-Katastrophe Ende August in Südbayern. Die Gruppe fordert unter anderem, dass Deutschland ab 2030 auf fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas verzichtet. Die Bundesregierung peilt das Jahr 2045 für eine klimaneutrale Wirtschaft an.

Im Audio: Scharfe Kritik an der Sprüh-Aktion der "Letzten Generation"

Polizisten stehen am Brandenburger Tor, das Mitglieder der Klimaschutzgruppe Letzte Generation am Sonntagvormittag mit oranger Farbe angesprüht haben. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 13 Mitglieder vor Ort fest.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Paul Zinken
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Mitglieder der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" haben am Sonntagvormittag das Brandenburger Tor in Berlin mit oranger Farbe angesprüht.

Mit Informationen von dpa und epd

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