Der leere Kachowka-Stausee auf dessen Grund tote Fische liegen (Aufnahme vom 07.06.23)
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Der leere Kachowka-Stausee auf dessen Grund tote Fische liegen (Aufnahme vom 07.06.23)

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Kachowka-Stausee: Genug Wasser für Akw-Kühlung? IAEA reagiert

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms reiche das Wasser nicht mehr, um die Reaktoren des Akw Saporischschja zu kühlen, so der Betreiber. Zurzeit wird laut Internationaler Atomenergiebehörde aber noch Wasser gepumpt. Die Lage bleibe gefährlich.

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Während nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms große Teile der Südukraine überschwemmt sind, droht im Stausee selbst Wassermangel. Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms reicht das Wasser des Stausees nach ukrainischen Angaben nicht mehr aus, um die Reaktoren im rund 150 Kilometer entfernten Atomkraftwerk Saporischschja zu kühlen.

"Das Niveau liegt schon bei 12,50 Meter, das ist unterhalb des toten Punkts von 12,70 Meter", sagte der Chef des Wasserkraftwerkbetreibers Ukrhydroenergo, Ihor Syrota, am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen. Das bedeute, dass kein Wasser mehr für die Trinkwasserversorgung der Ortschaften rundherum und für die Kühlung des Kernkraftwerks Saporischschja am Südufer des Kachowka-Stausees entnommen werden könne.

Wasserspiegel fällt täglich einen Meter

Laut Syrota fällt der Wasserspiegel im Stausee täglich um etwa einen Meter. Diese Tendenz wird seiner Schätzung nach noch eine Woche anhalten. Sollte der Damm bis in die Grundfesten zerstört sein, könne der Pegel auf bis zu drei Meter sinken. Damit werde der Dnepr auch in sein ursprüngliches Flussbett vor der Aufstauung zurückkehren.

IAEA: Wasser aus Kachowka-Stausee kühlt Akw weiterhin

Nach den Berichten reagierte auch die Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA): Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja erhält demnach auch nach der Teilzerstörung aus dem Staudamm Wasser für die Kühlung der Brennelemente. "Das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja pumpt weiterhin Kühlwasser aus dem Kachowka-Stausee", hieß in einer Erklärung der IAEA am Donnerstag.

Eine Prüfung habe ergeben, dass der Pumpvorgang "auch dann fortgesetzt werden kann, wenn der Pegel unter die aktuelle Schwelle von 12,70 Metern fällt", die zuvor als kritisch eingestuft worden war, erklärte die UN-Behörde und legte als neuen kritischen Wert einen Wasserpegel von "elf Metern oder sogar darunter" fest.

Dies gebe "uns etwas mehr Zeit, bevor wir möglicherweise auf andere Versorgungsquellen umsteigen müssen", erklärte IAEA-Chef Rafael Grossi, der nächste Woche das größte Akw Europas im Süden der Ukraine besuchen wird.

IAEA-Chef: Lage potenziell gefährlich

Wenn der Damm nicht mehr intakt sei, könne das Kraftwerk auf "ein großes Auffangbecken in der Nähe sowie auf kleinere Reserven und Brunnen vor Ort zurückgreifen, die mehrere Monate lang Kühlwasser liefern können", sagte Grossi. Dennoch bleibe die Lage "sehr unsicher und potenziell gefährlich", betonte er.

Staudamm für Bewässerung und für Trinkwasser auf der Krim

Der Kachowka-Staudamm wurde in den 1950er-Jahren errichtet, einerseits um Strom aus Wasserkraft zu gewinnen, andererseits um die Bewässerung der fruchtbaren Äcker in der Südukraine einschließlich der Halbinsel Krim zu gewährleisten. In der Nacht zum Dienstag wurde das Bauwerk zerstört, die Ukraine und der Westen machen Russland dafür verantwortlich. Moskau bestreitet dies und gibt Kiew die Schuld.

Das Kernkraftwerk Saporischschja liegt am Südufer des Stausees, ist aber von den Überschwemmungen nicht betroffen. Das Absinken des Wasserpegels dort macht aber perspektivisch die Kühlung der stillgelegten Reaktoren komplizierter. Akut besteht den Angaben zufolge noch keine Gefahr, denn die Nuklearanlage verfügt über künstlich angelegte Kühlteiche.

Mit Informationen von dpa und AFP

Transparenzhinweis: Wir haben die Überschrift dieser Publikation angepasst, nachdem sich mittlerweile die Internationalen Atomenergiebehörde zur Lage geäußert hat. Zunächst lag nur eine Einschätzung von ukrainischer Seite vor.

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