Symbolbild Rallye
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Pro und Kontra Rallye-WM: Gemeinden sind gespalten

Die Rallye-WM im Herbst im Dreiländereck wirft ihre Schatten voraus und sorgt für Diskussionen. Das Stimmungsbild in den betroffenen Gemeinden in Niederbayern ist unterschiedlich. Es gibt Vorfreude und Zustimmung, aber auch Skepsis und Ablehnung.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Es soll ein riesiges Spektakel werden: Der vorletzte Lauf zur diesjährigen Rallye-WM findet vom 26. bis zum 29. Oktober im Dreiländereck statt. In Niederbayern gehen die Piloten mit ihren PS-starken Fahrzeugen in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau auf die Strecke. Das sorgt für Diskussionen in der Region.

  • Zum Artikel: Rallye-WM im Dreiländereck - Kontroverse um Sportevent

Neureichenau: Gemeinderat stimmt für Rallye-WM

Der Veranstalter ADAC Südbayern braucht die Zustimmung der Gemeinden, um die entsprechenden Straßenabschnitte nutzen zu können. In Neureichenau im Landkreis Freyung-Grafenau verlief die Abstimmung im Gemeinderat pro Rallye – einstimmig. Die WM sei eine einzigartige Chance für die Region, so der stellvertretende Bürgermeister Manuel Rauch (CSU) zum BR: "Nach der Formel 1 ist die Rallye-WM das nächstgroße Ding. Das gilt es zu nutzen." Die Erfahrungen, die der 5.000-Einwohner-Ort bei kleineren Rallyes wie der 3-Städte-Rallye gemacht hat, seien eher positiv gewesen.

Wirte und Hotels hoffen auf das große Geschäft

Tatsächlich wittern Hotels und Gastronomen das ganz große Geschäft. Bernhard Sitter, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes: "Der ADAC hat jetzt schon für eine Woche 2.000 Gästebetten gebucht. Das sind etwa 14.000 Übernachtungen. Das bringen Gemeinden bei uns das ganze Jahr nicht zusammen." Die Live-Übertragungen in weltweit 150 Länder seien unbezahlbare Werbung für den Bayerischen Wald, ist sich der Dehoga-Sprecher sicher.

Rallye-Gegner sprechen von egoistischen Interessen

Begeisterung, die Otmar Eckert nicht teilt. Im Gegenteil. Der pensionierte Förster erhebt laut und leidenschaftlich die Stimme für die Rallye-Gegner in seinem Ort. Er kritisiert Lärm- und Abgasbelastung, Rallye-Boliden nennt er "energiefressende Monsterautos". Die Befürworter in seiner Gemeinde seien für ihn eine "einflussreiche Lobby, die mit allen Mitteln und unter allen Umständen ihre Interessen durchdrücken möchte". Eckert kündigte Widerstand in Form von Unterschriften- und Protestaktionen an. Unterstützung erhofft er sich von den Klimaaktivisten der "Letzten Generation", mit denen er vor Kurzem Kontakt aufnahm.

ADAC will Bevölkerung mitnehmen

Der Gemeinderat in Tittling im Landkreis Passau hatte das Thema Rallye-WM Mitte Mai auf der Tagesordnung. Hier sollen auf abgesperrten Straßen Testläufe, sogenannte "Shakedowns", stattfinden. Es hätte zwar einzelne Nachfragen gegeben, bestätigte ein Gemeindesprecher, das Gremium habe sich aber dann einstimmig für die Rallye ausgesprochen. Die Vorteile überwiegen, hieß es. Zum Beispiel könnten örtliche Vereine bei der Bewirtung der Zuschauer enorm profitieren.

Anders die Stimmung in Neuburg am Inn im Landkreis Passau, wo der ADAC den Shakedown ursprünglich geplant hatte. Als sich der Verkehrsausschuss dagegen aussprach, zog der Veranstalter den Antrag zurück. Rallye-Sprecher Stefan Dorner: "Wir wollen die Bevölkerung bei dem Prozess mitnehmen. Wo wir nicht willkommen sind, wird auch nicht gefahren."

Breitenberg hat Bedenken

In Breitenberg im Landkreis Passau steht die Entscheidung am 15. Juni an. Ausgang: ungewiss. Die Stimmung: zwiespältig. "Natürlich gibt es auch Befürworter. Aber viele sind skeptisch, was die Rallye-WM angeht", sagte Bürgermeister Adolf Barth (CPW) dem BR. Der Grund: die eher schlechten Erfahrungen bei früheren Motorsportevents. Bei der letzten 3-Städte-Rallye zum Beispiel hätten an den Zuschauerpoints und an den Parkplätzen teilweise chaotische Zustände geherrscht. Viele Breitenberger zweifeln auch an, dass Hotels und Gastronomie profitieren. Bürgermeister Barth: "Ich wüsste nicht, dass bei der letzten Rallye auch nur eine Übernachtung gebucht worden ist."

Nachhaltigkeitskonzept und Dialogbereitschaft – trotzdem Kritik

Der ADAC Südbayern kennt die Bedenken, argumentiert seinerseits mit Nachhaltigkeitskonzepten und der Bereitschaft zum Dialog mit betroffenen Gemeinden. "Wir sprechen mit jedem Anwohner persönlich", versichert ADAC-Sportpräsident Gerd Ennser.

Naturgemäß plädieren auch Motorsportler aus der Region für die WM. Rallyefahrer Raffael Sulzinger: "Die Begeisterung für diesen Sport ist in unserem Land größer, als viele vielleicht denken." Er und sein Team würden alles geben, um dabei sein zu können.

Umweltschützer halten dagegen. Karl Haberzettl vom Bund Naturschutz in Passau spricht von "Volksbelustigung mit enormem Energieverbrauch". Und für Grünenpolitiker Eike Hallitzky aus Neuburg am Inn ist der Rallyesport "völlig aus der Zeit gefallen".

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