Menschenrechtsaktivist Ales Bjaljazki während einer Gerichtsverhandlung in Minsk im Jahr 2011.
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Menschenrechtsaktivist Ales Bjaljazki während einer Gerichtsverhandlung in Minsk im Jahr 2011.

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Friedensnobelpreis für Menschenrechtsaktivist und Organisationen

Der Friedensnobelpreis 2022 geht an Ales Bjaljazki aus Belarus, die russische Organisation Memorial und die ukrainische Menschenrechtsorganisation Center for Civil Liberties. Das teilte das norwegische Nobelkomitee in Oslo mit.

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Vorkämpfer für die Menschenrechte in Belarus, Russland und der Ukraine erhalten in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Der renommierteste Friedenspreis der Erde geht an den inhaftierten belarussischen Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki, die russische Organisation Memorial und das ukrainische Center for Civil Liberties. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt.

"Herausragende Vorkämpfer für Menschenrechte"

Die diesjährigen Preisträger repräsentierten die Zivilgesellschaft in ihren Heimatländern, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, bei der Preisbekanntgabe. Sie setzten sich seit vielen Jahren für den Schutz der Grundrechte der Bürger und das Recht ein, Machthabende zu kritisieren. Man ehre "drei herausragende Vorkämpfer für Menschenrechte, Demokratie und friedliche Koexistenz in den drei Nachbarländern Belarus, Russland und der Ukraine", erklärte Reiss-Andersen.

Bjaljazki in Belarus inhaftiert

Bjaljazki ist einer der Initiatoren der in den 1980er-Jahren entstandene Demokratiebewegung in Belarus. "Er hat sein Leben der Förderung von Demokratie und friedlicher Entwicklung in seinem Heimatland gewidmet", so das Komitee. Die durch Bjaljatski gegründete Organisation Wiasna (Frühling) dokumentiert den Einsatz von Folter gegen politische Gefangene durch die Behörden. Der Menschenrechtler ist seit 2020 ohne Gerichtsverfahren in Belarus inhaftiert.

Reiss-Andersen forderte die Behörden in dem autoritär regierten Land auf, Bjaljazki freizulassen. "Wir hoffen inständig, dass das geschehen wird und dass er nach Oslo kommen kann, um seine Ehrung entgegenzunehmen", sagte die Vorsitzende des Nobelkomitees.

Bjaljazkis Ehefrau Natalja Pintschuk sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie sei "überwältigt von ihren Gefühlen" und "dankbar". Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja schrieb auf Twitter von einer "Anerkennung für alle Belarussen, die für Freiheit und Demokratie kämpfen".

Menschenrechtsgruppe Memorial offiziell aufgelöst

Die laut Gerichtsbeschluss aufgelöste russische Menschenrechtsgruppe Memorial wurde auf den Tag genau am 70. Geburtstag des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Laut Nobelkomitee ist der Preis für die 1987 noch zu Sowjetzeiten gegründete Gruppe auch ein Zeichen, "dass die Opfer der Unterdrückung durch das kommunistische Regime (UdSSR) nie vergessen werden".

Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte die Vorsitzende des Komitees, Reiss-Andersen, der Preis sei "nicht an Präsident Putin gerichtet". Allerdings unterdrücke seine "autoritäre" Regierung Menschenrechtsaktivisten.

Aufdeckung russischer Kriegsverbrechen

Als dritter Preisträger wurde die ukrainische Menschenrechtsorganisation "Center for Civil Liberties" ausgezeichnet. Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine bemühe sich die Organisation, russische Kriegsverbrechen gegen die ukrainische Bevölkerung aufzudecken und zu dokumentieren. "Das Zentrum spielt eine Vorreiterrolle dabei, die Schuldigen für ihre Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen", so das Komitee.

Mit der Verleihung stehen die Preisträger nun in einer Reihe mit historischen Personen wie Martin Luther King (1964), Mutter Teresa (1979) und Nelson Mandela (1993). Auch Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen (1999) oder die Europäische Union (2012) wurden bereits ausgezeichnet.

Gratulation von den Vereinten Nationen

Zu den ersten Gratulanten gehörten die Vereinten Nationen. Die Auszeichnung für die Menschenrechtsaktivisten zeige, wie wichtig der Kampf für die Freiheit sei, betonte die Sprecherin der UN in Genf, Alessandra Vellucci, am Freitag. Sie erinnerte daran, dass die Menschenrechte neben Frieden und Entwicklung einer der Grundpfeiler des gesamten UN-Systems seien.

"Ich verneige mich vor dem Mut von Ales Bialiatski, Memorial und dem Centre For Civil Liberties", erklärte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf Twitter. Die Wahl der Preisträger ehre jene, die "mit enormem Mut und unter hohem Risiko für ihre Rechte und ihre Freiheit kämpfen." Bundesjustizminister Marco Buschmann nannte die Auszeichnung "ein starkes Zeichen für Freiheit und Menschenrechte". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte: "Das Nobelpreiskomitee hat den außerordentlichen Mut dieser Männer und Frauen anerkannt, die gegen die Alleinherrschaft aufstehen."

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Höhepunkt der Nobelwoche

Mit dem Friedensnobelpreis haben die Tage der Nobelpreis-Bekanntgaben ihren Höhepunkt erreicht. Zuvor waren in dieser Woche bereits die Preisträgerinnen und Preisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur verkündet worden. Am kommenden Montag folgt zum Abschluss noch der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, der als einziger der Preise nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht.

Preis mit rund 980.000 Euro dotiert

Dotiert sind die Nobelpreise in diesem Jahr erneut mit jeweils zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) pro Kategorie. Verliehen werden sie traditionell an Nobels Todestag, dem 10. Dezember. Der Friedensnobelpreis ist dabei der einzige der Preise, der nicht im schwedischen Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo überreicht wird.

Der Friedensnobelpreis gilt als der bedeutendste Friedenspreis der Erde. Insgesamt 343 Kandidaten - 251 Persönlichkeiten und 92 Organisationen - waren in diesem Jahr für ihn nominiert worden. Die Namen der Nominierten werden traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten. Im vergangenen Jahr waren die Philippinerin Maria Ressa und der Russe Dmitri Muratow mit dem Preis geehrt worden. Die beiden Journalisten erhielten ihn für ihren Kampf für die Meinungsfreiheit.