Impfkritiker behaupten, Geimpfte würden das Spike-Protein ausstoßen.
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Impfkritiker behaupten, Geimpfte würden das Spike-Protein ausstoßen.

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"Impfstoff-Shedding": Die Angst vor dem Kontakt zu Geimpften

Sie meiden Geimpfte, weil sie fürchten, durch sie krank oder unfruchtbar zu werden. "Impfstoff-Shedding" ist eine verbreitete Behauptung unter Impf-Skeptikern - auch schon vor Corona. Ein #Faktenfuchs.

Über dieses Thema berichtet: Hintergrund am .

Die Corona-Impfung hat in den vergangenen Monaten für viel Verunsicherung gesorgt - nicht zuletzt, weil die Impfstoffe vergleichsweise schnell zugelassen wurden. Unter Impfskeptikern kursiert nun die Angst, bereits Geimpfte könnten das Spike-Protein des Coronavirus ausstoßen und zum Beispiel über Hautkontakt oder Husten an Personen, die nicht gegen Corona geimpft sind, weitergeben. Bei denen würde das Spike-Protein dann eine Reihe von Symptomen verursachen, unter anderem berichten Impfskeptiker von Kopfschmerzen, Übelkeit oder Ausschlag. Dieses Phänomen nennen sie "Impfstoff-Shedding".

Der Begriff leitet sich vom englischen Begriff "to shed" (dt. “abwerfen”) ab. "Shedding" beschreibt in der Virologie die Freisetzung der Viren von der Wirtszelle nach erfolgreicher Replikation.

Auf Telegram gibt es mehrere Gruppen und Kanäle, die Berichte von den vermeintlichen Opfern des "Impfstoff-Sheddings" sammeln und Tipps dazu geben, wie man sich vor Geimpften schützen kann. Diese Gruppen haben mehrere Tausend Mitglieder, die sich dort zu den verschiedensten Aspekten des "Impfstoff-Sheddings" austauschen.

Einige User haben Angst davor, dass der Partner oder die Partnerin sich impfen lassen will. Eine Frau berichtet davon, dass sie Angst habe, von ihrem zweijährigen Enkelkind krank gemacht zu werden, da sie befürchtet, dass es ebenfalls vom “Impfstoff-Shedding” belastet sei, weil beide Eltern des Kindes geimpft sind.

Der größte Kanal zählt 16.568 Mitglieder (Stand: 15.07.2021). Der erste Post stammt vom 26. Mai 2021.

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Beispiele von Symptomen, die in Telegram-Gruppen geschildert werden

Auch in Kommentaren auf YouTube, Twitter oder unter Artikeln im Netz taucht die Behauptung immer wieder auf, Geimpfte würden Spike-Proteine ausstoßen, die Ungeimpften schaden könnten. Ein User schreibt, er und seine Familie “meiden jegliche Kommunikation mit Geimpften”. Ein anderer fragt, wie man sich vor Spike-Proteinen und mRNA schützen könne.

Die Behauptung des “Impfstoff-Sheddings” war schon vor der Corona-Pandemie unter Impfgegnern verbreitet, in den letzten Monaten ist sie wieder lauter geworden. Für “Impfstoff-Shedding” gibt es aber keinerlei wissenschaftliche Beweise. Der #Faktenfuchs klärt, was dahinter steckt.

Was passiert beim angeblichen “Impfstoff-Shedding”?

In verschiedenen Telegram-Gruppen berichten Menschen von Krankheitssymptomen, sobald sie sich mit Geimpften in einem Raum aufgehalten, sie umarmt oder sexuellen Kontakt hatten. Das wird mit - wie sie es nennen - “Shedding” erklärt, was es aber so nicht gibt. Laut der Falschbehauptung produzieren Geimpfte in den ersten Wochen nach der Corona-Impfung “virale Spike-Proteine”, die diese Personen dann über Hautkontakt, Ausatmen oder Husten an Ungeimpfte weitergeben sollen - so wird es in einem der größten Shedding-Kanäle auf Telegram erklärt.

Der Autor des Posts beruft sich dabei auf Berichte von Testpersonen und betont: “Das ganze ist nicht in Stein gemeisselt und auch nicht wissenschaftlich belegt, sondern basiert auf medizinischen Artikeln darüber, wie die Impfung funktioniert und den Live Berichten von uns allen” (sic!). Er präzisiert, Impfstoffe sämtlicher Hersteller würden zu "Shedding" führen.

Rüdiger Reinhardt von der gemeinnützigen Organisation “Goldener Aluhut”, die über Verschwörungsideologien aufklärt, setzt sich schon lange mit Impfgegnern auseinander. Diejenigen, die Angst vor "Shedding" haben, hätten nicht in erster Linie Angst davor, sich mit Corona anzustecken, sagt er. Stattdessen gehe es darum, anderweitig geschädigt zu werden. Zum Beispiel, indem Frauen vermeintlich unfruchtbar werden.

Unter dem Stichwort “Impfstoff-Shedding” vermischen sich also verschiedene Falschbehauptungen und Verschwörungserzählungen. Elektromagnetische Strahlung, die angeblich von Geimpften ausgehen soll, ist zum Beispiel in den “Shedding”-Telegram-Gruppen ebenfalls Thema. “Halbwahrheiten und Erfindungen um diese ganzen Geschichten vermischen sich”, sagt Reinhardt im Interview mit dem #Faktenfuchs. Er ordnet “Impfstoff-Shedding” als Verschwörungserzählung ein. “Der Schuldige steht ja von vornherein fest.” Das sei die Pharmaindustrie und die großen Konzerne. Durch die Pandemie würden viele alte Geschichten wieder aufgewärmt.

Gibt es “Impfstoff-Shedding” tatsächlich?

Nein. In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für die Erfassung und Bewertung möglicher Nebenwirkungen der Corona-Impfungen zuständig. Auf Nachfrage des #Faktenfuchs, ob Geimpfte tatsächlich Spike-Proteine ausstoßen können, die dann Ungeimpfte gefährden, antwortete eine Sprecherin schriftlich: “Dieses Gerücht, wie so viele andere Gerüchte zu den COVID-19-Impfstoffen, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.”

Ein “Shedding”, also eine Ausbreitung des Virus über Geimpfte, würde zumindest ein vollständiges Virus erfordern, dass sich ausbreiten könne. “In den aktuell zugelassenen COVID-19-Impfstoffen ist aber kein SARS-CoV-2 Virus enthalten, nicht einmal das fertige Spike-Protein, sondern nur der Bauplan für das Spike-Protein.”

Das alleine sei nicht gefährlich, da das Spike-Protein nicht anderes sei als ein Stückchen der Hülle des Coronavirus, bestätigt auch die Virologin Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie an der Medizinischen Universität Wien im Gespräch mit dem Faktenfuchs.

“Das Spike-Protein alleine macht nicht krank. Es ist eine absurde Annahme, dass man in irgendeiner Art und Weise von einem Spike-Protein Symptome bekommen könnte.”

Spike-Protein alleine macht nicht krank

Krankmachende Eigenschaften hätten nur vollständige Viren, teilt auch die Sprecherin des PEI mit. Es könne zwar vorkommen, dass Hüllproteine von Viren - wie zum Beispiel das Spike-Protein - von der Zelle ausgestoßen werden, in der sie “produziert” wurden, aber das sei sehr selten und geschehe nur auf Ebene der Zellen. Die Spike-Proteine werden vom Körper abgebaut, können also gar nicht ausgestoßen werden. “Es kann nicht einmal ausgeatmet werden, da die Spike-Proteine nicht in den Nasen-Rachen-Raum gelangen”, schreibt die Sprecherin in ihrer E-Mail.

“Es gibt ja einen Unterschied zwischen einem Virus und einem Protein”, sagt Friedemann Weber, Direktor des Instituts für Virologie an der Universität Gießen. Selbst wenn Geimpfte ein Protein ausscheiden würden, dann würde sich das so stark verdünnen, dass es spätestens von den Proteasen, also den Enzymen auf unseren Schleimhäuten, die Proteine spalten, “gefrühstückt” werden würde. “Dass ich da irgendwelche kritischen Mengen erreichen würde, mit einem sich nicht vermehrenden Protein, das ist vollkommen ausgeschlossen.”

Mit Covid-Impfstoffen Geimpfte können also laut Aussage mehrerer Experten überhaupt keine Bestandteile des Impfstoffes ausscheiden, die dann andere krank machen könnten.

“Impf-Polio”: Ausgangspunkt für Verschwörungserzählungen

Dass in der Vergangenheit Dritte durch eine Impfung angesteckt wurden, dafür gibt es laut PEI nur ein bekanntes Beispiel: Die Polio-Schluckimpfung (Polio = Kinderlähmung, Anm. d. Red.) mit abgeschwächten Lebendviren im Impfstoff. Das Polio-Virus gehört zu den Enteroviren, das heißt, es vermehrt sich im Verdauungstrakt. “Diese abgeschwächten Lebendviren konnten in seltenen Ausnahmefällen in die ursprüngliche Form zurückmutieren und dann z.B. über Schmier-Infektionen weitergegeben werden. Das konnte u.a. passieren, wenn ältere Angehörige (Oma/Opa - meist geschwächtes Immunsystem) die Windel eines geimpften Kleinkindes wechselten und mit den Ausscheidungen in Berührung kamen”, heißt es in der schriftlichen Antwort des PEI. Die Sabin Polio-Schluckimpfung wurde in den 1950er-Jahren entwickelt und wird mittlerweile in Deutschland aber nicht mehr empfohlen.

Aber: Das waren intakte Viren, keine einzelnen Bestandteile wie das Spike-Protein. Außerdem werden bei der Corona-Impfung keine Lebendviren verimpft.

Seit wann sich die Behauptung zum “Impfstoff-Shedding” bereits verbreitet, kann Reinhardt vom “Goldenen Aluhut” nicht genau festmachen. Klar ist: Es gab sie schon vor Corona. “Diese faktenfreie Verschwörungsglaubens-Geschichte, die gibt es, solange es Impfstoffe gibt.” Diese Mythen verbreiteten sich dank Social Media aber viel schneller. “Es ist sozusagen dieses “Impf-Polio”, was den wahren Background dafür hergibt und auf diese Leinwand werden dann die abstrusen Geschichten gemalt.” Das klappe aber nur dann, wenn die Menschen nicht wüssten, wie ein Impfstoff funktioniert und warum “Impfstoff-Shedding” bei Corona-Impfstoffen zum Beispiel überhaupt nicht passieren könne, so Reinhardt.

Unter Corona-Kritikern kontrovers diskutiert

Während sich einige User im Netz sehr sicher sind, dass es “Impfstoff-Shedding” tatsächlich gibt und der prominente Corona-Verharmloser Wolfgang Wodarg darüber auf seiner Webseite schreibt, gibt es innerhalb der Corona-Kritiker-Bewegung auch andere Ansichten. So sagte der bekannte Corona-Verharmloser Sucharit Bhakdi, er gehe nicht davon aus, dass die Spike-Proteine von einem Menschen auf den anderen übergehen.

Vermeintlich wissenschaftliche Beweise belegen “Shedding” nicht

Diejenigen, die überzeugt davon sind, dass es “Impfstoff-Shedding” gibt, teilen in Telegram-Gruppen vermeintliche Beweise. Darunter findet sich auch die Behauptung, dass der Impfstoff-Hersteller Pfizer befürchtet, die Inhaltsstoffe des mRNA-Impfstoffs von Biontech/Pfizer seien über die Luft übertragbar und stellten für Ungeimpfte - besonders Frauen - ein Risiko dar.

Tatsächlich gibt es das Studienprotokoll von Pfizer, auf das sich Impfkritiker auf Telegram beziehen. Dort ist auch die Rede von einer “Exposition” von Schwangeren. Pfizer befürchtet jedoch kein ”Impfstoff-Shedding”, sondern beschreibt in dem Studienprotokoll Maßnahmen, um möglichen Kontakt mit dem Impfstoff während der Schwangerschaft zu melden. Da Schwangere nicht Teil der Studie waren, geht es hier nur um indirekten Kontakt mit dem Impfstoff, zum Beispiel über die Umwelt.

Das sei “eine Standardmaßnahme in der großen Mehrheit von klinischen Studienprotokollen”, schreibt ein Sprecher von Pfizer auf eine Anfrage des #Faktenfuchs. Die Beschreibung eines möglichen indirekten Kontakts mit dem Impfstoff müsse gemäß den europäischen Richtlinien zur Durchführung von klinischen Studien ins Studienprotokoll aufgenommen werden, “obwohl der Impfstoff ausschließlich durch eine verabreichte Dosis (intramuskuläre Injektion) in den menschlichen Körper gelangen kann,” so der Sprecher. Also nicht durch den Atem oder andere von Impfkritikern behauptete Übertragungswege.

Auch die Tatsache, dass Brasilien den Sputnik V-Impfstoff nicht zugelassen hat, weil dort vermehrungsfähige Viren im Sputnik V-Impfstoff festgestellt wurden, wird unter Impfgegnern als Beleg zitiert. Dabei handelte es sich um einen Fehler in der Qualitätssicherung des Herstellers, sagt der Virologe Friedemann Weber im Gespräch mit dem #Faktenfuchs.

Das Sputnik-Vakzin ist - wie Astrazeneca - ein sogenannter Vektor-Impfstoff. Das heißt, Teile des Erbmaterials des Coronavirus werden in abgeschwächte Viren einer anderen Virusart gebracht, die das Erbmaterial dann zur Zelle transportieren. Im Falle des Sputnik-Vazkins sind das abgeschwächte Adenoviren, eine Erregergruppe, die in nicht abgeschwächter Form unter anderem Atemwegserkrankungen auslösen kann.

Das was die Polio-Impfung als Impfung mit Lebendviren konnte, nämlich sich vermehren, dass können die Vektorimpfstoffe mit dem abgeschwächten Adenovirus nicht, sagt Weber. Durch den Fehler in der Qualitätssicherung des Herstellers, kam es “bei Sputnik zu dem Unglück, dass sich diese Viren tatsächlich vermehren konnten. Und dann haben sie wieder eine Situation wie beim Polio-Impfstoff.” Die Adenoviren konnten sich in dieser Charge des Sputnik-Impfstoffs in Brasilien also fälschlicherweise vermehren. Würde so etwas in Deutschland passieren, müsste das - wie auch in Brasilien - bei den Qualitätskontrollen durch die Behörden auffallen.

Außerdem wird eine vermeintliche Studie des Wissenschaftlers Hervé Seligmann vermehrt in den Telegram-Gruppen geteilt, die zu dem Schluss kommt, ungeimpfte Kinder in Europa wären wegen des Kontakts zu Corona-Geimpften gestorben. Angeblich sei “Impfstoff-Shedding” der Grund dafür, also das Weitergeben von Teilen des Impfstoffes an Ungeimpfte, die dann erkrankten.

“Studie” ist nicht seriös

Bei der “Studie” handelt es sich lediglich um ein nicht peer-reviewtes Manuskript. Dennoch wurde es aufgegriffen - unter anderem im Blog von Boris Reitschuster. Veröffentlicht wurde das Manuskript auf researchgate.net, einer Seite, auf der jede und jeder ohne Qualitätskontrolle veröffentlichen kann. Seligmann erweckt in dem Text fälschlicherweise den Anschein, er wäre am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entstanden. Das ist jedoch nicht der Fall. “Herr Seligmann ist kein Mitarbeiter des KIT und er hat die Affiliation des KIT widerrechtlich verwendet”, teilte das KIT mit, wie Riffreporter, eine journalistische Genossenschaft, berichtete.

Wo Seligmann derzeit arbeitet, ist unklar. Auf seinem Profil auf researchgate.net gibt Seligmann an, von 2013 bis 2018 an der Aix-Marseille Université in Frankreich gelehrt zu haben. Das ist der letzte Eintrag. Die Universität hat sich trotz mehrmaliger Nachfrage des #Faktenfuchs bisher nicht zu Seligmann geäußert. Auch Seligmann selbst hat auf eine entsprechende Anfrage des #Faktenfuchs nicht reagiert.

Die Virologen Friedemann Weber von der Universität Gießen und Monika Redlberger-Fritz von der Universität Wien haben sich Seligmanns Manuskript für den #Faktenfuchs angesehen und kritisieren seine Vorgehensweise. Seligmann lege seine Quellen nicht wirklich offen, bemängelt Weber. “Er sagt, er hat die Zahlen aus Euromomo (eine Datenbank, in der die Übersterblichkeit in Europa überwacht wird, Anm. d. Red.), aber ich kann das nicht zurückverfolgen und sagen: Genau da ist seine Datenquelle.”

Diese Daten interpretiere Seligmann dann “zu seinem Gutdünken in irgendeiner Art und Weise und zieht dann die falschen Schlüsse”, ergänzt Redlberger-Fritz. “Es ist ungefähr so, wie wenn man sagt: In Dorf xy sind viele Störche gelandet und im nächsten Jahr darauf gab es viele Babys und deswegen bringen die Störche die Babys. Das sind einfach Schlüsse, die nicht zulässig sind und die wissenschaftlich grundlegend falsch sind.”

Auch der Virologe Dieter Hoffmann, stellvertretender Leiter des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München, kritisiert Seligmanns Schlussfolgerung in einer E-Mail an den #Faktenfuchs. Die Übersterblichkeit in der Altersgruppe 0 bis 14 sei laut Daten von Euromomo im Jahr 2021 sehr gering und statistisch nicht relevant. “Sie kann nicht ursächlich mit der Impfung in Verbindung gebracht werden”, so Hoffmann.

Tod eines Säuglings wird mit “Impfstoff-Shedding” in Verbindung gebracht

In Seligmanns Manuskript wird der Fall eines fünf Monate alten Säuglings aufgeführt, der sich bei seiner geimpften Mutter via “Impfstoff-Shedding” angesteckt haben soll und schließlich gestorben sei. Dieses Beispiel wird auch in den Telegram-Gruppen geteilt - um die Konsequenzen des vermeintlichen “Impfstoff-Sheddings” zu verdeutlichen.

Tatsächlich ist im VAERS-Meldesystem der amerikanischen Gesundheitsbehörden der Todesfall eines gestillten Säuglings in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung der Mutter gegen COVID-19 mit dem Biontech-Impfstoff verzeichnet. Dort machen die Behörden aber auch sehr deutlich, dass die bloße Meldung im System nicht bedeuten muss, dass es einen kausalen Zusammenhang mit der Corona-Impfung und der gemeldeten Nebenwirkung geben muss.

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Dieser Hinweis wird auf der Seite der VAERS-Datenbank angezeigt.

“Die Berichte stellen mehr oder weniger vollständige und subjektive Ereignisse dar, aus denen sich per se keine Kausalität ableiten lässt”, schreibt die Gynäkologin Janine Zöllkau von der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena auf Anfrage des #Faktenfuchs. Der Bericht als solches sei nicht “falsch”, da er offiziell durch den Center for Disease Control (CDC) und die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittelsicherheit (FDA) registriert und veröffentlicht ist. “Jedoch ist die Folgerung, dass Babies nach Impfung der stillenden Mutter lebensbedrohlich gefährdet sind hierdurch nicht tragbar”, so Zöllkau.

Dass Kinder über die Muttermilch Teile des Impfstoffs, zum Beispiel das Spike-Protein, abbekommen, hält Virologe Weber nach aktuellem Forschungsstand für keine Gefahr. “Nicht alles, was im Blut ist, gelangt auch in die Muttermilch”, sagt er.

Dass Kinder die Leidtragenden von “Impfstoff-Shedding” sein sollen, sei nicht verwunderlich, sagt Rüdiger Reinhardt, Experte für medizinische Verschwörungserzählungen. “Die Kinder funktionieren einfach als emotionales Argument, als emotionales Zugpferd. Das sehen wir auch seit Jahren auf den Impfgegner-Demos, wo Kinder wirklich auch hochgehalten werden, vorgeführt, instrumentalisiert.”

Fazit

Impfgegner verbreiten die Behauptung, Geimpfte würden Ungeimpfte krank machen. Das ist eine Falschbehauptung. Die Corona-Impfstoffe liefern den Zellen nur einen Teil des Bauplans des Virus’ , es wird kein Lebendvirus geimpft. In der Vergangenheit kam es bei der Polio-Schluckimpfung dazu, dass sich die abgeschwächten Lebendviren doch noch vermehren konnten und sich so zum Beispiel Großeltern, die ein geimpftes Kleinkind gewickelt hatten, anstecken konnten.

Das Spike-Protein, das nach der Erzählung der Impfgegner die Symptome auslösen soll, kann sich alleine nicht vermehren und stellt deshalb keine Gefahr für Ungeimpfte dar.

Vermeintliche wissenschaftliche Beweise sind entweder aus dem Kontext gerissen oder schlichtweg falsch.

Disclaimer 10.09.2021: Die #Faktenfuchs-Redaktion kennt die Studie, die angeblich belegen soll, dass es das Spike-Protein ist, das Schäden im Körper anrichtet. Die Studie ist nach der Einschätzung von uns kontaktierter Experten fehlerhaft, Ergebnisse können deshalb nicht interpretiert werden und sind somit nicht aussagekräftig.

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