Eine Woche nach dem Putsch im Niger haben erste Evakuierungsflüge Hunderte Europäer aus dem westafrikanischen Land in Sicherheit gebracht. Zwei französische Militärmaschinen mit mehr als 350 Franzosen und zahlreichen Bürgern anderer Staaten landeten am Mittwoch in Paris. Darunter seien auch mehr als 40 Deutsche gewesen, teilte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit.
Nach Einschätzung des deutschen Außenministeriums hält sich im Niger eine hohe zweistellige Zahl an Deutschen auf, die nicht mit Bundeswehr oder Botschaft verbunden sind. Mithilfe Frankreichs werden zahlreiche nun ausgeflogen.
Baerbock dankt Frankreich für die Hilfe
Sie danke ihrer französischen Amtskollegin Catherine Colonna dafür von ganzem Herzen, betonte Baerbock. Die unkomplizierte und pragmatische Zusammenarbeit in Krisenzeiten zeige, was Europa in der Außen- und Sicherheitspolitik leisten könne, wenn zusammengearbeitet werde. Die Europäische Union unterstützt die Evakuierungsflüge.
Frankreich habe über den EU-Katastrophenschutzmechanismus Unterstützung angefordert, um EU-Bürger aus dem Land zu bringen, wie die Kommission in Brüssel mitteilte. Die EU beteilige sich an den Kosten des Einsatzes. Frankreich hat demnach vier Flugzeuge für die Rückführung von EU-Bürgern organisiert. Weitere Flüge seien in Vorbereitung, teilte die Kommission mit.
Auswärtiges Amt warnt vor Reisen
Das Auswärtige Amt hatte am Dienstag eine Reisewarnung für den Sahel-Staat herausgegeben und allen Deutschen zur Ausreise aus dem Niger geraten. Frankreich und Italien begannen bereits am Dienstag mit Evakuierungsflügen. Die französische Regierung hatte angeboten, dabei auch Deutsche mit auszufliegen. Auch Spanien will mit entsprechenden Flügen beginnen.
In der Hoffnung auf einen Flug haben sich Hunderte Menschen vor dem Flughafenterminal der Hauptstadt Niamey angestellt. Deutschland teilte mit, dass derzeit das Ausfliegen seiner rund 100 Soldaten in dem Land als nicht erforderlich betrachtet werde.
Militärputsch löst Krise aus
Nigrische Militärs hatten vor einer Woche den seit 2021 amtierenden demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt. Am vergangenen Freitag erklärte sich dann der Chef der Präsidentengarde, General Abdourahamane Tiani, zum neuen Machthaber in dem westafrikanischen Land. Nach Mali und Burkina Faso ist Niger bereits der dritte Staat in der Sahelzone, der seit 2020 einen Staatsstreich erlebt.
Unterdessen wird darüber spekuliert, was passieren könnte, wenn der westafrikanische Staatenbund Ecowas militärisch eingreift, um dem gestürzten Präsidenten Bazoum wieder an die Macht zu verhelfen. Ecowas hatte am Sonntag den Einsatz von Gewalt gegen die Militärjunta für den Fall angekündigt, dass Bazoum nicht innerhalb einer Woche wieder an der Macht sei.
Die Militärregierungen von Mali und Burkina Faso teilten daraufhin mit, dass sie eine militärische Intervention gegen den Niger auch als eine Kriegserklärung ihnen gegenüber auffassen würden. Die Verteidigungschefs der 15 Mitglieder von Ecowas wollen bei einem Treffen in Nigeria vom heutigen Mittwoch bis Freitag über die nächsten Schritte bezüglich des Nigers beraten, wie der Staatenbund mitteilte.
Mit Informationen von dpa und AFP
Im Video: Deutsche aus Niger ausgeflogen - Dank an Frankreich
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