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Bundestag: Frauenanteil steigt nur langsam

In der Bundespolitik gibt es kein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen. Eine BR-Data-Auswertung zeigt: Der Frauenanteil unter den Kandidaten zur Bundestagswahl stagniert seit 20 Jahen bei rund 32 Prozent. Von Catharina Felke, Niels Ringler

Seit 1998 hat sich wenig verändert. 1998, das war das Jahr, in dem Windows 98 auf den Markt kam, die Einführung des Euro beschlossen und Gerhard Schröder zum ersten Mal Bundeskanzler wurde. Ihm folgte zum ersten Mal eine Bundeskanzlerin. Doch unabhängig von Angela Merkels Aufstieg sind Frauen in der deutschen Politik nach wie vor unterrepräsentiert – und das, obwohl mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten weiblich sind. Eine Auswertung der Wahllisten für die Bundestagswahlen seit 1949 zeigt, der Frauenanteil bei den momentan sieben größten Parteien hat sich in den vergangenen 20 Jahren kaum erhöht. Aktuell liegt er bei rund 32 Prozent, im Vorfeld der vergangenen Bundestagswahl fiel er sogar knapp unter 31 Prozent.

AfD, FDP und CSU mit niedrigen Anteilen

Betrachtet man die aufgestellten Kandidatinnen getrennt nach Parteien, wird außerdem klar: Die AfD hat einen erheblichen Einfluss auf diese Entwicklung. Auf ihren Kandidatenlisten finden sich besonders wenige Frauen, auf der aktuellen Landesliste für Nordrhein-Westfalen sind es zum Beispiel nur rund 4 Prozent. Konkret bedeutet das: eine Frau bei insgesamt 24 Kandidaten. Wenn die AfD in den Bundestag einzieht, würde das Parlament folglich wieder männlicher werden, da die Partei ihre Mandate hauptsächlich über die Liste gewinnen würde.

Auch die FDP hat einen ähnlich niedrigen Frauenanteil, es ist exakt derselbe wie bereits vor zwölf Jahren: rund 21,5 Prozent. Dennoch lehnen beide Parteien - AfD wie FDP - interne Quoten ab. Doch auch unter den im Bundestag vertretenen Parteien ist ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern keine Selbstverständlichkeit: Die CSU stellt für die kommende Bundestagswahl sogar weniger Frauen auf als noch bei der vergangenen Wahl 2013 – als einzige im Bundestag vertretene Partei. 

Grüne und Linke mit Quoten

Dass es auch anders geht, zeigen zum Beispiel die Grünen. Sie haben mit ihrem Frauenstatut von 1986 als erste der sieben ausgewerteten Parteien eine verpflichtende Frauenquote für Kandidaten eingeführt – und damit den Frauenanteil von 1983 auf die Bundestagswahl 1987 beinahe verdoppelt. Laut diesem Beschluss sollen alle Wahllisten "grundsätzlich alternierend" besetzt werden, angefangen mit einer weiblichen Spitzenkandidatin. Ähnlich sieht das Die Linke, sie schreibt mindestens eine 50-Prozent-Quote in ihrer Bundessatzung vor. Beide Parteien haben 2017 auf ihren Landeslisten zum ersten Mal einen Frauenanteil von mindesten 51 Prozent.

Wenige Frauen kandidieren direkt

Unter den Direktkandidaten sind Frauen stark unterrepräsentiert. Das zeigt sich auch bei der CDU, die traditionell die meisten Bundestagsmandate über Direktkandidaten gewinnt. Diese sind jedoch meistens mit Männern besetzt. Die CDU hat keine Quote, stattdessen soll ein Drittel der Listenplätze mit Frauen besetzt werden - aus Eigenantrieb sozusagen. Dass eine Quote aber auch nicht immer zu einem ausgewogenen Frauenanteil führt, zeigt die SPD. Sie hat seit 1988 eine 40-Prozent-Marke, trotzdem werden diese oft nicht eingehalten. In Nordrhein-Westfalen, dem Kernland der Sozialdemokraten, sind auf der Landesliste für die kommende Wahl nur 24 Prozent Frauen aufgestellt.