Zerstörungen in Lāhainā an der Westküste von Maui
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Zerstörungen in Lāhainā an der Westküste von Maui

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Waldbrände auf Hawaii – Biden ruft Katastrophenfall aus

Die Waldbrände auf der Hawaii-Insel Maui haben mindestens 36 Menschen das Leben gekostet. Besonders schwer betroffen ist der Touristenort Lāhainā, US-Präsident Joe Biden hat den Katastrophenfall für den Staat Hawaii ausgerufen.

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Wegen der schweren Busch- und Waldbrände auf der Insel Maui hat US-Präsident Joe Biden den Katastrophenfall für den Staat Hawaii ausgerufen. Die Maßnahme macht den Weg für die Bereitstellung von Bundesmitteln für Nothilfe und Wiederaufbau für Hawaii frei.

Mindestens 36 Menschen kamen nach Behördenangaben bei den Waldbränden um. Dutzende weitere wurden verletzt. Rund 300 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört. Beobachter sprachen vom folgenschwersten Feuer in den USA seit dem Camp Fire genannten Waldbrand 2018 in Kalifornien, das damals mindestens 85 Menschen das Leben kostete und die Stadt Paradise praktisch ausradierte.

Flaniermeile in Flammen: "Lāhainā ist weg"

Vom Feuer am schwersten betroffen ist der bei Touristen beliebte Küstenort Lāhainā. 271 Gebäude wurden dort nach Angaben der Behörden beschädigt oder zerstört, Dutzende Menschen erlitten Verletzungen. Die populäre Flaniermeile Front Street mit zahlreichen Geschäften und Restaurants wurde teilweise vernichtet.

Auch der Hafen und die Umgebung von Lāhainā hätten Schaden erlitten, schrieb der Bezirk Maui in einer Mitteilung. "Wir haben kein Lāhainā mehr, es ist weg", zitierte der US-Sender CNN einen Einwohner.

"Wie aus einem Horrorfilm": Flucht vor dem Feuer ins Meer

Augenzeugen berichteten, dass sich in der Stadt apokalyptische Szenen abgespielt hätten. Auf der Flucht vor den schnell um sich greifenden Flammen seien Menschen ins Meer gesprungen. Die Küstenwache teilte später laut CNN mit, dass mehr als ein Dutzend aus dem Wasser gerettet wurden.

Claire Kent, eine Einwohnerin von Lāhainā, sprach nach ihrer Flucht von Szenen "wie aus einem Horrorfilm". "Wir fuhren auf dem Highway und als wir zurückblickten, standen auf beiden Seiten der Straße Autos in Flammen - die Leute steckten im Verkehr fest und versuchten herauszukommen", berichtete sie dem US-Sender CNN. Sie wisse "mit Sicherheit", dass "Leute nicht mehr herauskamen". Obdachlose und Menschen ohne Fahrzeuge schienen in der Stadt gefangen, sagte sie.

Nur noch Asche und Rauch

Nach Angaben der Einwohnerin Chrissy Lovitt sind alle Boote im Hafen von Lāhainā verbrannt. "Es sieht aus wie in einem (...) Kriegsfilm", sagte sie den "Hawaii News Now". "Das Wasser stand in Flammen von dem vielen ausgelaufenen Treibstoff."

Der Helikopter-Pilot Richard Olsten flog am Mittwoch über den Ort. Der größte Teil des historischen Kerns sei abgebrannt, sagte er danach. Es sehe wie in einer Kriegszone aus, als ob das Gebiet bombardiert worden sei, beschrieb er seine Eindrücke.

Das Zentrum von Lāhainā sei völlig zerstört, berichtete auch ein Ersthelfer der Nachrichtenagentur AFP. "Es gibt nur Asche und Rauch und eingestürzte Gebäude". Er könne sich nicht vorstellen, dass "dort noch viel lebt".

Touristen sollen Insel verlassen

Hawaiis Gouverneur Josh Green sprach von einer "schrecklichen Katastrophe" auf Maui. Von Reisen auf die Insel, der zweitgrößten des Hawaii-Archipels, wurde dringend abgeraten. "Dies ist kein sicherer Ort", warnte die stellvertretende Gouverneurin Sylvia Luke, allerdings hatten viele Airlines ihre Flüge nach Maui ohnehin abgesagt.

Viele Strommasten waren umgeknickt, und in einigen Teilen von Maui brach die Kommunikation zusammen - selbst der Notruf 911 fiel dort aus. Rund 13.000 Haushalte waren laut der Website "PowerOutage" am Mittwochabend ohne Strom.

Der Bezirk Maui rief Reisende auf, die Insel schnellstmöglich zu verlassen. Es gebe freie Sitze auf Flügen, Reisende müssten aber zuvor die Fluggesellschaften kontaktieren. In West Maui gebe es allerdings weiter keinen Strom und auch keine Mobilfunk- oder Festnetzverbindungen.

Notunterkünfte werden eingerichtet

Viele Touristen strandeten indes am Flughafen der größten Stadt Kahului, weil ihre Flüge annulliert worden waren. Laut einem AFP-Reporter versuchten einige am späten Mittwochabend, dort auf dem Fußboden zu schlafen.

US-Präsident Joe Biden ließ in Washington erklären, das Verkehrsministerium werde dabei helfen, Urlauber von Maui auszufliegen. Sie sollten auf die westlich von Maui gelegenen Insel Oahu gebracht werden, berichteten Medien. Dort werde ein Kongresszentrum in eine Notunterkunft verwandelt. Biden ordnete zudem die Mobilisierung "aller verfügbaren Bundesmittel" an, um bei der Brandbekämpfung zu helfen. Das US-Militär entsandte Hubschrauber zum Löschen und half bei den Such- und Rettungsarbeiten.

Hurrikan "Dora" löste die Katastrophe mit aus

Die Bekämpfung der Flammen, gerade auch aus der Luft, wurde auf Maui durch heftige Sturmböen mit Windstärken von bis zu 130 Stundenkilometern deutlich erschwert. Der Einsatz von Löschflugzeugen war zeitweise völlig unmöglich. Feuer wüteten auch auf der östlich gelegenen Nachbarinsel Hawaii, der größten des gleichnamigen Bundesstaates.

Mitverantwortlich für die rasch um sich greifenden Brände sei der Hurrikan "Dora" gewesen, so die Behörden. "Die Tatsache, dass wir in mehreren Gebieten Waldbrände haben, die indirekt auf einen Hurrikan zurückzuführen sind, ist beispiellos. Das ist etwas, was die Bewohner von Hawaii und der Staat noch nicht erlebt haben", sagte die stellvertretende Gouverneurin Sylvia Luke. Man habe nie damit gerechnet, dass ein Hurrikan solche Waldbrände verursachen könnte, eher Überschwemmungen oder ähnliches.

Ungewöhnliche Trockenheit als Brandbeschleuniger

Eine wichtige Ursache der Brände ist aber auch die ungewöhnliche Trockenheit, die dem Hurrikan vorausging, möglicherweise auch die zunehmende Verbreitung von schnellbrennenden Grasarten auf Hawaii. Die Waldbrandgefahr auf Maui habe sich in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht, so die Behörden.

Sie hatten vor dem Hurrikan wegen hoher Feuergefahr, begünstigt durch hohe Temperaturen und starke Winde, eine "Red-Flag"-Warnung für die Hawaii-Inselkette herausgegeben. Solche Bedingungen kennt man sonst von westlichen US-Staaten, darunter Kalifornien oder Oregon, wo es häufiger zu verheerenden Flächenbränden kommt.

Die Hawaii-Inseln werden allerdings häufiger von Hurrikans, Sturmfluten und Vulkanausbrüchen heimgesucht. Die Hurrikan-Saison in Maui reicht vom Spätsommer bis in den Herbst hinein. Die weit häufigeren tropischen Winterstürme werden als "Pineapple Express" bezeichnet. Maui gilt als Tsunami-gefährdet und verfügt über ein Frühwarnsystem.

Mit Informatioen von AP, AFP und dpa

Im Video: Brände verbreiten Schrecken auf Maui

36 Menschen sind bis jetzt bei den verheerenden Busch- und Waldbränden im US-Bundesstaat Hawaii ums Leben gekommen
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36 Menschen sind bis jetzt bei den verheerenden Busch- und Waldbränden im US-Bundesstaat Hawaii ums Leben gekommen

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