Schäden an einem Wohnblock in Moskau
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Schäden an einem Wohnblock in Moskau

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Behörden: Moskau von mehreren Drohnen attackiert

Nach russischen Angaben wurde Moskau am Morgen mit Drohnen angegriffen. Zwei Menschen seien verletzt worden, die Luftabwehr habe alle Flugkörper abgeschossen. Die Regierung warf der Ukraine vor, einen "Terrorakt" verübt zu haben, Kiew dementiert.

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Bürgermeister Sergej Sobjanin erklärte, Moskau sei am frühen Morgen von mehreren Drohnen angegriffen worden. "Heute früh, in der Morgendämmerung, hat ein Drohnenangriff geringe Schäden an mehreren Gebäuden verursacht", schrieb Sobjanin auf Telegram. Bei dem Angriff seien zwei Menschen verletzt worden, einer der beiden Verletzten habe ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Bewohner von zwei beschädigten Gebäuden seien in Sicherheit gebracht worden, die Sicherheitskräfte im Einsatz.

Rauchsäule und Knallgeräusche über Moskau

Der Gouverneur der Region Moskau, Andrej Worobjow, rief die Bevölkerung auf, "einen kühlen Kopf zu bewahren". Die Explosionen, die in der Stadt zu hören gewesen seien, seien lediglich darauf zurückzuführen, dass die Luftabwehr mehrere Drohnen im Anflug auf den Süden der Hauptstadt "abgeschossen" habe. "Es war unser Luftverteidigungssystem", erklärte der Gouverneur.

Bewohner Moskaus berichteten von lauten Knallgeräuschen in den frühen Morgenstunden, gefolgt von Benzingeruch. Russischen Medien zufolge gab es Schäden in der Nähe des Lenin-Prospekts und unweit des Wnukowo-Flughafens.

Abgeordneter: Drohne nahe Putin-Residenz abgeschossen

Einem hochrangigen russischen Politiker zufolge wurden drei Drohnen über dem Moskauer Nobel-Vorort Rubljowka abgeschossen. Eine der betroffenen Wohngegenden liege nur zehn Minuten von Putins Residenz Nowo-Ogarjowo entfernt, erklärte der Abgeordnete der Regierungspartei "Einiges Russland", Alexander Chinschtein. Auch Ex-Präsident Dmitri Medwedew und Ministerpräsident Michail Mischustin sowie viele reiche Geschäftsleute sollen Anwesen in Rubljowka haben.

Der Abgeordnete Maxim Iwanow sprach vom schwersten Angriff auf Moskau seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Bürger könnten die "neue Realität" nicht ignorieren: "Entweder ihr besiegt den Feind gemeinsam mit unserem Vaterland, oder die unauslöschliche Schande der Feigheit, der Kollaboration und des Verrats wird über eure Familie kommen."

Regierung wirft der Ukraine einen "Terrorakt" vor

Die Angaben über die Anzahl der angreifenden Drohnen gehen je nach Quelle weit auseinander. Auf Telegram war von bis zu 25 Flugkörpern die Rede, das Verteidigungsministerium in Moskau sprach von "acht Drohnen", die bei dem Angriff benutzt worden seien. "Alle Drohnen des Feindes" seien abgeschossen oder von ihrer Flugbahn abgelenkt worden, hieß es. Dabei sei auch das Raketensystem Panzir zum Einsatz gekommen.

Die russische Regierung machte umgehend die Ukraine für die Attacke auf Moskau verantwortlich. "Heute Morgen hat das Kiewer Regime einen Terrorakt mit unbemannten Flugkörpern auf Objekte der Stadt Moskau verübt", teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Kreml spricht von "Antwort" auf russische Angriffe

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, Präsident Putin halte sích im Kreml auf und habe derzeit nicht vor, die Angriffe zu kommentieren. Peskow bezeichnete die Drohnenattacken als Antwort der Ukraine auf russische Angriffe gegen die ukrainische Führung. "Es ist völlig klar, dass es sich um Antworten des Kiewer Regimes auf unsere ziemlich effektiven Schläge gegen eins der Entscheidungszentren handelt", sagte Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

Er bezog sich auf einen Angriff des russischen Militärs am Sonntag, ohne genauere Angaben zu machen. Das russische Verteidigungsministerium hatte allerdings weder am Sonntag noch am Montag die Zerstörung von Kommandostrukturen gemeldet. In der Ukraine wurden an diesen beiden Tagen jedoch zahlreiche Drohnen- und Raketenangriffe auf zivile Objekte registriert.

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Vor einem beschädigten Wohnblock legten Ermittler Reste einer Drohne ab

Kiew dementiert Beteiligung

Die ukrainische Regierung wies Vorwürfe zurück, wonach sie für die Drohnenangriffe auf Moskau direkt verantwortlich sein soll. Selbstverständlich freue er sich über die Angriffe, sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak bei Youtube: "Aber natürlich haben wir damit nichts direkt zu tun."

Podoljak spottete, dass womöglich russische Drohnen zu ihren Absendern zurückgekehrt seien. In der Ära der Künstlichen Intelligenz seien "möglicherweise sind nicht alle Drohnen bereit, die Ukraine zu attackieren" und wollten "zu ihren Schöpfern zurückkehren", sagte er.

Zugleich prognostizierte der Regierungsberater, dass die Zahl der Anschläge auf russischem Staatsgebiet weiter zunehmen werde: "Alle Menschen, die glauben (...), dass sie einen anderen souveränen Staat absolut straflos zerstören können, haben nach 15 Monaten noch nicht verstanden, dass sie 2014 nicht wiederholen können." Damals hatte Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert.

Neue Drohnen-Attacke auf Ukraine

Der mögliche Angriff auf Moskau folgt auf einen russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew im Laufe der Nacht, bei dem nach Angaben des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko mindestens ein Mensch starb. Die ukrainische Luftwaffe teilte bei Telegram mit, sie habe bei dem nächtlichen Luftangriff - dem dritten innerhalb von 24 Stunden - 29 von insgesamt 31 Drohnen abgeschossen. Am Montag schon hatte russischer Beschuss mitten am Tag für Panik in der ukrainischen Hauptstadt gesorgt.

Für die Bewohner Moskaus rückt der Krieg in der Ukraine durch die mutmaßlichen Drohnen-Angriffe näher.
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Für die Bewohner Moskaus rückt der Krieg in der Ukraine durch die mutmaßlichen Drohnen-Angriffe näher.

Berichte über Angriffe auf Russland häufen sich

Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. In den vergangenen Wochen häuften sich auch in russischen Regionen Beschuss und Drohnenattacken. Der wohl spektakulärste Vorfall ereignete sich Anfang Mai, als unmittelbar über dem Kreml zwei Flugobjekte abgeschossen wurden.

Moskau machte für den angeblichen Anschlagsversuch auf Präsident Wladimir Putin die Führung in Kiew verantwortlich, die stritt eine Beteiligung ab. Viele internationale Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass die Kreml-Attacke von Moskau selbst inszeniert gewesen sein könnte, um die brutalen Angriffe auf die Ukraine zu rechtfertigen.

Mit Informationen von dpa und AFP

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