München: Moderatorin Aline Abboud (l-r), Nina Gerhardt, Kai Gniffke und Niddal Salah-Eldin bei den  37. Medientagen auf dem Podium in München.
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München: Moderatorin Aline Abboud (l-r), Nina Gerhardt, Kai Gniffke und Niddal Salah-Eldin bei den 37. Medientagen auf dem Podium in München.

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Auftakt der Medientage: Was KI kann - und wo die Grenzen liegen

Wie sieht die Zukunft der Medien aus und welche Bedeutung hat darin Künstliche Intelligenz? Auf den Medientagen in München sind das wichtige Themen. Aber nicht nur: BR-Intendantin Wildermuth übte Kritik an der versuchten Einflussnahme der Politik.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Am Mittwochvormittag haben die Münchner Medientage begonnen, eines der größten Branchen-Treffen in Deutschland. Bis Freitag werden mehrere Tausend Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik und der Medienbranche erwartet, die vor allem über ein Thema sprechen werden: Künstliche Intelligenz (KI).

"KI ist da"

Es sollen Brücken geschlagen werden zwischen Künstlicher und menschlicher Intelligenz, sagte Thomas Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien zum Auftakt. "KI ist da, sie wird auch nicht mehr weggehen und sie ist auch nicht mehr wegzudenken."

Forderung nach Leitplanken für KI

Die spannende Frage, die alle dabei bewegt: Wie soll man mit KI umgehen? Grade Medienschaffende könnten von KI profitieren. Es gehe um den Spagat zwischen Innovation und verantwortungsvollem Umgang. "KI wird unsere Welt nachhaltig verändern", so Schmiege. Allerdings sei es wichtig, dass man sich nicht treiben lasse und der Technik Leitplanken setze.

Minister für Medien warnt vor zu viel Regulierung

Wie die Leitplanken aussehen können, darüber wird in den nächsten Tagen heiß diskutiert. Der bayerische Staatsminister für Medien, Florian Herrmann (CSU), sagte in diesem Zusammenhang, es dürfe nicht sein, dass ein Start-up mehr Juristen als Ingenieure bräuchte. Herrmann forderte genügend Raum für Innovation. Er warnte vor zu viel Regulierung - "da muss die Balance gefunden werden". Die EU erarbeitet derzeit die Regulierungsmöglichkeiten von KI. Sollte man es hier übertreiben, so drohe laut Herrmann, dass Start-ups ins außereuropäische Ausland abwandern.

Keine Sorgen macht sich Hermann um den Wirtschaftsstandort Deutschland: Sowohl alteingesessene Medien-Unternehmen als auch Start-ups seien in der Lage, sich immer wieder mit neuen und kreativen Ideen auf die kommenden Herausforderungen einzustellen. Medienkonzerne und -schaffende spielten als Schnittstelle dabei eine wichtige Rolle. "Es geht um die offene und liberale Gesellschaft", sagte Herrmann - und die sei ohne Medien nicht denkbar.

ARD will weiter in KI investieren

Auch die ARD kündigt an, in KI investieren zu wollen. Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke betonte, das nicht zu tun, würde bedeuten, an der Zukunft zu sparen. "Es ist für mich keine Frage, ob wir uns das leisten können, wir müssen uns das leisten", sagte Gniffke. KI bedeute "ganz, ganz große Chancen". Allerdings ist für Gniffke ein Punkt zentral: "Das Entscheidende wird das Thema Transparenz sein." Es müsse ersichtlich sein, ob etwas von einem Menschen oder von einer Maschine produziert sein. Und: Am Ende müsse immer ein Mensch draufgucken, bevor etwas veröffentlicht wird.

BR-Intendantin kritisiert politische Einflussnahme

Nicht gesichert ist allerdings der Umfang der Investitionen, die die ARD leisten kann, weil die Höhe des künftigen Rundfunkbeitrages politisch diskutiert wird. So sagte Florian Hermann, dass der Beitrag stabil bleiben solle, das heißt: auf jetzigem Niveau eingefroren.

Diese Vorfestlegung kritisierte die Intendantin des BR, Katja Wildermuth. Sie betonte, dass das Verfahren zur Festlegung des Rundfunkbeitrages unabhängig von der Politik sei und vom Grundgesetz garantiert werde.

Außerdem beobachte sie, dass die Politik derzeit mehr Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nehmen wolle und nannte dafür das Beispiel des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Sie kritisierte, dass in einem neuen Landesgesetz Sendeminuten festgelegt und inhaltliche Vorgaben gemacht werden sollen. Das werfe die Frage auf, wie das mit der verfassungsrechtlich verbrieften Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vereinbar sei.

Wie man mit KI den Diskurs "leiser machen" kann

Zu KI äußerte sich auch Professor Björn Ommer von der Ludwig-Maximilians-Universität München. KI könne durchaus demokratische Prozesse unterstützen, meinte Ommer in seinem Eröffnungsvortrag. So könne Personalisierung bei der Informationsbeschaffung dazu beitragen, dass manche Diskurse leiser werden. Bisher habe die Digitalisierung häufig zu einer "einer Vereinfachung, einer Polarisierung und ein Abgrenzen von anderen" geführt. Dort liege, so Ommer, eine große Chance: Das Transportieren von Nachrichten könne durch KI persönlicher werden, der Einzelne könne besser angesprochen werden.

Im Video: Auf den Medientagen in München wagt die Branche einen Blick in die Zukunft

Auf den Medientagen in München wagt die Branche einen Blick in die Zukunft. Als Herausforderung betrachten die Medienmacher die Künstliche Intelligenz.
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Auf den Medientagen in München wagt die Branche einen Blick in die Zukunft.

Ohne Mensch geht es nicht

Medien, Wirtschaft und Politik sind aufgerufen, sich über die ethischen Regeln beim Einsatz von KI einig zu werden - darüber sich alle beim Auftakt der Medien einig. Die KI werde Aufgaben von Menschen übernehmen, aber sie werde ihn nicht ersetzen. Ommer ergänzte, dass durch KI wie unter dem Brennglas deutlich werde, "was uns als Menschen besonders macht und von Maschinen absetzt".

Tausende Besucher erwartet

KI ist auf den Medientagen in München das Haupt-, aber nicht das einzige Thema auf den Medientagen. Auch der Reformprozess bei den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland oder Innovationen im Radio- und Podcast-Bereich werden diskutiert. Dazu wird unter anderem auch über die Frage gesprochen, wie TikTok oder Twitch für journalistische Inhalte genutzt werden können. Außerdem wird diskutiert, wie Medien nachhaltig arbeiten können oder wie sich der Sportrechte-Markt ändern kann.

Insgesamt finden im Rahmen der Medientage rund 100 Einzelveranstaltungen statt. Dazu werden an drei Tagen etwa 5.000 Medienschaffende, Wissenschaftler und Politiker erwartet.

Neue Heimat für die Medientage 

In diesem Jahr finden die Medientage bereits zum 37. Mal statt. Bislang traf sich die Medienbranche im Kongresszentrum ICM auf dem Messegelände. Jetzt ist das House of Communications im Werksviertel am Münchner Ostbahnhof zentraler Veranstaltungsort. Auch in umliegenden Gebäuden werden Workshops und Diskussionen stattfinden. Dazu zählt auch die Messe "Media for you". Diese richtet sich an Schüler und Studierende, die sich für Medienberufe interessieren. Sie können sich kostenlos für verschiedene Angebote anmelden. 

Gesprächsrunde auf den Münchner Medientagen
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Gesprächsrunde auf den Münchner Medientagen

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