Helfer vom "Helferkreis Plankenfels" bereiten einen LKW mit Hilfsgütern vor.
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Hilfsgüter für Ukraine aus Plankenfels

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Zwei Jahre Ukraine-Krieg: Neun Hilfstransporte aus Plankenfels

Neun Tonnen Hilfsgüter für die Ukraine hat der Helferkreis Plankenfels in den vergangenen drei Monaten gesammelt. Wieder ist ein Hilfstransport unterwegs. Entstanden ist der Helferkreis aus Entsetzen über den russischen Angriffskrieg.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Gefütterte Tarnkleidung liegt in einem aufgerissenen Karton und muss umgepackt werden. Das kommt schon mal vor, dass eine Verpackung beschädigt wird. Dieter Schreiber klebt den neuen Karton mit einem Klebeband zu. Zusammen mit sieben weiteren Helfern belädt Schreiber einen Sprinter: Hilfsgüter für die Ukraine. Insgesamt neun Tonnen sind es diesmal. Der Helferkreis aus Plankenfels hat drei Monate gesammelt: medizinische Güter, Kleidung, Schulmaterial und Generatoren. Am Ende sind fünf Kleinbusse und ein Anhänger bis oben hin gefüllt. Der neunte Hilfstransport von Plankenfels in das westukrainische Rudky ist startbereit.

Erster Impuls: Einfach helfen

"Zehn Tage nach Kriegsbeginn, am 6. März 2022, haben wir unseren ersten Hilfstransport gestartet", erzählt Schreiber. Das war damals noch sehr unübersichtlich. "Wir kamen nur bis an die ukrainische Grenze." Dort wurde das Hilfsmaterial umgeladen und in die Ukraine gebracht. Die Plankenfelser hatten bis dahin nur lose Kontakte nach Rudky. Mittlerweile sind diese sehr intensiv. "Die Fernsehbilder vom russischen Angriff auf die Ukraine hätten ihn aufgerüttelt", fährt Schreiber fort. Er wollte etwas tun, trommelte Freunde und Bekannte zusammen. Er und Rudi Poser sind seitdem die treibenden Kräfte des Plankenfelser Helferkreises. Von ihrem ersten Hilfstransport brachten sie 42 Kriegsflüchtlinge mit nach Deutschland, von denen sechs noch im Landkreis Bayreuth leben.

Alle helfen ehrenamtlich - gespendet wird auch der Diesel

Mittlerweile ist der Helferkreis gut vernetzt und arbeitet mit anderen Organisationen zusammen, wie der Kriegskinder Nothilfe in Weidenberg, ebenfalls im Landkreis Bayreuth. Auch im Nachbarlandkreis Bamberg haben sie mittlerweile Unterstützer. Privatleute und Firmen beteiligen sich, spenden Geld, Material und Geräte.

So wie der eine Mann aus Plankenfels, der für den aktuellen Transport vier Stromgeneratoren brachte. Die Kleinbusse werden ebenfalls von Firmen oder Privatleuten zur Verfügung gestellt – zum Teil noch mit einer Spende für den notwendigen Diesel. Rudi Poser freut sich darüber, das sei eine Form der Anerkennung für ihre Hilfstätigkeit. "Meine Frau und ich stecken unsere ganze Freizeit in die Hilfsaktionen", erklärt er, "neben dem Packen und Fahren gibt es so viel zu organisieren, telefonieren, E-Mails schreiben. Das kostet alles viel Zeit".

Das "normale" Leben in sicheren Gebieten der Ukraine unterstützen

Rudi Poser steckt auch privat viel in seine Hilfsmission. Im vergangenen Jahr organisierte er in Österreich einen allradgetriebenen Rettungswagen. Anschließend holte er ihn nach Plankenfels und ließ ihn von einem befreundeten Kfz-Mechaniker geländetauglich machen. Der Rettungswagen sollte dann helfen, Verwundete aus dem Frontgebiet in Sicherheit zu bringen. "Im Herbst haben wir ihn im Fernsehen in einer Reportage gesehen, da hatte er sogar noch unsere Aufkleber drauf", erzählt Poser.

Ob es den Rettungswagen noch gibt, weiß er jetzt, vier Monate später, nicht. Auch der Rettungswagen wurde damals vollgepackt mit Hilfsgütern nach Rudky überführt. Dort in der Westukraine leben viele Binnen-Geflüchtete aus den Kriegsgebieten im Osten und Süden der Ukraine. Familien bauen sich dort ein neues Leben auf. Verwundete, Soldaten wie Zivilisten, werden dort betreut und erholen sich fern der Front.

Aus Hilfe wurde Freundschaft zwischen Plankenfels und Rudky

Für die Schulen haben die Plankenfelser schon Computer, White Boards und Möbel organisiert. Auch für diesen Transport verladen sie Stühle und auch eine Tischtennisplatte. Vor allem aber viele Rollstühle, einen kleinen Kran, um Menschen mit Verletzungen hochheben zu können und zahlreiche Krücken.

Die Hilfsbereitschaft aus der Fränkischen Schweiz stößt in der Westukraine auf große Resonanz. Im vergangenen Jahr war eine Delegation aus Rudky zu Gast in Plankenfels. Mit dabei waren neben offiziellen Vertretern auch Lehrerinnen, eine Schulrätin und Ärztinnen. In den zwei Jahren seit Kriegsbeginn sind Freundschaften entstanden. Und auch offiziell soll nun eine Gemeindepartnerschaft zwischen Rudky und Plankenfels unterzeichnet werden. Den Vertrag darüber haben sie mit im Gepäck.

Auch der Helferkreis spürt die Kriegsmüdigkeit

Was nicht mehr in die Kleinbusse passt, kommt auf den nächsten Hilfstransport, für den sie bereits am Sammeln sind. Aber: Die allgemeine Kriegsmüdigkeit spüren sie auch beim Helferkreis. "Vor allem bei den Geldspenden sind die Menschen nicht mehr so freigiebig, wie in der Anfangszeit", erklärt Dieter Schreiber. Manche Spender hätten sich auch zurückgezogen. Und wieder andere hätten einmal gespendet und sich dann anderen Hilfsprojekten zugewandt. Das sei nun mal so, meint Schreiber.

Ihr Engagement als Helferkreis Plankenfels werde dadurch aber nicht gebremst. Es kämen ja auch immer wieder neue, manchmal auch unerwartete Spender dazu. So bekamen sie aus einem Kulmbacher Gymnasium eine ganze Ladung Spinde. Jetzt aber freuen sich Dieter Schreiber und Rudi Poser erstmal auf die Reise. In drei bis vier Monaten startet dann der nächste, der zehnte, Hilfstransport.

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