Ein Loch im Boden, darüber wurde eine Leiter gelegt, mehrere Schläuche führen ins Loch hinein.
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Das Landratsamt Deggendorf schätzt, dass die Reinigungs- und Abpumpmaßnahmen noch mehrere Wochen lang dauern.

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Zehntausende Liter Heizöl in Plattlinger Mühlbach gelaufen

Vergangene Woche ist auf dem Gelände der Tierkörperbeseitigung in Plattling Öl aus einer defekten Leitung ausgelaufen. Es handelt sich um zigtausende Liter. Das Ausmaß des Schadens ist noch unabsehbar. Naturschützer und Fischer sind besorgt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Bis zu 50.000 Liter Heizöl sind einer Schätzung zufolge aus einer defekten Leitung in Plattling im Landkreis Deggendorf ausgelaufen. Am vergangenen Donnerstag war bekannt geworden, dass das Öl aus einem Heizöltank der Tierkörperbeseitigungsanlage in Plattling in das Erdreich gesickert und damit in den Mühlbach gelangt ist.

Leck bei Routinekontrolle festgestellt

Zwischenzeitlich hat sich auf BR-Anfrage auch das Landratsamt Deggendorf geäußert. Wie ein Sprecher mitteilt, wurde das Leck bei einer regelmäßigen Routinekontrolle festgestellt und der Tank daraufhin sofort stillgelegt. Der Fehler und das Leck sind wohl auf Höhe der Zu- oder Ableitungen zu suchen. Der Betrieb der Tierkörperbeseitigungsanlage sei auf Gas umgestellt worden. Laut Landratsamt wurde der Öltank in der Vergangenheit zur Stützfeuerung für die Dampfkesselanlage benutzt. Seit Anfang des Jahres erfolgt die Kesselfeuerung ausschließlich mit Heizöl, zuvor mit Erdgas.

Der Leiter des Zweckverbands für Tierkörper- und Schlachtabfallbeseitigung, Karl-Heinz Kellermann, spricht auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur von 30.000 bis 50.000 Litern, die ausgetreten sind.

Naturschutzgebiet und Trinkwasser bedroht

Das Öl ist in den Boden gesickert, jetzt muss geprüft werden, wie stark die Verunreinigungen sind. Die Spezialfirma bohrt Löcher, um das Öl aus dem Boden zu pumpen, auf dem Mühlbach arbeitet die Feuerwehr mit Ölsperren. Oberste Priorität sei es nun, das Öl vom Naturschutzgebiet und den Trinkwasserreserven fernzuhalten, so der Sprecher weiter. Das genaue Ausmaß des Schadens sei aktuell noch nicht beziffer- und abschätzbar.

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Reinigungsarbeiten dauern vermutlich wochenlang

Eine Spezialfirma aus Deggendorf ist damit beschäftigt, das Öl abzupumpen. Ein Firmensprecher erklärte auf BR-Anfrage, dass die Arbeiten noch mehrere Tage andauern werden. Ein Ende sei nicht absehbar. Das Landratsamt Deggendorf schätzt, dass die Reinigungs- und Abpumpmaßnahmen noch mehrere Wochen lang dauern.

Nun sollen Fachfirmen ein Sanierungskonzept erstellen, um Boden und Gewässer zu reinigen. In einem zweiten Schritt werde dann auch der Boden ausgetauscht.

Ölsperren grenzen ausgelaufenes Öl im Mühlbach ein

Derweil konnte die Feuerwehr mit Ölsperren offenbar die Ausbreitung des Öls im Mühlbach eindämmen. Vereinzelt seien noch Schlieren sichtbar, sagte Zweckverbandsleiter Kellermann. Tote Fische habe es nicht gegeben.

Bis zu 50.000 Liter Heizöl sind einer Schätzung zufolge aus einer defekten Leitung in Plattling im Landkreis Deggendorf ausgelaufen.
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Bis zu 50.000 Liter Heizöl sind einer Schätzung zufolge aus einer defekten Leitung in Plattling im Landkreis Deggendorf ausgelaufen.

Bund Naturschutz und Fischereiverein besorgt

Georg Kestel, der erste Vorsitzende der Kreisgruppe Deggendorf des Bund Naturschutz, sieht das größte Problem in der direkten Nähe des Unfallorts zur Trinkwasserentnahmestelle Moos: "An dieser Stelle hängt der halbe Landkreis Deggendorf, sie ist nur rund 2.8 Kilometer entfernt", so Kestel. Es sei jetzt ein "großer Job" für Feuerwehr und Spezialunternehmen, die weitere Ausbreitung des Ölfilms zu verhindern. Georg Kestel zeigt sich im BR-Gespräch irritiert darüber, dass eine derart große Menge Heizöl über das Leck austreten konnte, bevor es bemerkt wurde: "In so einem hochsensiblen Gebiet müssen Anlagen dieser Art besonders genau kontrolliert werden, es ist rätselhaft, wie dieses Leck entstehen konnte", so der erste Vorsitzende der Kreisgruppe Deggendorf.

Noch kein größeres Fischsterben - Problem aber bleibt

Ähnlich kritisch sieht Johannes Lehner, der erste Vorstand des Fischereivereins Plattling, die Situation: „Die Feuerwehr und die Spezialfirmen haben bisher wirklich tolle Arbeit geleistet und viel Schaden von der Natur abgewendet, trotzdem ist die Gefahr noch lange nicht gebannt.“, so Lehner im BR-Interview. Seiner Meinung nach wird dieses Thema noch jahrelang ein Problem darstellen, da viel Öl bereits versickert ist. Auch wenn bisher kein größeres Fischsterben beobachtet werden konnte, will der Fischereiverein weiter genau kontrollieren: „Wir werden Abfischaktionen durchführen und die Fische danach auf einen etwaigen Ölgeruch oder Ölgeschmack untersuchen.“, so Lehner. Wie auch Georg Kestel zeigt sich Johannes Lehner verwundert darüber, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Er wünscht sich eine schnelle Aufklärung.

Polizei ermittelt gegen Tierkörperbeseitigungsanlage

Auf BR-Anfrage bestätigte die Polizei Plattling, dass sie gegen die Tierkörper- und Schlachtabfallbeseitigung ermittelt. Es bestehe der Anfangsverdacht der Gewässerverunreinigung. Sowohl der Tank als auch die Leitungen waren laut Sprecher des Landratsamtes regelmäßig gewartet und vom TÜV abgenommen worden. Hier laufen die genauen Untersuchungen auch noch.