Hausbesitzer Hack und Heizungsbauer Hörmann vor der neuen Wärmepumpe
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Hausbesitzer Hack und Heizungsbauer Hörmann vor der neuen Wärmepumpe

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Wie Wärmepumpen auch in älteren Häusern funktionieren

Ölheizung raus, Wärmepumpe rein - funktioniert das in Bestandsimmobilien? Viele bezweifeln das, weil ältere Häuser schlechter gedämmt sind als Neubauten und oft auch keine Fußbodenheizung haben. Doch Forschung und Praxis zeigen: Es funktioniert doch.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Wolfgang Hack tritt vor die Tür seines Reihenmittelhauses aus den 1960er-Jahren. Er will beweisen, dass das Gerät neben der Tür, das die Luft für seine neue Luft-Wärme-Pumpe ansaugt, viel leiser arbeitet als von den Nachbarn befürchtet. Vor allem der Anwohner gegenüber hatte Bedenken, so Hausbesitzer Hack.

Für den Test ist auch Konstantin Hörmann in den Augsburger Stadtteil Pfersee gekommen. Er ist der Heizungsbauer der Familie Hack. Während Hörmann hinunter in den Keller steigt, um die Wärmepumpe in den Maximalbetrieb zu schalten, schildert Wolfgang Hack, wie er vor einem Jahr vor der Frage stand: Die alte Ölheizung ersetzen? Oder es doch mit einer Wärmepumpe versuchen?

Heizungsbauer: "Es gibt diese Legende"

"Ich war skeptisch, ob mir eine Wärmepumpe den Ertrag an Wärme bringt, wie ihn mir die Ölheizung gebracht hat", sagt Hack. Zweifel, die Heizungsbauer Hörmann immer wieder begegnen, wenn es um Wärmepumpen in Bestandsimmobilien geht. "Das ist extrem. Es gibt diese Legende, wonach es mit der Wärmepumpe nicht warm wird."

Dabei kann schon ein simpler Test Zweifel beseitigen, sagt Andreas Turloff vom GIH, dem Bundesverband der Energieberater: "Einfach die Vorlauftemperatur der Öl- oder Gas-Heizung auf 55 Grad absenken." Das ist die Temperatur, bei der Wärmepumpen effizient arbeiten. Wird es mit dieser Temperatur warm im Haus, kann man davon ausgehen, dass eine Wärmpumpe gut funktioniert. "Und wenn es dann in einem Raum nicht funktioniert, reicht es vielleicht schon, etwas an den Heizkörpern zu ändern. Das sind nicht die großen Mehrkosten", so Turloff.

Warum die Jahresarbeitszahl so wichtig ist

So war es auch im Fall von Wolfgang Hack. In ein paar Räumen wurden die Heizkörper in den bestehenden Nischen durch neue ersetzt – vor allem im Wohnzimmer. Das reichte aus, um in dem Reihenmittelhaus eine Wärmepumpe effizient zu betreiben. Eine Fußboden-Heizung sei also keineswegs ein entscheidendes Kriterium, sagt Heizungsbauer Hörmann.

Wie effizient ein Heizsystem letztlich ist, erkennt man an der sogenannten Jahresarbeitszahl. Im Fall der Wärmepumpe von Wolfgang Hack liegt die Zahl nach einem Betriebsjahr bei drei. Das bedeutet, dass die Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme erzeugt hat. Für ein älteres Haus ein guter Wert, so Heizungsbauer Hörmann. Schon vor Jahren wurde das Dach isoliert und die alten Fenster durch neue ersetzt. Die Fassade wurde jedoch nicht gedämmt.

Wärmepumpen im Bestand: Das sagt die Forschung

Marek Miara überrascht das nicht. Seit mehr als 20 Jahren forscht der Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Solarenergiesysteme ISE zum Einsatz von Wärmepumpen: "Was mich besonders überzeugt, ist, dass die Effizienz-Zahlen in Bestandsgebäuden heute besser sind als die Zahlen, die wir vor zehn bis 15 Jahren im Neubau erreicht haben." Die Technologie der Anlagen habe sich verbessert. Aber auch die Qualität, wie die Pumpen installiert werden. 2022 seien bereits 67 Prozent aller Wärmepumpen in Bestandsimmobilien installiert worden.

Natürlich stimme es, dass eine energetische Sanierung des Hauses die Effizienz einer Wärmepumpe deutlich steigern kann. Das sei aber bei allen Heizungsarten der Fall. Zudem betonen Forscher Miara und Energieberater Turloff, dass es aufgrund der Klimaerwärmung immer seltener Tage gebe, an denen hohe Vorlauftemperaturen nötig seien. Bei modernen Wärmepumpen mit Propan als Wärmemittel seien aber auch "problemlos" Vorlauftemperaturen von 70 Grad möglich, so Miara: "Und diese Temperatur reicht eindeutig, um selbst an kalten Tagen ein Haus zu heizen. Selbst, wenn das Haus nur Heizkörper hat."

Kostenfrage ist für viele entscheidend

Heizungsbauer Hörmann betont, dass er niemanden zu einer Wärmepumpe überredet: "Wenn Kunden eine Öl- oder Gas-Heizung wollen, bauen wir die genauso ein." Hörmann sagt aber auch, dass er den Klimawandel für ein drängendes Problem hält, für dessen Lösung die Wärmepumpe einen Anteil leisten kann, im Zusammenspiel mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Bleiben die Kosten. "Bei den Betriebskosten war bei Herrn Hack die Wärmepumpe übers Jahr 600 Euro günstiger, als es eine Ölheizung gewesen wäre", sagt Heizungsbauer Hörmann. Dafür sind die Anschaffungskosten der Wärmepumpe höher. Hausbesitzer Hack hat für seine Luft-Wärme-Pumpe aufgrund der staatlichen Förderung jedoch genauso viel bezahlt, wie er für eine neue Öl-Heizung hätte bezahlen müssen. Eine Gas-Heizung wäre teurer geworden, da der Anschluss noch hätte verlegt werden müssen. Und für eine Hackschnitzel-Heizung hätte der Platz gefehlt. Zudem sei diese Heizart sehr wartungsbedürftig, so Heizungsbauer Hörmann.

Wird Gas wieder so günstig wie früher?

Doch natürlich sieht die Rechnung nicht immer so aus wie im Fall des Augsburger Reihenhauses. Ohne staatliche Förderung sind Wärmepumpen teils deutlich teurer als Öl- oder Gas-Heizungen. "Welche Heizart die richtige ist, das ist auch eine Bauchentscheidung. Die kann man dem Kunden nicht abnehmen", sagen Heizungsbauer und Energieberater gleichermaßen. Doch wie auch Forscher Miara glauben sie nicht, dass Gas noch einmal ein so günstiges Preis-Level wie vor dem Ukraine-Krieg erreichen werde. Schon die steigende CO₂-Bepreisung mache dies sehr unwahrscheinlich.

Wer sich für eine Wärmpumpe entscheidet, steht jedoch vor der Qual der Wahl. Rund 7.000 Produkte stehen in der Liste der förderfähigen Anlagen, sagt Miara. Das beste Kriterium für eine Auswahl sei auch hier die Jahresarbeitszahl, auch "COP" genannt (Coefficient of Performance). Je höher diese Zahl ausfällt, umso effizienter sei eine Wärmepumpe. Wichtig sei allerdings, vorher zu erfahren, welcher Betriebspunkt der Messung zugrunde lag, also beispielsweise die Temperatur der Wärmequelle (z. B. Luft oder Grundwasser) und die Vorlauftemperatur. Nur mit diesem Wissen seien die Produkte vergleichbar.

Warum der Forscher zum guten Heizungsbauer rät

Auch die Schallwerte könne man auf der Liste vergleichen, sagt Miara. Im Fall des Augsburger Reihenhauses hat Heizungsbauer Hörmann die Anlage inzwischen auf maximale Leistung gestellt. Der Ventilator des Kastens neben der Haustür beginnt zu brummen. "Mein direkter Nachbar hat mich gefragt, ob meine Wärmepumpe überhaupt an sei. Da ist sie schon voll gelaufen", sagt Wolfgang Hack.

Eines ist Forscher Miara aber noch wichtig, wenn es um Schall-Werte und Jahresarbeitszahlen geht. Die Planung und Inbetriebnahme der Wärmepumpe sei sehr wichtig. Da könne man viel falsch machen: "Es ist besser, eine durchschnittliche Wärmepumpe zu kaufen und einen super Installateur zu haben, anstatt eine super Wärmepumpe und einen durchschnittlichen Installateur."

Anmerkungen der Redaktion: Dr. Marek Miara ist neben seiner Forscher-Tätigkeit auch im Vorstand der "European Heat Pump Association" (EHPA) - einer Interessenvertretung der Wärmpumpen-Hersteller. Miara hat dies im Gespräch mit BR24 erwähnt und betont, unabhängige Forschung zu betreiben. Zudem hat der Besitzer des Reihenhauses nach Veröffentlichung des Artikel berichtet, dass das Dach seines Hauses schon einmal vor Jahren isoliert wurde. Zuvor hatte er nur mitgeteilt, dass das Dach im Zuge des Einbaus der Wärmepumpe nicht saniert wurde.

Dieser Artikel ist erstmals am 15.12.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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