Wärmepumpe
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Der Bau neuer Wohnungen ist wegen hoher Zinsen und explodierender Kosten fast zum Erliegen gekommen. Deshalb werden kaum Wärmepumpen nachgefragt.

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Warum derzeit kaum Wärmepumpen gekauft werden

Wärmepumpen waren Anfang 2023 stark nachgefragt, doch der Markt ist eingebrochen. Das liegt nicht nur am neuen Heizungsgesetz. Selbst im Neubau werden kaum Wärmepumpen verbaut.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Im ersten Halbjahr 2023 hat der Heizungsmarkt noch stark zugelegt. Fast 200.000 neue Wärmepumpen wurden verkauft. Der Branchenverband BDH sprach in einer ersten Zwischenbilanz bereits von einem Rekordjahr mit einer Verdoppelung bei den Wärmepumpen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2022.

Doch dann ging die Zahl der Förderanträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) stark zurück. Inzwischen rechnen 85 Prozent der Heizungsunternehmen in einer BDH-Umfrage für Anfang 2024 mit einer schlechten oder sogar sehr schlechten Marktentwicklung. Woran liegt das?

Heizungsgesetz: Stärkere Nachfrage nach Gas- und Ölheizungen

65 Prozent der Energie für Heizung und Warmwasser soll ab 2024 aus erneuerbaren Energien stammen: Diese 65-Prozent-Regel sollte im ersten Entwurf des Heizungsgesetzes für so gut wie alle Wohnungen gelten, deren alte Gas- oder Ölheizung nicht mehr repariert werden kann. Viele Verbraucher haben reagiert und noch schnell eine neue Gas- oder Ölheizung bestellt, bevor das Gesetz wirksam wird.

Im neuen Heizungsgesetz sind nun zwar mehrjährige Übergangsfristen für Bestandswohnungen vorgesehen, doch wer bereits einen Gaskessel und Ölheizungen gekauft hat, fragt vorerst keine neue Wärmepumpe nach.

Kaum Neubauwohnungen, kaum Wärmepumpen

Für den Neubau gilt ab 2024 tatsächlich die Faustregel, dass 65 Prozent der benötigten Energie, die es für Heizung und Warmwasser braucht, möglichst aus Erneuerbaren stammen soll. In den letzten Jahren verkauften sich Wärmepumpen in Neubauwohnungen auch am besten. In den meisten von ihnen wurde die klimafreundliche Heizung meist schon geplant, allein um die Bauvorschriften zu erfüllen.

Doch der Bau neuer Wohnungen ist wegen hoher Zinsen und explodierender Kosten fast zum Erliegen gekommen. So wurden in Großstädten wie Frankfurt am Main im ersten Halbjahr nur noch wenige Dutzend neuer Wohnungen verkauft. Die Planungen für viele Projekte liegen weitgehend auf Eis und die Zahl der Baugenehmigungen ist stark rückläufig. Bauunternehmen und Handwerker berichten, sie hätten immer noch gut zu tun, aber fast nur noch mit Aufträgen aus dem Bestand, die sie nun abarbeiten.

Altbauwohnungen: Öl und Gas beliebter als Wärmepumpen

Den größten Bedarf gibt es aber im Altbau-Bestand, wo jedes Jahr mindestens 500.000 bis eine Million Pumpen verbaut werden sollten. Dieses Ziel wurde 2022 bereits ausgegeben. 2023 rechnet die Branche insgesamt nur noch mit 350.000, weil bei den Heizungsbauern inzwischen kaum noch Bestellungen eingehen.

Hausbesitzer wollten stattdessen lieber neue Gasheizungen, deren Zahl im ersten Halbjahr um 30 Prozent gestiegen ist sowie neue Ölkessel, von denen mehr als doppelt so viele verbaut wurden. Das ergab eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft PWC.

Hausbesitzer warten kommunale Wärmeplanung ab

Viele Menschen warteten laut BDH-Umfrage mit einer Entscheidung für ihren Heizungstyp auf die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung. Und die könnten je nach Größe der Stadt oder Gemeinde erst 2028 oder gar noch später vorliegen.

Im Kern geht es dabei um die Frage, ob die Haushalte an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden, für das dann gar keine eigenen Heizungsanlagen gebraucht werden. Es könnte auch beim bisherigen Anschluss an das Gasnetz bleiben, für das ebenfalls umfassende Veränderungen geplant sind wie eine mögliche Beimischung von Biomethan oder Wasserstoff.

Noch fehlen Installateure für den Einbau von Wärmepumpen

Viele Gas-, Wasser-Installateure selbst mit Meisterbrief sehen sich derzeit noch nicht in der Lage, die komplizierte Technik vor Ort einzubauen. Neben einer aufwändigeren Planung und zusätzlichen Außenarbeiten sind vor allem Software-Kenntnisse notwendig, die weit über das bisherige Maß hinausgehen, das etwa für das Einstellen einer Gasheizung erforderlich ist. Hersteller wie Bosch, Vaillant oder Viessmann bieten zahlreiche Schulungen für Handwerker an, die ihre Wärmepumpen einbauen sollen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist daher überzeugt, man könnte die Ziele noch erreichen und ab 2024 mindestens 500.000 Wärmepumpen pro Jahr neu einbauen trotz des Fachkräftemangels vor allem bei den Installateuren. Die Unternehmen im Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) erklären, sie hätten stark in Weiterbildung investiert. Die Branche hätte ihre Hausaufgaben von den letzten Wärmegipfeln gemacht und bundesweit die Möglichkeiten geschaffen, jedes Jahr weitere 60.000 Fachkräfte entsprechend fortzubilden.

Wohnungseigentümer warten auf mehr Förderung und sinkende Preise

Umstritten ist derzeit vor allem die Höhe der Förderung, damit auch Haushalte mit geringeren Einkommen sich den Umbau ihrer alten Heizung leisten können. Darauf haben Verbraucherschutzverbände wie der VZBV hingewiesen. Je nach Einzelfall werden für eine Umstellung fünf- bis sechsstellige Beträge fällt. Schon für die Wärmepumpe selbst und ihren Einbau werden Preise von 30.000 Euro und mehr aufgerufen, was einige Experten für überzogen halten.

Das Angebot ausländischer Hersteller wie aus Japan oder aus China auf dem deutschen Markt könnten die Preise für Wärmepumpen in Zukunft sinken lassen. In europäischen Nachbarländern wie in Dänemark sind die Pumpen teils billiger. Doch auch hier braucht es Vertriebspartner und Handwerker, die sie einbauen.

Dieser Artikel ist erstmals am 20. September 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Im Video: Absatz bei Wärmepumpen bricht ein - Politik und Industrie wollen gegensteuern

Einbau einer Wärmepumpe
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Absatz von Wärmepumpen derzeit eingebrochen

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