Der Stolperstein für den jüdischen Kaufmann Max Hamburger aus Aschaffenburg.
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Der Stolperstein für den jüdischen Kaufmann Max Hamburger aus Aschaffenburg.

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WhatsApp-Projekt: Einblick in jüdisches Leben in Aschaffenburg

Wer genau war der Aschaffenburger Max Hamburger? Der jüdische Kaufmann wurde 1942 deportiert und ermordet. Das WhatsApp-Projekt "Erinnern. Immer" ermöglicht Einblicke in das jüdische Leben der Stadt vor der Machtergreifung der Nazis.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

"Mein Name ist Max Hamburger. Ich wurde 1881 in Aschaffenburg geboren(….) Mit 60 Jahren, im April 1942 musste ich die Stadt verlassen. Ich wollte hier nicht weg. Aschaffenburg ist meine Heimatstadt gewesen. Ich war hier zu Hause, mein ganzes Leben ist mit ihr verknüpft. Ich möchte Dir von dieser Zeit und dieser Stadt erzählen."

Das ist die erste Sprachnachricht, die Abonnenten des digitalen Erzählformats "Erinnern. Immer" ab Mittwoch via Whatsapp erhalten. Weitere Sprach-und Textnachrichten folgen in den kommenden zweieinhalb Wochen und schaffen immer mehr Nähe zu dem Menschen Max Hamburger.

Fakten für Nachrichten stammen aus Datenbank

Die Nachrichten sind in der Ich-Form verfasst, als würde Max Hamburger seine persönlichen Erinnerungen mit dem Nutzer teilen. Geschrieben hat sie Projektleiterin Jennifer Jessen vom Aschaffenburger Stadt-und Stiftsarchiv. Dabei konnte sie auf Daten und Fakten zurückgreifen, die in der Datenbank Jüdisches Leben in Unterfranken abrufbar sind, also auf die tatsächliche Biographie Max Hamburgers und seiner Familie.

"Was bei 'Erinnern. Immer' vermittelt wird, hat sich so zugetragen", erklärt Oded Zingher, Vorsitzender des Vereins "Jüdisches Leben in Unterfranken. Biographische Datenbank e.V." Das Projekt ist eine Kooperation und konnte dank einer Förderung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt realisiert werden.

Nähe schaffen mit WhatsApp-Nachrichten

Über die WhatsApp-Nachrichten erfährt der Nutzer immer mehr über das alltägliche Leben von Max Hamburger: Sein Geschäft hatte er in der Steingasse, er war im Sportverein und in der der freiwilligen Feuerwehr, hatte eine große Familie. "Wir haben heute keine Vorstellung mehr davon, wie das Zusammenleben von Jüdinnen und Juden und Christinnen und Christen in Aschaffenburg gewesen ist. Die Synagoge steht nicht mehr. Da ist eine Leerstelle und die trifft eigentlich ganz Aschaffenburg", sagt Projektleiterin Jennifer Jessen. Diese Leerstelle soll gefüllt werden, exemplarisch mit der Biographie von Max Hamburger.

"Wir geben Max eine Stimme"

Whatsapp habe man sich bewusst als Plattform für das Projekt ausgesucht, um ein breites und auch ein jüngeres Publikum zu erreichen. Durch das literarische Format in der Ich-Form, werde eine große Nähe zur Person Max Hamburger und seinem Leben geschaffen. Deswegen gebe es auch nicht nur Text- sondern auch Sprachnachrichten. "Beim Storytelling geht es darum, Emotionen zu wecken und die Stimme, die Max geliehen wird, kann diese Nähe auch herstellen", so Jessen.

Jennifer Jessen hat die Arbeit an dem Projekt sehr bewegt: "Als ich fertig war mit dem Schreiben, war es sehr emotional. Ich habe wirklich auch geweint. Aber: Was wir tun, ist unglaublich wichtig. Wir geben Max eine Stimme."

Die Anmeldung für das Projekt "Erinnern. Immer" ist ab sofort via WhatsApp möglich. Weitere Informationen unter https://aschaffenburgzweinull.stadtarchiv-digital.de/projekt/erinnern-immer/. Erinnerungskultur, die unter die Haut geht.

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In diesem Haus in der Steingasse 5 lebte Max Hamburger, bevor er aus seiner Heimatstadt Aschaffenburg deportiert wurde.

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