Welche Wege wir uns in der Natur wünschen
Bildrechte: Barbara Weiß / BR

Asphalt oder Kies - was ist schöner zum Gehen? Blick auf Oberammergau

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Wandern auf Asphalt? Welche Wege wir uns wünschen

In Schönau soll entlang der Königsseer Ache asphaltiert werden. Und das obwohl der Weg 2016 zum schönsten Wanderweg gekürt worden war. Schnell und sauber unterwegs sein – auf Asphalt? Was für Wege wünschen sich Radler und Wanderer in der Natur?

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Eine Umfrage des BR unter Wanderern hat ergeben: gehen auf Asphalt sei nicht gut für die Knie, die Füße und die Gelenke. Auf Waldboden fühle man sich außerdem der Natur mehr verbunden und es sei angenehmer hier zu gehen, da der Boden weicher sei. Und trotzdem soll ein Wanderweg an der Königsseer Ache asphaltiert werden. Anne Egger und die Bürgerinitiative "Kein Asphalt auf dem Königsseer Fußweg“" protestieren dagegen, da es viele Bürger störe, dass der Weg zerstört wird.

Streitfrage: Kies, Schotter oder Asphalt?

Die Asphaltierung von Wegen ist immer wieder Thema - so auch in Ingolstadt. Seit der Asphaltierung 2020 wird der Weg auf der Dammkrone an der Donau von Fußgängern und besonders gern auch von Radlern genutzt. Dass der Weg für Fahrradfahrer attraktiver wird, ist auch ein Argument für die Asphaltierung am Königssee. Es geht hier nicht nur um Genussradler. Argumentiert wird hier mit der Verkehrswende, wie sie beispielsweise der der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) fordert. Um die Leute vom Auto weg aufs Rad zu bringen - nicht nur in der Freizeit - sondern auch Pendler, müsse generell das Radwegenetz ausgebaut werden, findet Laura Ganswindt vom ADFC. Das führe natürlich zu Interessenkonflikten, denn Radler brauchen etwas anderes als Wanderer. Man müsse da sehr gut kommunizieren und auch die Argumente der Anwohner bedenken.

Keine reinen Freizeitradwege teeren

Generell müsse man jeden Einzelfall prüfen. Das fordert auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Bayern e.V. (BUND). Wenig genutzte Wege und reine Freizeitradwege sollten nicht versiegelt werden. Denn auch gut gepflegte Radwege mit wassergebundener Decke seien sicher und zügig befahrbar. Nicht nur wegen Radlern, auch wegen landwirtschaftlichem Verkehr sollen bisherige Feld- und Forstwege manchmal asphaltiert werden. Die Naturschutzorganisation Mountain Wilderness beobachtet genauso wie der BUND, was wo geplant wird. Den Ausbau des Grasleitensteigs über Lenggries vor ein paar Jahren beispielsweise findet Michael Pröttel von Mountain Wilderness bitter. Vergeblich hat er sich dagegen gewehrt, dass eine "Forststraßenautobahn" auf dem einst malerischen Wanderweg entstanden ist.

Für Kinderwagen, Rollstuhl und Rollatoren kein Asphalt notwendig

Wer in die Natur geht, sucht oft eben genau nicht den Asphalt, sondern vor allem schöne und trotzdem gut begehbare Wege. Elisa Eckstein vom Tourenprogramm Mamameilen, die sich mit Kinderwagenwanderungen auskennt, meint: für Kinderwägen reiche feiner Schotter. Bei ihren Tourentipps gibt sie immer die Bodenbeschaffenheit an, so dass niemand Probleme bekommt, auch wenn er nur einen Stadtkinderwagen hat. Michael Pröttel von Mountain Wilderness stellt für den Deutschen Alpenverein auch Tipps zum barrierefreien Wandern ins Netz. Er weiß: Auch Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderung brauchen keine asphaltierten Wege. Wichtig sei, dass die Wege ungefährlich, ohne Stufen und so breit sind, dass für eine Begleitperson Platz ist. Außerdem sei es auch wichtig, dass die Einkehrmöglichkeiten an Wanderwegen barrierefrei seien. Neue Wege auszubauen, hält er für falsch. Es gäbe bereits genug Wege - auch für Rollstuhlfahrer beispielsweise am Walchensee oder im Klausbachtal im Berchtesgadener Land. "Da findet wirklich jeder etwas, wenn er den richtigen Tipp bekommt", meint der Alpinjournalist.

Wenig Asphalt: Kriterium für Qualitätswanderweg

Im Tegernseer Tal gibt es rund 100 Kilometer asphaltierte Wanderwege, das ist ungefähr ein Fünftel des gesamten Wanderwegenetzes. In Bad Kissingen gibt es 125 Kilometer Wanderwege, wovon der Großteil nicht geteert ist. Im Spessart sind nach Angaben des Tourismusverbands Spessart-Mainland etwa zehn Prozent asphaltiert. Ausgezeichnete Qualitätswanderwege wie im Spessart oder wie der Goldsteig, der unter anderem durch den Naturpark Bayerischer Wald führt, bekommen nach bundesweit einheitlichen Kriterien ein Qualitätssiegel vom Deutschen Wanderverband. Neben vielen anderen ist ein Kernkriterium, dass höchstens zwanzig Prozent der Gesamtstrecke auf Asphalt oder Beton verlaufen darf.

  • Zum Artikel: Barrierefreiheit in Bayern: Ein Versuch im Allgäu

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