Eine Rotbuche verliert ihre Rinde. Sie ist schon vor einigen Jahren vertrocknet.
Bildrechte: Carolin Hasenauer / BR

Eine Rotbuche verliert ihre Rinde. Sie ist schon vor einigen Jahren vertrocknet.

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Experten diskutieren, was Wälder im Klimawandel brauchen

Extreme Dürreperioden werden häufiger. Klar ist längst: Nicht alle heimischen Baumarten werden unter sich ändernden Klimabedingungen in Bayern zurechtkommen. Wie der Wald in Zukunft aussehen muss, darum geht es heute in Würzburg.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Auf den ersten Blick scheint es dem Wald gut zu gehen. Aber bei genauerem Hinsehen erkennt der Experte die langfristigen Schäden der vergangenen Hitze-Sommer. Diplom-Forstwirt Timo Renz ist zuständig für den Wald der Gemeinde Uettingen im Landkreis Würzburg. Bei einer über hundertjährigen Rotbuche bleibt er stehen: "Die ist seit drei Jahren schon tot", sagt er. Der Baum ist der trockenen Hitze zum Opfer gefallen. In großen Platten fällt die Rinde von dem 50 Zentimeter dicken Stamm ab.

Viel zu wenig Regen im Winter

Kein Einzelfall: Renz schätzt, dass rund ein Drittel der Rotbuchen in diesem 35 Hektar großen Wald längst tot oder stark geschädigt sind. Ein schleichender Prozess. Denn häufig ist nicht nur ein trockener Hitzesommer ausschlaggebend. Und wegen der verhältnismäßig niederschlagsarmen Winter können die Bäume nur begrenzt auf Wasservorräte im Boden zurückgreifen. Die Messstation Helmstadt nahe des Uettinger Gemeindewalds zeigt, dass es in den vergangenen vier Wintermonaten rund 30 Prozent weniger geregnet und geschneit hat als etwa im Vergleichszeitraum in den 70er und 80er Jahren. Gleichzeitig kann eine ausgewachsene Rotbuche an einem heißen Sommertag gut 200 Liter Wasser brauchen. Wie viele der Rotbuchen, die jetzt noch leben, im kommenden Sommer unter dem Trockenstress zugrunde gehen, kann Renz nicht abschätzen.

Müssen ganze Baumarten aussortiert werden?

Ist die Rotbuche also ein Laubbaum, der beim Waldumbau mit Blick auf den Klimawandel aussortiert werden muss? Nein, sagt Förster Timo Renz. "Die Mischung macht's. Alle Baumarten, die wir brauchen, sind in den Laubmischwäldern auf der Fränkischen Platte wie hier im Uettinger Gemeindewald schon da, so zum Beispiel Eiche, Feldahorn, Hainbuche, Elsbeere." Auch die Rotbuche zählt er dazu. "Auf speziellen Standorten, vor allem auf trockenen Muschelkalkböden, bekommt sie Probleme." Aber im Allgäu etwa sei die Rotbuche eine gute Alternative zu reinen Fichtenwäldern, weil es dort doppelt so viel regnet. Allerdings müsse die Zusammensetzung im Wald stimmen. Denn der Laubmischwald mit heimischen Baumarten sei, so Renz, bereits klimatauglich.

Trockenheitsspezialisten unter den Bäumen fördern

So steht es auch im Leitfaden der Bayerischen Forstverwaltung. Eine naturnahe Forstwirtschaft, also der Anbau der Baumarten, die sich in unseren Regionen natürlich verbreiten, sei das "Rückgrat unseres waldbaulichen Handelns – auch im Klimawandel." Die Expertinnen und Experten empfehlen aber auch, alternative Baumarten zu testen, also solche aus wärmeren und trockeneren Gebieten. Dazu zählen etwa Libanonzeder, Baumhasel oder Walnuss.

Vorsorge treffen - aber wie?

Allerdings gibt die Expertengruppe auch zu bedenken: "Die Entwicklung des Klimas ist sehr dynamisch und zugleich schwer vorhersehbar." Die Sorge teilt Birgitt Ulrich, Geschäftsführerin der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Unterfranken: "Wege aus der Krise sind völlig unklar!" Welche Baumarten aus wärmeren Gebieten etwa in Bayern klimaresistent sind, zeige sich erst in zehn bis 15 Jahren. Es gebe nur ein Motto: "Wer streut, rutscht nicht."

Tagung in Würzburg zum Trockenstress

Eine große Herausforderung, mit der die bayerischen Wälder in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu kämpfen haben. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forst lädt deshalb heute zu einer Tagung in Würzburg ein. Angesprochen sind Waldbesitzer, Vereine, Forstleute, Betriebe und Verwaltungen, kommunale Politiker. Das Thema: Wälder im Trockenstress und Wege aus dieser Krise. Denn vor allem den hier heimischen Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen geht es durch die dürren Hitzesommer schlecht. Die Frage ist also: Gibt es Strategien, diese Baumarten trotz Klimawandel zu erhalten? Dazu sollen in Vorträgen und Podiumsgespräch bestehende Lösungsansätze und vorhandene Hilfsmittel aus Wissenschaft und Praxis diskutiert werden.

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