Storchenpaar in einem Nest.
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Störche

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Vom Pech verfolgt: Eine Chronik der Hammelburger Storch-Dramen

Von Blitzschlag bis Schimmelpilz: Die Hammelburger Störche scheinen vom Unglück verfolgt. Dieses Jahr hat sich endlich wieder ein Storchenpaar in der Kleinstadt angesiedelt, vier Junge sind geschlüpft. Doch das Drama scheint noch immer nicht beendet.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Gierig strecken sie ihre Schnäbelchen nach oben, warten darauf, dass sie auch einen Happen abbekommen: Es sind vier kleine Storchenküken, die in der unterfränkischen Kleinstadt Hammelburg zur Welt gekommen sind. Geduldig wendet sich der Storchenvater einem nach dem anderen zu und verfüttert die Speisen, die er auf seiner Futtersuche ergattern konnte. Es sind friedliche Szenen, die sich aktuell auf dem Hammelburger Mönchsturm beobachten lassen - doch tatsächlich folgen sie auf eine lange Reihe regelrechter Storchendramen.

Die Hammelburger und ihre Störche

Dabei war die Freude in Hammelburg zunächst groß, als sich der Storch im Jahr 2009 dort angesiedelt hat, erzählt der Hammelburger Christian Fenn – das erste Mal nach 70 Jahren. Da Störche für die Nahrungssuche Feuchtgebiete benötigen, war das in der trockenen Region rund um Bad Kissingen eher ungewöhnlich. Seitdem ist der Storch zu einer Art Symbol für den Ort geworden. Zusätzlich beflügelt wurde das Interesse durch eine Storchen-Cam, mit der Christian Fenn rund um die Uhr eine Videoaufnahme des Storchennests ins Internet überträgt.

Gewalt in der Ehe? Ein Unglück folgt dem nächsten…

In den nächsten Jahren folgte dann aber eine Aufregung der nächsten. "Wir schaffen es einfach jedes Jahr, irgendein Drama hinzubekommen", erzählt Fenn. Bereits im ersten Jahr starben die beiden Nachkommen der Störche am Aspergillus Schimmelpilz, der die Lunge der Tiere befallen kann. Später galt das Drama dem Storchenpaar selbst: Das Storchenmännchen attackierte das Weibchen so stark, dass dieses oft minutenlang reglos am Boden lag, erzählt Fenn: "Wie Gewalt in der Ehe sah das aus!"

Der Blitzschlag von Hammelburg: Waisen-Küken von Hand aufgezogen

Nachdem sich drei Jahre lang überhaupt keine Störche mehr in Hammelburg niedergelassen hatten, waren die Hammelburger 2021 froh über eine neue Storchenfamilie: Drei Storchenküken waren damals geschlüpft, bevor die nächste Tragödie folgte: Ein Blitz schlug direkt in den Mönchsturm ein und tötete den damaligen Mutterstorch. Der Vater floh und ließ die drei Jungstörche zurück. Die Hammelburger wurden deswegen selbst aktiv und päppelten die Tiere erfolgreich per Hand auf.

Vielleicht könnte eines der diesjährigen Elternteile sogar ein Jungstorch von damals sein. Dass Störche zurück an ihren Geburtsort kommen, sei durchaus denkbar, erzählt Elisabeth Assmann vom BUND Naturschutz in Bad Kissingen. Da die Störche jedoch nicht beringt sind, sei das aber nicht eindeutig nachzuweisen.

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Die Storchenmutter wirft eines der Küken aus dem Nest.

Küken aus dem Nest geworfen: Geht das Drama weiter?

Stattdessen hofften die Hammelburger dieses Jahr endlich auf ein erfolgreiches Storchenjahr. Nun sorgte aber auch die diesjährigen Storchenmutter für Aufregung: Auf den Video-Aufnahmen der Storchen-Cam ist zu sehen, wie sie ein kleines Küken im Schnabel totschüttelt und schließlich aus dem Nest wirft. Offenbar war es das fünfte Geschwisterchen.

Laut Elisabeth Assmann vom BUND Naturschutz sei dieses Verhalten jedoch natürlich. Da Storchenküken nicht gleichzeitig schlüpfen, käme es öfter vor, dass ein Küken kleiner sei als seine Geschwister oder zunehmend in der Entwicklung zurückbleibe. Wenn es zu wenig Futter gibt oder die Mahlzeiten für die älteren Geschwister bereits auf größere Happen umgestellt werde, sei das ein Problem. Die Elterntiere handeln in diesem Fall dann rabiat. "Das ist einfach Natur und wir Menschen müssen das akzeptieren", so Elisabeth Assmann. Wenn tatsächlich vier Küken groß werden, sei das ein Erfolg.

Mehr als 1.400 Störche in Bayern: Fühlen sich zunehmend wohler

Nachdem Störche vor einigen Jahrzehnten in Bayern fast verschwunden waren, nehmen die Tiere aktuell überall im Freistaat wieder zu. Im vergangenen Jahr hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) erstmals über 1.000 Weißstorch-Brutpaare kartiert. Aktuell sind bayernweit über 1.400 der Tiere erfasst. Durch das wärmere Klima würden sich Störche hier zunehmend wohler fühlen, so Assmann vom BUND Naturschutz.

Auch die Hammelburger fiebern deswegen jetzt endlich auf ein Happy End hin. Schon bald könnten die Jungstörche bereits erste Flugversuche unternehmen und nach dem Jungfernflug dann auch gemeinsam als sechsköpfige Großfamilie auf Futtersuche gehen. "Das sind einfach total schöne Bilder", schwärmt Storchenfan Christian Fenn. "Und das würde ich mir jetzt schon mal wieder wünschen: Einfach ein ganz normal gediegenes Storchenjahr."

In Hammelburg gibt es wieder Storchen-Nachwuchs.
Bildrechte: Christian Fenn / Storchen-Cam
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In Hammelburg gibt es wieder Storchen-Nachwuchs.

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