Wieder mehr Stochenpaare in Bayern
Bildrechte: BR/Vera Held

Erstmals gibt es in Bayern mehr als 1.000 Weißstorch-Brutpaare. Das meldet der Landesbund für Vogelschutz.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Störche-Rekord: Erstmals mehr als 1.000 Brutpaare in Bayern

In den 80er-Jahren waren sie in Bayern schon fast verschwunden, jetzt gibt es erstmals mehr als 1.000 Weißstorch-Brutpaare im Freistaat. Das meldet der Landesbund für Vogelschutz. Ein Grund für den Zuwachs hierzulande liegt in Spanien.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Wenn es keine Störche wären, könnte man sagen: Es geht zu wie im Taubenschlag in der Oettinger Altstadt. Vom Turm der Kirche St. Jakob hat Heidi Källner alles im Blick. "Wenn die schweben, das ist doch der Wahnsinn!", sagt die Storchenbetreuerin.

40 Storchenpaare gibt es heuer in Oettingen – so viele wie sonst fast nirgends. Dutzende Jungstörche trainieren gerade in den Nestern auf den Dächern das Fliegen. Damit steht die Stadt im Nördlinger Ries stellvertretend für eine Erfolgsgeschichte des Vogelschutzes.

Besonders viele Neuansiedlungen in Mittelfranken und Schwaben

Wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) mitteilt, wurde heuer erstmals die magische Grenze geknackt: Es gibt in Bayern wieder 1.000 Storchen-Brutpaare. Besonders viele neue Storchenpaare haben ihre Nester dieses Jahr in Mittelfranken und Schwaben gebaut – dort sind gleich 60 Nester dazugekommen. Laut LBV lief die Brutsaison heuer relativ gut. In vielen Nestern seien zwei bis drei Jungstörche flügge geworden.

Der Weißstorch steht mittlerweile nicht mehr auf der Roten Liste. Dabei gab es noch in den 1980er-Jahren Prognosen, dass der Storch bis zum Jahr 2000 aus Bayern komplett verschwunden sein wird. 1988 war mit nur noch 58 Brutpaaren im Freistaat der Tiefpunkt erreicht.

Mehr Störche in Bayern durch Reis-Anbau in Spanien

Danach hat offensichtlich das Artenhilfsprogramm des Landesbundes für Vogelschutz im Auftrag des Landesamtes für Umwelt (LfU) gewirkt. Storchenbetreuer kümmerten sich um Nisthilfen und Bauern nehmen bis heute an Förderprogrammen teil. Dabei mähen sie ihre Wiesen das erste Mal erst recht spät, im Frühsommer. Dafür gibt es einen finanziellen Ausgleich. Und die Störche finden so in den Wiesen mehr Futter: Mäuse, Regenwürmer, Insekten, Frösche.

Der Hauptgrund für den Erfolg der Störche liegt laut LBV aber darin, dass viele mittlerweile in Spanien überwintern: "Die sind ja früher von Spanien über Gibraltar nach Afrika geflogen und jetzt gibt es seit den 80er-Jahren in Spanien Reisanbau. Den gab es dort vorher nicht. Die Reisflächen sind großflächig feucht, da ist viel Nahrung drin", sagt Oda Wieding, Storchenexpertin beim LBV. Weil viele Störche im Winter deshalb nicht mehr so weit ziehen, sei die Verlustrate geringer geworden - und mehr Störche kämen im Sommer nach Bayern zurück.

Klimawandel und Mülldeponien sorgen für mehr Futter

Auch auf vielen Mülldeponien in Spanien würden die Vögel Futter finden. Dazu kommen Störche, die im Winter in Bayern bleiben. Weil sie als Nachfahren von Zuchtstörchen keinen Zugtrieb mehr haben und der Klimawandel für wärmere Winter und damit Futter sorgt.

In Oettingen stößt die Storchen-Kolonie mittlerweile an ihre Grenzen, sagt Storchenbetreuerin Heidi Källner. Vor allem in so trockenen Sommern wie diesem. "Das Futter wird knapp", sagt Källner. Manche Störche würden schon 40 Kilometer weit fliegen auf der Suche nach Futter – und das, obwohl die Störche ihre Jungen eigentlich ungern länger alleine ließen.

Storchenbetreuerin vermittelt bei Problemen

In Oettingen und anderen Orten mit vielen Storchenpaaren kommt es nun auch häufiger zu Problemen – zum Beispiel, wenn die Störche ihre Nester auf beheizten Kaminen bauen. Im besten Fall können Storchenbetreuerinnen dann vermitteln. So hat Heidi Källner schon das Anbringen einer Sonderkonstruktion ins Rollen gebracht: Der Kamin konnte weiter genutzt werden und die Störche trotzdem brüten.

Und die vielen weißen Stellen auf den roten Dachziegeln vom Kot der Störche? Heidi Källner winkt ab. Wenn es im Herbst mal länger regnet, sei das meiste wieder weg. Positiver Nebeneffekt des Storchen-Booms in Oettingen: Mehr Besucher in der Stadt. Das Tourismusbüro hat sogar schon einen Storchen-Stadtplan mit den Standorten der Nester herausgegeben.

Eine Storchenmutter füttert ihren Nachwuchs
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Uli Deck
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Eine Storchenmutter füttert ihren Nachwuchs

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!