Unter Wasser stehende Wiese (Symbolbild).
Bildrechte: BR/Sabrina Türschmann

Der Regen in den vergangenen Wochen hat der Bodenfeuchte und den Grundwasserspiegeln in Unterfranken zumindest vorübergehend Erholung gebracht.

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Viel Regen: Boden und Grundwasser in Unterfranken erholen sich

Viele hat der Regen in den vergangenen Wochen genervt. Den Wasservorräten im Boden hat er jedoch gut getan. Selbst im sonst so trockenen Unterfranken konnten sich Bodenfeuchte und Grundwasser erholen – zumindest vorerst. Langfristig bräuchte es mehr.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die vermehrten Niederschläge in den vergangenen Wochen haben in Unterfranken zu einer besseren Bodenfeuchte und sogar zu etwas Erholung bei den strapazierten Grundwasserspiegeln geführt. Das teilen der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die Regierung von Unterfranken auf Nachfrage von BR24 mit.

Beide warnen aber zugleich, dass die Entspannung vermutlich nicht von Dauer sein wird. Eine Trockenperiode könne die Lage schnell wieder verschärfen. Für eine langfristige Besserung bräuchte es das, worauf vermutlich die wenigsten Lust haben: einen total verregneten Winter.

DWD: Niederschlag verbessert Wasserversorgung der Pflanzen

Nach Angaben von Udo Feldinger, Wettertechniker des DWD in Würzburg, hat es in Unterfranken im Durchschnitt in den vergangenen 14 Tagen rund 100 Liter geregnet. In der Region Würzburg-Kitzingen waren es demnach 70 Liter, während es im nördlichsten Spessart mit 200 Litern am meisten Niederschlag in Unterfranken gegeben habe. Das langjährige Mittel der drei Sommermonate Juni, Juli und August sei damit zum jetzigen Zeitpunkt zu 60 bis 80 Prozent erreicht, während das langjährige Mittel für das gesamte Jahr 2023 erst zu 55 bis 65 Prozent erreicht sei, so Feldinger.

Durch die trockenen Monate Mai und Juni sei der Boden sehr trocken gewesen, sodass zunächst viel Wasser an der Oberfläche abgeflossen sei. Mittlerweile sei die Lage jedoch zumindest in einer Tiefe von bis zu 40 Zentimetern deutlich entspannter, die Wasserversorgung für Pflanzen sei dort aktuell gut. In der obersten Schicht bis zu zehn Zentimetern sei derzeit teilweise sogar zu viel Wasser vorhanden, was den Landwirten Probleme bereiten könne. Auch in der Region Würzburg-Kitzingen sei die Bodenfeuchte aktuell zumindest bis zu einer Tiefe von 20 Zentimetern ausreichend.

Bildrechte: Deutscher Wetterdienst (DWD)/Udo Feldinger
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Niederschlagssumme in Unterfranken vom 24. Juli bis 7. August.

Regierung: Auch Grundwasserspiegel etwas erholt

Doch wie sieht es tiefer im Boden mit den Grundwasservorräten aus, die in den letzten Jahren im trockenen Unterfranken besonders gelitten haben? Auf BR24-Nachfrage schreibt die Regierung von Unterfranken hierzu, dass der Regen zuletzt auch beim Grundwasser "durchaus eine Entspannung" gebracht habe. Die Pegel sind auf Karten des Niedrigwasserinformationsdienstes online einsehbar, wo nach den oberen und tieferen Grundwasser-Stockwerken unterschieden wird.

Die meist oberflächennahen Messstellen des oberen Stockwerks reagieren nach Angaben der Regierung "normalerweise recht schnell auf versickerndes Niederschlagswasser". Eine kurzfristige Auswertung auf BR24-Anfrage hin habe gezeigt, dass noch rund 15 Prozent der gemessenen Pegel auf niedrigem bis sehr niedrigem Niveau lägen. Immerhin 85 Prozent der 53 Messtellen in Unterfranken zeigen laut Regierung kein Niedrigwasser mehr. Im Vergleich zum März dieses Jahres sei also durchaus eine Entspannung eingetreten. Damals seien die Grundwasserstände im oberen Stockwerk noch zu einem Viertel auf niedrigem bis sehr niedrigem Niveau gewesen.

Die tieferen Grundwasser-Stockwerke werden in der Regel durch das zusickernde Wasser aus den oberen Stockwerken gespeist, erklärt die Regierung. Deshalb würden diese "gedämpfter" reagieren und sich nur über längere Zeiträume erneuern. Doch auch hier zeigt die Auswertung zumindest eine vorübergehende Erholung. Noch rund 27 Prozent der 26 bewerteten Messstellen lägen auf niedrigem bis sehr niedrigem Niveau. Im März seien es mit 40 Prozent noch deutlich mehr gewesen.

Experten warnen: Erholung kann schnell verpuffen

Die aktuelle Erholung der Pegel sei zwar "durchaus positiv", sagt die Regierung. Jedoch: "Wie stabil diese Situation längerfristig ist, bleibt abzuwarten." Die Untergründe in Unterfranken seien felsig und klüftig, weshalb diese verhältnismäßig schnell reagieren würden. "Grundsätzlich haben wir seit 2003 eine unterdurchschnittliche Grundwasserneubildung", betont die Regierung. Die Entwicklung des Grundwassers könne nicht an einzelnen Niederschlagsperioden von einigen Wochen oder wenigen Monaten festgemacht werden. In der nächsten Trockenperiode könne sich die Situation schnell wieder verschärfen.

"Von einer nachhaltigen Entspannung der Lage sind wir aber noch entfernt", erklärt auch DWD-Experte Udo Feldinger in Bezug auf die Wasservorräte im Boden oberhalb des Grundwassers. Die aktuell bessere Bodenfeuchte könne durch einige trockene August- und Septemberwochen schnell wieder "verpuffen", so Feldinger. So hatte auch der verregnete März dieses Jahres keine nachhaltige Erholung für die Wasservorräte im Boden gebracht – und das, obwohl es immerhin der regenreichste März seit 22 Jahren gewesen ist. Im Endeffekt liegt der Niederschlag dem DWD-Experten zufolge in Unterfranken trotz solcher vereinzelter regenreicherer Zeiträume insgesamt wohl weiterhin unter dem langjährigen Mittel. Dieses wird anhand der Niederschläge in den 30 Jahren von 1961 bis 1990 gebildet und gilt als Bezugswert.

Nachhaltige Erholung nur im Winter möglich

Damit wirklich nachhaltig eine Besserung eintreten könnte, wäre ein niederschlagsreicher Winter notwendig, da sind sich DWD-Experte und Regierung einig. Erst dann könne sich spürbar Grundwasser bilden, weil die Niederschläge direkt ohne Verdunstung in den Boden versickern und Pflanzen noch nicht so viel Wasser benötigen würden.

"Aus wasserwirtschaftlicher Sicht wünschenswert wäre zwischen November und März langanhaltender Landregen", sagt die Regierung. Dieser müsse den Boden bis in die gesättigte Grundwasser-Zone gut durchtränken und nicht oberflächlich schnell wieder abfließen. Sonst drohe sogar Hochwasser. Auch wenn es vielen wahrscheinlich ziemlich auf die Nerven gehen würde – monatelanges Dauerregenwetter wäre also wohl genau das, was Boden und Grundwasser in diesem Winter bräuchten.

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