Viele Grundwasserspiegel in Bayern haben sich erholt (Symbolbild)
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Haben sich die Grundwasserstände nach dem Regen erholt?

Im Sommer 2022 wurden bei den Grundwasserspiegeln in Bayern immer neue Negativrekorde aufgestellt. Das nasse Frühjahr hat den Trend vorerst gestoppt. In vielen Regionen haben sich die Spiegel erholt. Doch nicht überall ist Entspannung in Sicht.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Regen ist nicht gleich Regen. Etwa so drückt es Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, aus: "Entscheidend ist, wieviel Regen auf einmal fällt." In diesem Frühjahr sei die Situation optimal gewesen: Einige Tage Regen, dann eine kurze Trockenphase, dann wieder Regen und das über einen längeren Zeitraum. Diese Form des Niederschlages habe dem Grundwasser in Bayern sehr gut getan, weil das Wasser genug Zeit hatte, im Boden zu versickern. Der gleiche Niederschlag in kürzerer Zeit, das hätte zu Überschwemmungen geführt, weil der Boden nur eine gewisse Menge Wasser an einem Tag aufnehmen kann. Es fließt dann mit der Flutwelle über die Flüsse ab und nur ein Bruchteil versickert im Boden.

Karte der Grundwasserstände: Alles in Ordnung

Eine Karte des Bayerischen Landesamtes für Umwelt zeigt die aktuellen Grundwasserstände im oberen Stockwerk. Das heißt, die am nächsten zur Oberfläche befindlichen wasserführenden Schichten. Häufig gibt es darunter noch weitere. In weiten Bereichen sind die Pegelstände grün markiert, das heißt: Alles in Ordnung. Aber beispielsweise im Großraum München, besonders im Südosten, sind noch sehr niedrige Wasserstände verzeichnet: Etwa die Messstelle Sauerlach: 1,8 Meter unter dem Durchschnitt, das ist neuer Rekord an dieser Stelle.

Erklärvideo: Der Weg des Wassers

Im Sommer 2022 wurden bei den Grundwasserspiegeln in Bayern immer neue Negativrekorde aufgestellt. Das nasse Frühjahr hat den Trend vorerst gestoppt. In vielen Regionen haben sich die Spiegel erholt. Doch nicht überall ist Entspannung in Sicht.
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Im Sommer 2022 wurden bei den Grundwasserspiegeln in Bayern neue Negativrekorde aufgestellt. Das nasse Frühjahr hat den Trend vorerst gestoppt.

Zukunftsprognose mit künstlicher Intelligenz

Stefan Broda hat künstliche Intelligenz eingesetzt, um Veränderungen bei den Grundwasserspiegeln in Deutschland vorherzusagen. Er ist Arbeitsbereichsleiter bei der Erforschung des Grundwassers bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Berlin und hat mit Forscherkollegen die Daten von 118 Grundwassermessstellen in ganz Deutschland zusammengetragen.

Diese Daten haben sie mit entsprechenden Wetterdaten kombiniert. Damit haben sie die KI gefüttert. Die hat aus den Zusammenhängen von Pegelständen und Wetterdaten "gelernt", wie sich die Grundwasserspiegel verhalten. Daraus haben sie dann Zukunftsszenarien abgeleitet. Danach werden die Grundwasserspiegel deutschlandweit sinken. Lokal können das im Extremfall einige Meter sein, "aber zehn bis 30 Zentimeter reichen oft schon, damit Pflanzen beispielsweise mit ihren Wurzeln nicht mehr ans Wasser kommen", erklären die Forscher.

Nicht überall ist der Grundwasserspiegel gestiegen

Wenn man die Karte mit den Bayerischen Grundwasserspiegeln betrachtet, dann fällt auf: Die grün gefärbten Messestellen bedeuten, dass hier kein Niedrigwasser ist. Viele orange und rot gefärbte befinden sich besonders im Raum der Münchner Schotterebene. Sie bedeuten: "Sehr niedrige Grundwasserspiegel" und "tiefer als jemals an dieser Stelle gemessen". Offenbar gab es hier keine Verbesserung beim Grundwasser. "Besonders die Schotterebene profitiert von der Schneeschmelze", erklärt Udo Feldinger, Wettertechniker beim Deutschen Wetterdienst. "Und dieser Winter war wieder besonders niederschlagsarm. Uns fehlt dieser Winterniederschlag", so der Wettertechniker.

Denn in den Wintermonaten könne sich besser Grundwasser bilden, weil Niederschläge direkt in den Boden versickern und Pflanzen noch nicht so viel Wasser benötigen. Außerdem war in diesem trockenen Winter die Schneedecke in den Alpen sehr dünn. Dadurch fehlt jetzt das Schmelzwasser, und das ist eine der Hauptursachen für die aktuell niedrigen Grundwasserspiegel in der Münchner Schotterebene.

Das Grundwasser ist Trinkwasser

"Wir müssen Flächen entsiegeln, damit Wasser versickern kann. Wir müssen auch zum Beispiel Alternativen schaffen, wenn es um die Bewässerung von Sportplätzen geht, oder auch verstärkt mit Zisternen Wasser auffangen", fordert die Grünen-Landtagsabgeordnete Claudia Köhler. Sie lebt in Unterhaching bei München, einem der Niedrigwasserhotspots. "Viele Gemeindevertreter haben immer noch kein Bewusstsein dafür, dass man etwas tun muss," befürchtet Köhler.

Auch auf Landesebene soll sich bald etwas ändern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat angekündigt, dass ein Runder Tisch zum Thema "Wasser" geplant sei. Es ist zu hoffen, dass es dort zu Ergebnissen bei der Wassernutzung kommt, denn alle sind darauf angewiesen, dass die Grundwasserspiegel intakt bleiben. Mit etwa 85 Prozent ist in Bayern der Anteil des Grundwassers bei der Trinkwassergewinnung, im Vergleich zu anderen Bundesländern, besonders hoch.

Dieser Artikel ist erstmals am 28.04.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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