Die Ost-West-Friedenskirche am 11.06.202 in Flammen.
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Die Ost-West-Friedenskirche am 11.06.202 in Flammen.

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München: Väterchen Timofejs Ost-West-Friedenskirche abgebrannt

Väterchen Timofejs Ost-West-Friedenskirche im Münchner Olympiapark war ein besonderer Ort. Widerständen zum Trotz errichtete der Eremit das Kirchlein ohne Baugenehmigung. Nun ist das Friedenssymbol abgebrannt. Ursache ist wohl ein technischer Defekt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

In der Nacht auf Sonntag ist Väterchen Timofejs Ost-West-Friedenskirche im Olympiapark komplett niedergebrannt. Das berichtete am Sonntag die zuständige Branddirektion München.

Brandort auf dem Tollwood-Gelände

Gegen 1.10 Uhr wurde die Feuerwehr demnach in den Spiridon-Louis-Ring im Münchner Olympiapark alarmiert. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stand die Kirche, die sich inmitten des nächste Woche öffnenden Tollwood-Geländes befindet, bereits komplett in Flammen. Zwar konnte das Feuer durch Löschmaßnahmen schon nach rund 20 Minuten eingedämmt werden; ein Niederbrennen des Gebäudes konnte die Feuerwehr aber nicht mehr verhindern.

Bis 3 Uhr zogen sich die Löscharbeiten hin. Gegen 5.30 Uhr wurde die Brandstelle noch einmal von der Feuerwehr kontrolliert; einige Glutnester mussten noch einmal abgelöscht werden.

Im Video: Ost-West-Friedenskirche im Münchner Olympiapark ist abgebrannt

Die Ost-West-Friedenskirche im Münchener Olympiapark ist in der Nacht auf Sonntag komplett niedergebrannt.
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Die Ost-West-Friedenskirche im Münchener Olympiapark ist in der Nacht auf Sonntag komplett niedergebrannt.

Friedenskirche als ein Wahrzeichen des Olympiaparks

Bei dem Feuer wurden nach Angaben der Feuerwehr auch Bäume und eine Stromleitung beschädigt. Verletzte gab es nicht.

Auf dem Gelände des Tollwood Sommerfestivals sind keine Schäden entstanden. "Es tut uns sehr leid, dass die Ost-West-Friedenskirche zerstört ist", sagt Stefanie Kneer, Pressesprecherin bei Tollwood. "Dieses Wahrzeichen gehört schon immer zum Olympiapark. Mit der Gemeinde verbindet uns eine sehr enge Nachbarschaft."

Keine Hinweise auf Brandstiftung

Das Gelände, auf dem der Bau stand, ist nach Angaben des Polizeisprechers zu jeder Zeit frei zugänglich. Das Münchner Polizeipräsidium hat die weiteren Ermittlungen zur Schadenshöhe sowie zur Brandursache aufgenommen. Es gebe aber keine Hinweise auf eine vorsätzliche Brandstiftung, so die Polizei am Sonntag nach ersten Untersuchungen.

Als Brandursache nimmt die Polizei das "Vorliegen eines technischen Defekts in der verbauten Elektronik im Inneren des Kirchenhauses" an. Eine Schadenshöhe könne nicht genannt werden, "da der immaterielle Wert deutlich höher als der eigentliche Wert des Gebäudes lag".

Alt-OB Ude ruft zum Wiederaufbau auf

Alt-Oberbürgermeister Christian Ude zeigte sich in einer ersten Reaktion gegenüber BR24 entsetzt über den Brand: "Es hätte keinen schlimmeren Zeitpunkt geben können, weil ein Symbol der Friedenshoffnung jetzt besonders wichtig ist." Die Kirche müsse "selbstverständlich wieder aufgebaut werden", so Ude.

"Wenn das bei Notre-Dame möglich ist, dann sicher auch bei Europas kleinster Kirche, die ein Mann im Alleingang mit Bauschutt errichtet hat und errichten konnte. Das ist für mich gar keine Frage." Die gesamte Anlage mit Pflanzen und Blumen sei schließlich erhalten geblieben. Auch das Museum, das Wohngebäude und eine kleine Kapelle auf dem Hügel seien nicht zerstört worden. Allein die eigentliche Ost-West-Friedenskirche sei "vom Feuer niedergerissen", sei aber als solche leicht wieder herzustellen, denn es existiere kaum ein Kirchlein dieser Größe, von dem es so viele Filme und Fotos gebe. Auch könne es leicht aus den ursprünglichen Baumaterialien wieder aufgebaut werden, da es aus Kriegsschutt errichtet worden war.

Deutsch-russische Freundschaft nie so dringend wie jetzt

"Deutsch-russische Verständigung und Freundschaft waren nie als Aufgabe so schwierig und so dringend wie jetzt. Und da wäre es ein entsetzliches Symbol, wenn das einfach von der Bildfläche verschwindet. Hoffnung darf nicht von der Bildfläche verschwinden", erklärte Ude.

Im Video: Mehrere Brände gab es in der Nacht auf Sonntag in Bayern

Mehrere Brände gab es in der Nacht auf Sonntag in Bayern.
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Mehrere Brände gab es in der Nacht auf Sonntag in Bayern.

Bürgerprotest rettete Schwarzbau

Die Ost-West-Friedenkirche von Väterchen Timofej sei außerdem ein wichtiger Teil der Münchner Olympia-Geschichte und einer der ersten sichtbaren und bleibenden Erfolge von Bürgerprotest. Denn viele gläubige Christen hätten die Kirche als Ort der Begegnung geschätzt und schließlich zusammen mit Väterchen Timofej erreicht, dass die Olympia-Baupläne geändert wurden, damit das eigentlich als Schwarzbau errichtete Kirchlein nicht abgerissen werden musste.

Im Video: So sah die Münchner Ost-West-Friedenskirche aus

So sah die Ost-West-Friedenskirche in München aus.
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So sah die Ost-West-Friedenskirche in München aus.

Glanz aus Schokoladenpapier

Die Ost-West-Friedenskirche wurde in den 1950er-Jahren von Väterchen Timofej am Oberwiesenfeld, dem heutigen Olympiapark, errichtet. Timofej war ein Eremit aus Russland. Nach seiner ersten Marienvision wanderte er durch die Lande, lernte in Wien seine Frau Natascha kennen und gelangte schließlich nach München. Dort ließ sich das Paar am Oberwiesenfeld nieder und errichtete neben seiner Hütte eine Kapelle, die später zu einer Kirche ausgebaut wurde.

Väterchen Timofejs Nachfolger stammt aus der Ukraine

Als Baumaterial nutzten sie herumliegenden Schutt aus dem Zweiten Weltkrieg und allerlei Unrat. So war beispielsweise die Decke des Gebäudes mit glitzerndem Schokoladenpapier versilbert. Vor seinem Tod setzte der Russe Timofej einen Nachfolger ein, der sich bis heute mit um die Kirche kümmert. Dieser stammt aus der Ukraine.

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