Früher Wald, jetzt Kiesgrube
Bildrechte: Oliver Römhild

Kiesgrube am Rothschwaiger Forst

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Diskussion in Bayern: Wald gegen Kies - und ein Gutachten

Um den Kiesabbau in Bayern gibt es immer wieder Streit. Einerseits sind Kies und Sand wichtige Rohstoffe für die Bauwirtschaft. Andererseits haben die Kiesgruben oft eine schlechte Umweltbilanz, vor allem wenn Waldflächen dafür geopfert werden.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Anfang des Jahres standen westlich von Fürstenfeldbruck noch zwei Hektar Wald mehr. Jetzt klafft da eine riesige Kiesgrube. Zwei Hektar vom Rothschwaiger Forst hat das angrenzende Kieswerk umgelegt, um Kies abzubauen. Der Anblick erinnert ein wenig an eine Mondlandschaft, stellen viele Anwohner entsetzt fest. Wurzelstöcke türmen sich zu großen Haufen, daneben Berge von Mutterboden. Der Rothschwaiger Forst ist bei den Fürstenfeldbruckern ein beliebtes Naherholungsgebiet. Und, so Naturschützer, der gefällte Wald sei auch ein herber ökologischer Verlust.

Wald als CO2-Speicher

Thomas Brückner vom Bund Naturschutz in Fürstenfeldbruck erklärt, dass alter Wald heute deshalb so wertvoll sei, weil seine Bäume und auch sein Boden sehr viel CO2, also das klimaschädliche Kohlendioxid, speichern könnten. Durch die Abholzung werde Wald vernichtet, der über Jahrhunderte gewachsen sei.

Die Maßnahme im Rothschwaiger Forst war legal. Die Staatsforsten hatte dem Kiesunternehmen schon vor Jahren die Genehmigung zum Abbau erteilt. Trotzdem entbrennt überall in Bayern rund um solche Erweiterung von Kiesgruben immer wieder Bürgerprotest.

Gutachten zum Kiesabbau in Bayern

Fraglich dabei: Ist es noch zeitgemäß alten Wald und Boden für die Kiesgewinnung zu opfern? Nein, sagen die Grünen im bayerischen Landtag und haben ein Kiesgutachten in Auftrag gegeben. Das hat untersucht, ob es eine bayernweit gesteuerte Gewinnung der Rohstoffe Sand und Kies gibt.

Gibt es nicht, sagt das Gutachten. Viele Regionen und Landkreise ermitteln den Bedarf nach eigenem Ermessen. Und das führe zu einen Wildwuchs bei Kiesgruben, beklagen die Grünen. Christian Zwanziger, Sprecher für die Landesentwicklung, sagt, dass sich die Staatsregierung davor drücken würde, den Bedarf an Sand und Kies landesweit zu ermitteln. Das Gutachten zeige, dass es diese Bedarfsermittlung auf wissenschaftlicher Basis brauche. Wenn die Staatsregierung das nicht leisten wolle, sei das Arbeitsverweigerung, so Christian Zwanziger.

Wirtschaftsminister sieht ausreichende Regelung in Bayern

Zuständig ist das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, und dort widerspricht man dem Gutachten erwartungsgemäß. Der Kiesabbau in Bayern werde von der Landes- und Regionalplanung durch die Festlegung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten zur Gewinnung von Steinen und Erden gesteuert, schreibt der Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Freie Wähler, auf Anfrage. In allen 18 bayerischen Regionalplänen seien für den regionalen und überregionalen Bedarf an Kies und Sand knapp 28.000 Hektar entsprechende Vorrang- und Vorbehaltsgebiete festgelegt.

Dazu muss man wissen: Vorranggebiete sind in der Regionalplanung für den Rohstoffabbau ausgesucht, außer für Sand und Kies zum Beispiel auch für Ton und Gips. Ebenso Vorbehaltsgebiete, falls bei diesen nicht andere Interessen wie der Naturschutz schwerer wiegen.

Der Wirtschaftsminister erklärt dazu weiter, um eine optimale Abstimmung sicherzustellen, seien bei der Aufstellung der Regionalpläne öffentliche und private Stellen, Verbände und die Öffentlichkeit umfassend beteiligt worden. Das trage zu einem zusammenhängenden Abbau bei und minimiere die notwendigen Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild.

Vorranggebiete mit Ausschlusswirkung

Christian Zwanziger von den Grünen fordert diese Gebiete weiter einzuschränken. Kiesabbau soll nur in Vorranggebieten mit Ausschlusswirkung erlaubt sein. Also nur im Vorranggebiet, aber nicht mehr auch außerhalb. Das habe Vorteile auch für die Regionen, weil der Abbau für alle nachvollziehbar geregelt sei.

Vorranggebiete mit Ausschlusswirkung haben andere Bundesländer wie Baden-Württemberg bereits eingerichtet. Der Bayerische Wirtschaftsminister sagt dazu, er sehe momentan keine Notwendigkeit, die bestehenden Regelungen in Bayern zu ändern. Und das heißt auch, dass das Konfliktpotenzial groß bleibt. Besonders dann, wenn Waldflächen der Baustoffgewinnung zum Opfer fallen. Beim Rothschwaiger Forst bei Fürstenfeldbruck stehen noch rund 10 weitere Hektar Wald auf der Kippe. Ein alter Wald, dessen Bäume und Boden viel CO2 speichern können.

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