Erstmals hat die US-Armee heute der Öffentlichkeit Einblicke in die Ausbildung von ukrainischen Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr gewährt. Bei einem Pressetermin berichteten Ausbilder der US-Armee vom Training an den Abrams-Panzern mit den Ukrainern. Film- und Tonaufnahmen waren dabei allerdings nicht gestattet. Auch mit ukrainischen Soldaten durften Pressevertreter aus Sicherheitsgründen nicht sprechen.
200 Ukrainer werden am Abrams-Kampfpanzer geschult
Derzeit sind rund 1.000 ukrainische Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr, darunter einzelne Frauen. Die Ausbildung am Kampfpanzer M1A1 Abrams durchlaufen aktuell 200 Ukrainer. Rund zwölf Wochen lang werden die ukrainischen Soldaten eingewiesen, üben zunächst als Viererteam im Panzer und dann auch im Verband mit mehreren Panzern und weiteren Waffensystemen taktische Maßnahmen.
Nach 12 Wochen müssen Ukrainer zurück an die Front
Nach dem Training müssen die Teilnehmer zurück an die Front in der Ukraine. Etwa 12.100 ukrainische Soldaten wurden seit April 2022 bereits in Grafenwöhr von der US-Armee an insgesamt 36 Waffensystemen ausgebildet, berichtet einer der Ausbilder. Das Training erfolgt im Rahmen der Joint Multi Training Group Ukraine (JMTG-U). Diese Gruppe wurde bereits 2015 gegründet, bis kurz vor der russischen Invasion in die Ukraine war die Gruppe bei Lwiw in der Ukraine stationiert, seit Februar 2022 wird in Grafenwöhr gemeinsam trainiert.
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Schrift im Panzer mittlerweile auch auf Ukrainisch
Rund 2.000 US-Soldaten bringen derzeit den gut 1.000 ukrainischen Soldaten den Umgang mit den Waffensystemen bei. Die größte Hürde dabei ist die Sprachbarriere, sagt einer der Ausbilder. Im Abrams-Panzer sei alles auf Englisch beschriftet, zu Beginn musste erst mal übersetzt werden. Inzwischen sei alles auf Ukrainisch beschriftet und auch das 120 Seiten umfassende Handbuch zum Panzer sei übersetzt. Zahlreiche Übersetzer helfen bei der Kommunikation und im laufenden Training.
Gegenseitiges Lernen
Die Ukrainer sind im Camp Kasserine auf dem Truppenübungsplatz untergebracht, das seit April 2022 Camp Cherson heißt, benannt nach der ukrainischen Stadt Cherson. Dort wohnen sie in großen Zelten und nutzen mobile Toiletten und Duschen. Die US-Soldaten sprechen von täglich wachsendem Selbstvertrauen der ukrainischen Soldaten und zunehmender Erfahrung, man lerne sehr viel voneinander. Die Ukrainer würden sieben Tage in der Woche hart trainieren und hätten sehr viele Fragen, auch zu Details der Waffensysteme. Sie seien erpicht darauf, so viel wie möglich hier zu lernen und zu erfahren, berichten die US-Soldaten.
Soldaten lernen auch Reparieren und Instandsetzen von Panzern
Der Abrams-Panzer sei z.B. ein weit komplexeres System als die Panzer, die die Ukrainer in den vergangenen Jahrzehnten genutzt hätten. Die Frontsoldaten aus der Ukraine lernen nicht nur den Umgang mit dem Panzer, sondern auch das Reparieren und das schnelle Instandsetzen des Fahrzeugs an der Front. Wie und wo die Abrams-Panzer dann in der Ukraine eingesetzt werden, entscheide allein das ukrainische Militär.
Ukraine erhält 31 Abrams-Panzer von den USA
31 Panzer dieser Art erhält die Ukraine von den USA, das wurde im Januar beschlossen. Hier in Grafenwöhr und Hohenfels trainieren sie an baugleichen Typen. Die Ukrainer brächten ihre Erfahrungen aus dem laufenden Konflikt direkt von der Front mit ein, sodass die US-Armee ihr Training entsprechend optimieren könne, berichten die Ausbilder. Das Training findet auch virtuell statt. Neben Live-Training auf den Schießbahnen gibt es auch Schulungen z.B. für Führungskräfte.
US-Ausbilder wollen möglichst viel Wissen vermitteln
Für die US-Soldaten ist es auch persönlich eine große Herausforderung, ukrainische Soldaten auszubilden. Es würden Freundschaften entstehen, man würde sehr viel voneinander lernen. Ein langjähriger Ausbilder der US-Armee spricht persönlich von seiner größten Mission, die er derzeit erledige, nämlich den Ukrainern so viel Wissen wie möglich zu vermitteln, "damit sie erfolgreich sind".
71-jähriger Soldat macht Ausbildung mit
Ein weiterer Soldat berichtet von Gesprächen mit einem 71-jährigen ukrainischen Soldaten, der die mental und körperlich sehr anspruchsvolle Ausbildung mitmache. Er tue das nur für seine Enkel, habe dieser gesagt.
Der Truppenübungsplatz Grafenwöhr ist mit dem wenige Kilometer entfernten Truppenübungsplatz Hohenfels der flächenmäßig größte Übungsplatz der US-Armee außerhalb der USA. Außerdem gilt er als einer der modernsten Truppenübungsplätze in Europa. In der Oberpfalz sind gut 13.000 US-Soldaten stationiert.
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