"Team Bayern Lebensretter" steht auf einem Roll-Up. Im Hintergrund kniet ein Mann über einer anderen Person. Drei weitere Männer sehen zu.
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Zu rund 30 Einsätzen sind Nutzer der "Team Bayern Lebensretter"-App bereits alarmiert worden.

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Wie man mit einer App zum Lebensretter werden kann

Jährlich erleiden in Deutschland mehr als 60.000 Menschen einen Herz-Kreislaufstillstand. Nur jeder Zehnte überlebt. Hier setzt die App "Team Bayern Lebensretter" an. Sie läuft als Pilotprojekt im Landkreis Bayreuth - mit Erfolg, aber ausbaufähig.

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"Es ist ein unwirkliches Gefühl", sagt Stephan Endlich, wenn er sich an den Moment erinnert, als er zum Lebensretter wurde. Der 51-jährige Bautechniker hatte einen Freund in Bayreuth besucht, war gerade auf dem Weg zu seinem Auto, als es passierte. "Plötzlich ging mein Handy mit einem Alarm los, den ich erst gar nicht zuordnen konnte", erinnert er sich. Was dann folgte, war eine schnelle Reaktion. Denn es ging um Sekunden.

Team Bayern Lebensretter: Probebetrieb seit einem Jahr

Den Alarm, den er gehört hatte, kam von der "Team Bayern Lebensretter"- App. Seit einem Jahr wird sie vom Bayerischen Roten Kreuz angeboten. Den Probebetrieb hat die Integrierte Leitstelle (ILS) in Bayreuth übernommen. Sobald ein Notruf bei der ILS ankommt, wird nicht nur umgehend der Rettungswagen losgeschickt, sondern es werden auch alle alarmiert, die sich als Lebensretter bei der App registriert haben. Befinden sie sich in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes, können sie die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken. So wie Stephan Endlich.

Aktive Hilfe, ein Leben zu retten

Sobald ein potenzieller Ersthelfer auf der App bestätigt, dass er helfen kann, bekommt er die genauen Daten des Einsatzortes. "Ich bin dann sofort losgerannt und habe die leblose Person gesehen, habe versucht alles abzurufen, was ich zur Herz-Druck-Massage weiß." Die App gibt dabei auch Hilfestellungen und Anleitung. Mit seinem Einsatz als Ersthelfer hat Stefan Endlich aktiv geholfen, ein Leben zu retten. Für ihn war das selbstverständlich. "Ich denke mir immer, wenn ich einmal irgendwo liege, dann hoffe ich auch, dass man mir hilft. Also versuche ich da im Gleichgewicht zu sein und helfe, wo ich kann."

Handy mit der App "Team Bayern Lebensretter"
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Wie man mit einer App zum Lebensretter werden kann

Pilotprojekt im Landkreis Bayreuth

Vor gut einem Jahr hat der Probebetrieb der App in der Gemeinde Speichersdorf im Landkreis Bayreuth als Pilotprojekt begonnen. Und es läuft eigentlich gut, sagt Markus Ruckdeschel, BRK-Kreisgeschäftsführer Bayreuth. Die ersten "Kinderkrankheiten" der App, die man aus Österreich übernommen hat, konnten inzwischen beseitigt werden. Mittlerweile habe man 300 registrierte Helfer, die zu gut 30 Einsätzen über die App alarmiert wurden. "Natürlich brauchen wir da noch viel mehr in der Fläche", so Ruckdeschel.

Deshalb will man in und um Bayreuth vermehrt auf die Lebensretter-App aufmerksam machen. Sei es bei Erste-Hilfe-Kursen, oder aber bei "Boosterveranstaltungen". Geplant ist beispielsweise eine Kooperation mit dem Klinikum Bayreuth, um hier ganz gezielt Personen aus dem Pflegebereich anzusprechen.

Außer Bayreuth macht keiner mit: Zu viele Apps?

Wie wichtig schnelle Hilfe ist, zeigen die Zahlen des Deutschen Reanimationsregisters: Jedes Jahr erleiden in Deutschland mehr als 60.000 Menschen einen Herz-Kreislaufstillstand. Nur elf Prozent überleben. Der Grund: Mit einer Herz-Druck-Massage wird oft zu spät begonnen. Doch je früher mit Wiederbelebungsmaßnahmen gestartet wird, desto höher sind die Überlebenschancen des Patienten.

Umso erstaunlicher: Die "Team Bayern Lebensretter"-App ist nach wie vor nur im Landkreis Bayreuth aktiv. Woran liegt das? Auf Nachfrage beim Landesverband des BRK heißt es, man sei mit mehreren Leitstellen und Zweckverbänden für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung im Freistaat Bayern im Gespräch. Die Gespräche seien aber aufgrund der Vielzahl der am Entscheidungsprozess beteiligten Stellen sehr langwierig. Auch andere Systeme werden geprüft.

Also ein zu hohes Angebot ähnlicher Apps? "Aus unserer Sicht gibt es allerdings keine Limitierung, dass eine Leitstelle nur eine Lebensretter-App anbinden könnte", heißt es vom Landesverband dazu. Und weiter: Letztlich müsse es das Ziel sein, dass ein qualifizierter Helfer in der Nähe eines Notfalls ist. "Über welche App und Datenbank auch immer."

Für die Bayreuther Leitstelle steht aber fest: Sie hält an ihrer App fest. Genauso wie Stephan Endlich. Er konnte bereits zweimal durch sie dazu beitragen, dass ein anderer Mensch die Chance auf ein längeres Leben bekommen hat. "Was gibt es für ein besseres Gefühl, als dass man helfen konnte, als ein anderer in größter Not war?"

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