Tierärztin Danielle Seybronda hat einen jungen Graureiher auf ihrem Schoß und gibt ihm Schmerzmittel.
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Tierärztin Danielle Seybronda hat einen jungen Graureiher auf ihrem Schoß und gibt ihm Schmerzmittel.

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Unwetter: Wie verletzten Wildtieren in Oberbayern geholfen wird

Hagel und Starkregen richten auch in der Natur enorme Schäden an: Bei dem starken Unwetter wurden in Oberbayern viele Wildtiere und Vögel verletzt. Damit kennen sich nur wenige Tierärzte aus. Auch Nutztiere in der Landwirtschaft sind betroffen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Es ist 9 Uhr morgens in Seehausen am Staffelsee. Danielle Seybronda hat einen jungen Graureiher auf ihrem Schoß – und gibt ihm Schmerzmittel: "Dieses Tier hat ein gebrochenes Bein, wurde operiert und hat jetzt externe Fixatoren. Es dauert, bis das verheilt", sagt die Tierärztin.

Sie hat seit dem Unwetter ihr Gästezimmer zu Hause zur Wildtier-Krankenstation umgebaut. Eine Notsituation – denn es gibt kaum Tierärzte, die auch auf Vögel und Wildtiere spezialisiert sind. Dabei bräuchte die Region dringend eine Anlaufstelle, wo erste Hilfe geleistet werden kann, betont sie. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen sei Seybronda derzeit die einzige Veterinärin, die Hilfe für Vögel und Wildtiere anbiete: "In diesen Zeiten ist es wichtig, dass wir die Empathie und das Bewusstsein für jedes Lebewesen stärken – und nicht nur für Nutztiere."

Viele Wildtiere vom Hagel getötet

Ob Störche, Greifvögel, Rehe oder Feldhasen – der Hagel hat viele von ihnen verletzt oder sogar getötet. Eine Situation, die es in der Region so noch nicht gab, sagt Tessy Lödermann. Sie ist Vizepräsidentin des bayerischen Landesverbandes vom Deutschen Tierschutzbund. In mehr als 40 Jahren Tierschutz habe sie so etwas noch nie erlebt. In Benediktbeuern musste ein schwerverletztes Pferd notgeschlachtet werden, erzählt sie. Außerdem habe sie einen Pickup gesehen, mit einer Ladefläche voller toter Rehe: "Ich bin lange genug in diesem Geschäft und habe viel erlebt, aber das hat mich wirklich unglaublich betroffen gemacht", erinnert sie sich, "und es sind ein paar Tränchen geflossen, wenn ich an dieses ganze Leid der Wildtiere gedacht habe."

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Ob Störche, Greifvögel, Rehe oder Feldhasen - der Hagel hat viele von ihnen verletzt oder sogar getötet.

Heu auf dem Bauernhof wird nass und schimmlig

Die Unwetterschäden betreffen aber auch Nutztiere, wenn diese zum Beispiel im Freien standen – wie auf dem Rami-Wagner-Hof in Benediktbeuern im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Ein Huhn hat dort den Hagel nicht überlebt. Die Kühe sind hingegen mit dem Schrecken davongekommen. Doch was bleibt, ist das Problem mit dem Futter. Durch die zerstörten Dächer sind viele Vorräte nass geworden, berichtet Landwirt Jakob Sanner. Und wenn das Heu nass wird, wird es schimmlig und kann nicht mehr verfüttert werden. Denn dann würden die Tiere krank, sagt der Landwirt: "Dann muss man es wegtun, auf den Misthaufen schmeißen. Da kann man nichts machen, ist halt jetzt so. Gegen die Natur kommt man nicht an, das muss man hinnehmen und das Beste daraus machen.“

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Durch die zerstörten Dächer sind viele Vorräte auf dem Wagner-Hof in Benediktbeuern nass geworden und müssen weggeworfen werden.

Viel Geduld nötig

Ein Drittel des Futters hat Bauer Sanner durch den Regen verloren. Jetzt muss er die Dächer neu abdichten. Das habe oberste Priorität, um Tiere und Futter zu schützen. Es werde noch Monate dauern, bis auf seinem Hof wieder Normalbetrieb herrscht, schätzt der Landwirt.

Geduld muss auch Tierärztin Danielle Seybronda in Seehausen am Staffelsee mitbringen. Die verletzten Wildtiere in ihrem Gästezimmer brauchen noch Zeit, bis sie ausgewildert und wieder der Natur überlassen werden können.

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