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UNESCO-Biosphärenregion Spessart

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UNESCO-Biosphärenregion: Womit kann der Spessart punkten?

Soll sich der Spessart bei der UNESCO bewerben und Biosphärenregion werden? Das wird aktuell in der Region diskutiert. Doch für eine mögliche Bewerbung braucht es nicht nur die Zustimmung der Bevölkerung, sondern auch ein Alleinstellungsmerkmal.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Beim Spessart denken viele vor allem an Wald: Buchen, Eichen, Tiere und sanfte Täler. Und in der Tat ist der Spessart Deutschlands größtes zusammenhängendes Gebiet aus Laubmischwäldern. Doch dieses Charakteristikum allein reicht noch nicht aus, um zur UNESCO-Biosphärenregion zu werden.

Für eine Bewerbung ist neben der Zustimmung der Bevölkerung auch ein Alleinstellungsmerkmal notwendig. Womit also kann der Spessart punkten? Darüber machen sich gerade die Landkreise Main-Spessart, Miltenberg, Aschaffenburg und die Stadt Aschaffenburg Gedanken.

Zur Debatte stehen die Tradition der Eichelmast, der Abbau des für die Region charakteristischen Buntsandsteins oder das dichte Netzwerk an Burgen. Ein weiteres mögliches Alleinstellungsmerkmal: Eine Biosphärenregion im ländlich-urbanen Raum, der über Jahrhunderte gewachsen ist.

Ländlich-urbaner Wirtschaftsraum als Alleinstellungsmerkmal?

Das Archäologische Spessartprojekt mit Sitz in Aschaffenburg beschäftigt sich seit 20 Jahren mit der Kulturlandschaft Spessart. Derzeit untersucht das Projekt, inwiefern das Alleinstellungsmerkmal urbane Biosphärenregion auf das Gebiet zutrifft. "Die Nähe zu Rhein-Main war für den Spessart schon immer bestimmend", sagt Gerrit Himmelsbach, Projektleiter des Archäologischen Spessartprojekts. Der Spessart versteht sich bis heute als Teil der Rhein-Main-Region. Früher und heute profitiert die Region wirtschaftlich von ihrer Lage und dem Wegenetz.

Schon im Mittelalter führte mit der Birkenhainer Straße eine der wichtigsten Handelsrouten Europas durch das Gebiet. Seither ist der Spessart ein wichtiges Handels-Drehkreuz im Herzen Europas. Von den früheren Hohlwegen über die Eisenbahn bis hin zur Autobahn sei der Verkehr das durchgehende Thema, so Himmelsbach. Der Spessart sehe heute so aus, wie wir ihn kennen, "weil er in der Vergangenheit durch den Bedarf der urbanen Regionen geprägt worden ist", sagt der Projektleiter.

UNESCO-Nationalkomitee-Mitglied sieht gute Chancen

Bis heute spielt die Infrastruktur eine große Rolle für die ansässige Wirtschaft: Unternehmen profitieren vom Main als Wasserweg, vom Straßen- und Schienennetz und der Nähe zum Frankfurter Flughafen. Landrat Thomas Habermann (CSU) ist Mitglied im Nationalkomitee für das UNESCO-Biosphärenprogramm. Auch er sieht gute Chancen für eine Bewerbung des Spessarts – mit dem Alleinstellungsmerkmal "urbane Biosphäre". "Die Verbindung zwischen diesem weltweiten Großraum Rhein-Main und dem wunderschönen Vorgarten Spessart – da ergeben sich so viele Synergien, aber auch so viele Gegensätze, die befruchten", so Habermann.

Er ist nicht nur Mitglied des UNESCO-Nationalkomitees, Thomas Habermann ist auch Landrat in der Rhön, die seit über 30 Jahren Biosphärenregion ist. Auch hier gab es anfangs Skeptiker – wie heute im Spessart. Habermann wird nicht müde zu betonen, dass der Mensch in einer Biosphärenregion im Mittelpunkt steht: "Der Mensch soll sich auch in einer Biosphärenregion materiell seinen Wohlstand schaffen können, aber alles in einer Art und Weise, die gut verträglich ist für die Zukunft unseres Planeten."

Spessart für Glasproduktion und Eichelmast bekannt

Der Spessart ist auch für seiner Glasproduktion in aller Welt bekannt gewesen – seit dem 14. Jahrhundert gab es dort Glashütten. Eine jahrhundertelange Tradition hat auch die Holzproduktion. Speziell die Spessarteiche erzielt heute noch höchste Erlöse. Die Tradition der Eichelmast wird in einigen Dörfern im Hochspessart – wie in Rothenbuch – heute noch von der Bevölkerung gepflegt. Eichensaat und Eichenwirtschaft im Spessart sind 2020 in das Verzeichnis des Immateriellen Unesco-Kulturerbes auf Landesebene aufgenommen worden.

Kommunen müssen Flagge zeigen

Noch steht nicht fest, ob sich der Spessart um das UNESCO-Siegel Biosphärenreservat bewerben wird. Die Landkreise Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Spessart sowie die Stadt Aschaffenburg hatten eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die Chancen auszuloten. Die Studie stellt dem Spessart ein gutes Zeugnis aus. Nun braucht es noch ein Alleinstellungsmerkmal – und die Zustimmung der Bevölkerung. Mehr als 100 Kommunen in drei Landkreisen müssen sich dazu bis Ende des Jahres positionieren.

Biosphärenreservate, auch Biosphärenregionen genannt, sind Gebiete, in denen es ganz besondere Kulturlandschaften gibt, geprägt durch den Menschen. Es sind von der UNESCO initiierte Modellregionen, die sich der nachhaltigen Entwicklung verschrieben haben. 17 Biosphärenregionen gibt es in Deutschland – wie das Wattenmeer in Niedersachsen oder die Rhön in Bayern, Hessen und Thüringen.

Der Spessart umfasst das größte zusammenhängende Gebiet aus Laubmischwäldern in Deutschland.
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Bewirbt sich der Spessart bei der UNESCO als Biosphärenregion?

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