Die Technische Universität München - Standort Garching
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TU München plant Gebühren für ausländische Studierende

Die Technische Universität will ab dem Wintersemester 2024/25 von Studierenden aus dem Ausland Gebühren erheben – als bislang einzige bayerische Uni. Wer genau betroffen ist, wie die TUM ihren Vorstoß begründet - und was die Studierenden sagen.

Es wäre ein Novum in der bayerischen Studienlandschaft: Die Technische Universität München (TUM) plant, ab dem Wintersemester 2024/25 von neu eingeschriebenen Studenten und Studentinnen aus dem Ausland nicht unerhebliche Gebühren zu fordern.

Betroffen sind nur Studierende, die nicht aus dem sogenannten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) stammen, welcher die EU-Mitglieder, Island, Liechtenstein und Norwegen umfasst. Die Nicht-EWR-Studenten machen allerdings die Mehrzahl ausländischer Studierender aus, und für sie wird es teuer: Für Bachelorstudiengänge soll die Gebühr je nach Fach zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Semester liegen, für Masterstudiengänge werden 4.000 bis 6.000 Euro veranschlagt.

Exzellenz als Argument

Die TU begründet die Planungen mit ihrem Ehrgeiz, "neben hervorragenden Persönlichkeiten in Forschung und Lehre auch den höchsten Standard bei der Infrastruktur, der Ausstattung, den Lernräumen, im Management und der Unterstützung unserer Studierenden anzubieten". Tatsächlich darf sich die 1868 von König Ludwig II. unter dem Namen "Neue Polytechnische Schule" gegründete TUM als einzige deutsche Universität seit 2006 durchgängig als "Exzellenzuniversität" bezeichnen. Schon seit 2017 bietet sie Masterstudiengänge in englischer Sprache an.

Im Video: TUM - eine von Deutschlands Exzellenzuniversitäten

TUM Gebäude
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Die TU München ist die einzige technische Universität in Bayern und gehört zu Deutschlands Exzellenzuniversitäten.

Es gibt Ausnahmeregelungen

Im Vorgriff auf zu erwartende Kritik betont die Universität, dass bereits an der TUM Studierende von der Regelung nicht betroffen sein sollen – und sie verweist auf zahlreiche Ausnahmeregelungen etwa für Studenten mit "festem Inlandsbezug". Auch Studierende mit Behinderung und Asylsuchende würden von der neuen Kostenpflicht befreit.

Studentische Vertretung fürchtet Salamitaktik

Die Studentische Vertretung kritisiert, dass sie in die Entscheidung nicht eingebunden war. David Vadasz, studentischer Vertreter im Senat und Hochschulrat, sieht Studiengebühren generell kritisch: Die TUM solle weiterhin eine Universität sein, bei der die Förderung talentierter Studierender im Vordergrund steht; Studierende sollten nicht vom Einkommen ihrer Eltern abhängig sein - und das unabhängig von ihrer Herkunft.

Zudem fürchtet Vadasz eine schleichende Wiedereinführung von Studiengebühren für alle Studierenden. Diese waren in Bayern 2007 durch die CSU-Regierung eingeführt und durch ein Volksbegehren aus dem Jahr 2013 abgeschafft worden.

Studierende in einem Hörsaal
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Studierende in einem Hörsaal

"Viele offene Baustellen"

Jetzt, so Vadasz, wollten sich die Studierenden dafür stark machen, dass diese zusätzlichen finanziellen Mittel "ausschließlich zur Verbesserung der Lehrqualität und der Infrastruktur verwendet und nicht anderweitig" eingesetzt würden. Was die "Exzellenz" der Lehre angeht - für Vardasz eine Aufgabe des Staates - zeichnet der Studierendenvertreter ein anderes Bild als die TUM selbst

"Herunterfallende Tafeln, überfüllte Tutorien, marode Hörsäle, fehlende Lernräume und ständig ausfallende Technik sind nur einige der vielen offenen Baustellen." David Vadasz

Studiengebühren für Ausländer: was in Deutschland und anderswo gilt

In Bayern sind vergleichbare Studiengebühren bisher nicht üblich und auch in Deutschland die Ausnahme. Nur Baden-Württemberg fordert von Nicht-EU-Studierenden regelmäßig einen "Eigenbeitrag" von 1.500 Euro pro Semester; in Sachsen können die Hochschulen selbst über entsprechende Studiengebühren bestimmen.

Umgekehrt ist in vielen anderen Staaten die Erhebung von Studiengebühren gang und gäbe. Wer etwa als Deutscher an einer amerikanischen Elite-Universität studieren will, muss mit Kosten von bis zu 30.000 Dollar pro Jahr rechnen. Auch in Europa ist das Studieren in vielen Ländern von Belgien bis Zypern gebührenpflichtig. (Wer wo was bezahlen muss, dokumentiert eine Erhebung des ifo-Instituts).

Zahl der Studierenden aus aller Welt steigt bundesweit

Nach einem massiven Einbruch in den Jahren der Corona-Pandemie ging es auf den meisten deutschen Universitäten zuletzt wieder internationaler zu. Das Statistische Bundesamt verzeichnete für 2022 gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg ausländischer Ersteinschreibungen um zehn Prozent auf 128.500 - ein Wert, der allerdings immer noch unter den Zahlen der Vor-Corona-Jahre liegt.

An der TUM studieren nach Angaben von Universitätssprecher Klaus Becker aktuell rund 16.000 Studierende aus Nicht-EWR-Staaten und 4.500 aus EWR-Staaten.

Viele kommen aus Asien und der Türkei

Die am häufigsten vertretenen Nationalitäten unter den Nicht-EWR-Staaten sind China mit 3.800 Studierenden, danach die Türkei (2.100) und Indien (1.900).

Damit liegt die TUM im bundesweiten Trend. Betrachtet man die Gesamtzahl ausländischer Studierender in Deutschland, so kamen im Wintersemester 2022/23 die meisten (jeweils knapp 43.000) aus Indien und China, die Türkei folgt hier mit rund 35.500 auf dem dritten Platz. Zum Vergleich: Aus Österreich kamen im gleichen Semester knapp 19.000 Studentinnen und Studenten. (Eine detaillierte Grafik des Bundesamts für Statistik finden Sie hier).

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