OpenAI-Chef Sam Altman bei einer Veranstaltung der TU München
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OpenAI-Chef Sam Altman bei einer Veranstaltung der TU München

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ChatGPT-Erfinder warnt: So gefährlich werden neue KI-Modelle

Sam Altman sprach an der TU München über seine KI-Zukunftsvorstellung: Der OpenAI-Chef sieht seine Firma auf dem Weg zur Entwicklung einer Super-KI. Doch künftige GPT-Versionen hält er für zu mächtig, um sie der Öffentlichkeit in die Hand zu geben.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Ohrenbetäubender Applaus. So klingt es, wenn der größte Shooting Star der internationalen KI-Szene an der Technischen Universität München auf die Bühne kommt. Vor wenigen Tagen stand Sam Altman noch dem US-Kongress Rede und Antwort, gerade war er in Berlin bei Olaf Scholz, und jetzt in München an der TUM.

Es ist sein einziger öffentlicher Auftritt in Deutschland, ein kleiner Zwischenstopp auf einer weltweiten Tournee, einer World Tour, wie man sie sonst eigentlich von Rockstars kennt. OpenAI will ihr Image aufpolieren – und weltweit KI-Gesetzgebung beeinflussen. Altman will die erfolgreichste und wohl mächtigste KI-Firma der Welt als verantwortungsvolles Unternehmen präsentieren.

Altman will eine Maschine entwicklen, die wie ein Menschen denken kann

Altmans Erfindung, die Sprach-KI GPT-4 und das dazugehörige Chat-Interface ChatGPT ist für viele so etwas wie das neue Google – ein cleveres Werkzeug, das einem allerlei Fragen beantworten kann. Seit Kurzem ist ChatGPT auch in Deutschland als Mobile-App für iPhone-Nutzer verfügbar.

Doch für Sam Altman ist das Angebot eines praktischen KI-Helfers für Endnutzer lediglich ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einem viel größeren Ziel: Eine Maschine, die denken kann wie ein Mensch. "Was wir wirklich wollen, was dieses Modell so besonders macht, und warum es sich lohnt, so viel Geld und Mühen zu investieren: Es ist eine Vernunftmaschine. Und wir trainieren es als Vernunftmaschine", erklärt Altman dem Publikum an der TUM.

Auf diese Art will Altman irgendwann eine sogenannte AGI entwickeln, eine Artificial General Intelligence, die sämtliche Probleme und Aufgaben lösen könne, mit denen die Menschheit zu tun hat. "Ich will, dass KI uns dabei hilft, alle verbliebenen offenen Fragen der Physik zu lösen." Jedes neue Modell sei ein weiterer Schritt in diese Richtung.

KI-Systeme werden immer besser – und kosten Millionen

Dazu werden die KI-Modelle unter der Haube von ChatGPT "trainiert", das heißt: mit immer mehr Daten gefüttert. Jede neue GPT-Version bekommt eine neue Zahl – und ist besser als ihre Vorgänger. Während beispielsweise GPT 3.5 sich mit der Beantwortung bayerischer Abiturfrage noch schwergetan hat, meistert GPT 4.0 dieselben Aufgaben mit Leichtigkeit. Diese rasanten Fortschritte lässt sich OpenAI – mit Investor Microsoft im Rücken – einiges kosten. Über 100 Millionen US-Dollar hat die Firma allein das Training von GPT 4.0 gesteckt. Für den Betrieb von ChatGPT wiederum werden laut Insidern rund eine Million Dollar fällig – pro Tag.

Sind künftige KI-Modelle zu mächtig, um sie der Öffentlichkeit anzuvertrauen?

Und die Entwicklung wird weitergehen. Altman spricht in München bereits von GPT 5 und 6 - und fragt das Publikum, ob auch diese Versionen als Angebote für Endnutzer auf den Markt kommen sollen: "Wie viele von euch denken, wir sollten GPT 6 sofort veröffentlichen, sobald wir es trainiert haben?" Knapp die Hälfte der Anwesenden hebt ihre Hände. Altmans Reaktion: "Wow. Ok. Also das werden wir natürlich nicht tun. Aber interessant!" Sein Argument: Künftige GPT-Versionen könnten zu mächtig sein, um sie der allgemeinen Öffentlichkeit anzuvertrauen, das Potenzial für Missbrauch der Technologie sei zu groß.

Gerade erst hat sich der OpenAI-Chef vor dem US-Kongress dafür ausgesprochen, in Zukunft über eine Lizenzpflicht für aufstrebende KI-Firmen nachzudenken. Kritiker warfen der Firma daraufhin vor, auf diese Art ihre Vormachtstellung im KI-Markt zementieren zu wollen. Denn das wirtschaftliche Potenzial der Technologie ist enorm, Schätzungen gehen in die Trilliarden. Altman hält seine eigene Firma für am besten geeignet, um in Zukunft verantwortungsvoll mit mächtigen KI-Technologien umzugehen.

Regulierung ja, aber bitte nicht zu streng

Auch auf das Thema Regulierung von KI geht Altman bei seinem Besuch in München ein. Grundsätzlich befürwortet Altman das, die konkreten Pläne der EU dazu sieht er aber kritisch. "Ich denke, dass eine Regulierung für Technologien wie diese wirklich gut ist", sagt Altman dem Münchner Publikum. Er sei zwar generell der Meinung, dass es besser sei, erst abzuwarten, was passiere, und dann verantwortungsvoll zu reagieren. "Aber es gibt Situationen - und ich denke, dies ist eine davon - in denen wir proaktiv handeln sollten."

Zugleich schränkt der OpenAI-Chef ein, dass die Pläne für die KI-Regulierung in Europa noch "ziemlich vage" seien. "Ich denke, es gibt eine Version des europäischen KI-Gesetzes, die gut sein kann, aber wir werden sehen, wie das Ganze ausgeht", sagte er.

Altman droht bei Überregulierung mit Rückzug aus Europa

Tags zuvor hatte sich Altman noch deutlich kritischer zu den KI-Regulierungsplänen der EU geäußert: "Der derzeitige Entwurf des EU-KI-Gesetzes wäre eine Überregulierung", sagte Altman am Mittwoch auf einer Veranstaltung in London. Zwar wolle sich der Konzern bemühen, neue gesetzliche Regulierungen einzuhalten, doch im Zweifelsfall wäre das Unternehmen bereit, dem europäischen Markt den Rücken zu kehren.

Mit anderen Worten: OpenAI will am liebsten selbst entscheiden, ob es sich an KI-Regulierung hält oder nicht.

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