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Die Exzellenzinitiative im Faktencheck Wie viel Elite verträgt Deutschland?

2005 wurde die Exzellenzinitiative gestartet. Ihr Ziel: Deutsche Universitäten an die internationale Spitze zu führen. Campus Magazin zieht Bilanz: Gibt es heute schon ein deutsches Oxford oder Harvard? Wie weit sind deutsche Eliteunis von der Weltspitze noch entfernt?

Von: Fabian Mader

Stand: 17.07.2019

Die Exzellenzinitiative

Anfang 2016 präsentierte eine Expertenkommission der Politik Ratschläge, wie es mit der Exzellenzinitative weitergehen soll. Am 27. September 2018 sind erste Förderentscheidungen in der Exzellenzstrategie gefallen: Eine Kommission aus internationalen Expertinnen und Experten sowie den Wissenschaftsministerinnen und -ministern von Bund und Ländern hat 57 Exzellenzcluster für die Förderung ab dem 1. Januar 2019 ausgewählt.

Exzellenzuniversitäten ab November 2019

Die Förderentscheidungen für die Exzellenzuniversitäten fielen am 19. Juli 2019. Ab November 2019 sollen bis zu elf Exzellenzuniversitäten bzw. Exzellenzverbünde gefördert werden. Aber wie wird eine Universität exzellent? Und was heißt überhaupt "exzellent"?

Unser Test: Gibt es das deutsche Harvard schon? Eine gemeinsame Recherche von Campus Magazin mit der ZEIT. Wir durchleuchten die Kriterien der Exzellenzinitiative und hinterfragen Uni-Rankings. Und wir fragen nach: Was haben Studenten wirklich davon, an einer "Exzellenz-Uni" zu studieren?

Elite - ein schwieriges Wort in Deutschland

Die Exzellenzinitative hatte ein klares Ziel: Um die besten Studenten und Forscher anzulocken, sollten Spitzen-Unis entstehen, Leuchtturm-Universitäten, die besser sind als die anderen und dafür auch deutlich mehr Geld bekommen. Förderung der Elite also - trotz des schlechten Klangs dieses Worts in Deutschland.

Wie gut hat der Plan "Exzellenzinitiative" funktioniert?

Ein Blick auf das renommierte THE-Ranking zeigt: Zumindest haben die deutschen Elite-Unis inzwischen international einen besseren Ruf.

Die Humboldt-Universität kooperiert künftig mit der Ivy-League-Uni Princeton und stellt gemeinsame Projekte auf die Beine. Wissenschaftler werden auf Tagungen immer wieder auf das deutsche Modell angesprochen. Andere Länder kopieren es zum Teil - es gibt also durchaus Erfolge zu vermelden. Dennoch bleiben die Unterschiede bei der Ausstattung dramatisch.

Im Campus Magazin haben wir mit dem Oxford-Studenten Lorin Samija und der Harvard-Absolventin Giannina Schaefer die TU München, eine der deutschen Exzellenzuniversitäten, getestet.

1. Betreuungsverhältnis

"Allein schon der Raum, ich habe mich gefühlt wie in einem Stadion." Lorin Samija, Oxford-Student, zum Betreuungsverhältnis an der TU

Hier kann die TU München weiterhin nicht mithalten. Das hat mehrere Gründe: Zum einen haben andere Spitzenunis – wie oben zu sehen – deutlich mehr Geld. Damit stellen sie Professoren und Dozenten an, die Lerngruppen sind kleiner. Außerdem dürfen Oxford, Harvard oder Princeton sich alle Studenten aussuchen. Wenn sie in einem Jahr weniger aufnehmen wollen, können sie das jederzeit tun. Eine deutsche Uni muss dagegen im wesentlichen jeden akzeptieren – sofern die Note stimmt. Dass dieses offene System auch Vorteile für Studenten mit sich bringt, versteht sich von selbst.

2. Ausstattung

"Ich fand es spannend heute, man hat viel gesehen; von der Ausstattung her, passt das auf jeden Fall.“ Giannina Schaefer, Harvard-Absolventin

Die ist an der TU München nach dem Eindruck unserer beiden Juroren auf einem sehr guten Niveau. Vor allem die Exzellenzcluster haben einen großen Spielraum und können neue Geräte anschaffen. Diese Forschungsverbünde sind Teil der Exzellenzinitiative - mehrere Institute, oft sogar mehrere Universitäten arbeiten in ihnen zu einem Thema zusammen, an der TU beispielsweise im Bereich Nanotechnologie. Aber auch abseits davon ist die Uni auf einem guten Weg – die TU hat exzellente digitale Angebote in ihrer Unibibliothek - diese haben sogar unsere Testpersonen aus Oxford und Harvard überzeugt.

3. Spitzenforscher

In der Exzellenzinitiative geht es darum, Spitzenforschung in Deutschland zu ermöglichen. Die TU hat zu diesem Zweck beispielsweise das Institute for Advanced Study gegründet. Spitzenforscher bekommen hier eine bezahlte Auszeit, um gemeinsam mit anderen völlig neue Ansätze zu finden. Auch Nobelpreisträger haben dieses Angebot schon genutzt. Unser Fazit: Die TU ist hier auf dem richtigen Weg. Aber natürlich kommt einem auf dem Flur momentan noch selten jemand wie Stephan Hawking entgegen - anders als in Cambridge.

Wie geht es weiter?

Es gibt zwei Möglichkeiten: Die SPD ist dafür, die Exzellenzinitiative breiter anzulegen. Setzt sie sich durch, dürfen sich noch mehr Universitäten Hoffnungen machen, in den Kreis der Exzellenzuniversitäten aufzusteigen. Die Union möchte dagegen, dass der Kreis der Spitzenuniversitäten klein bleibt.

Es geht um die Frage: Wie viel Elite verträgt Deutschland?

Erste Tendenzen stellte die sogenannte Imboden-Kommission in Ergebnissen vor. Sie ist mit internationalen Forschern besetzt und wertet den bisherigen Verlauf der Exzellenzinitiative aus. An deren Rat werden sich die Politiker wohl im wesentlichen halten.


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