Der Tourismusverband Franken hat Bilanz gezogen und aktuelle Schwerpunkte vorgestellt: "Die Kerbe, die Corona 2020 in die fränkische Tourismusbilanz geschlagen hat, ist tief", sagte der Verbandsvorsitzende Gerhard Wägemann. So hätten von Januar bis Dezember 2020 rund 5,6 Millionen Gäste Franken besucht – 48,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Übernachtungen bewegten sich bei rund 15 Millionen. Im Vergleich zu den rund 25 Millionen Übernachtungen im Jahr 2019 sei dies ein Minus von 41,1 Prozent.
Kaum Städtetrips und Geschäftsreisen in 2020
Besonders hart getroffen hat es laut Tourismusverband die Gebiete und Orte, in denen Städtetourismus und Geschäftsreiseverkehr eine große Rolle spielen, sowie die fränkischen Heilbäder und Kurorte. Der Umsatzausfall, der in Franken durch Corona im Übernachtungs- und Tagesausflugsbereich verursacht wurde, beläuft sich einer aktuellen Studie zufolge auf knapp vier Milliarden Euro. Das beobachtet auch Christoph Unckell, Geschäftsführer des Hotels Rebstock in Würzburg: "Uns fehlen nicht nur die Gäste, die ein Wochenende in Würzburg verbringen, sondern auch die aus dem Ausland."
Weniger Durchreisen und Wochenendausflüge
Touristen etwa aus Skandinavien hätten vor der Pandemie häufig in Würzburg Halt gemacht auf der Durchreise in den Süden – die fehlen seit eineinhalb Jahren, sagt Unckell. Sein Eindruck, dass Würzburg als Stadt besonders stark vom coronabedingten Touristenrückgang betroffen ist, deckt sich mit den Zahlen des Verbands: 61,8 Prozent weniger Übernachtungen hat es in Würzburg im Jahr 2020 gegeben, also ganze 20 Prozent mehr als im gesamtfränkischen Durchschnitt. Aktuell hätte das Hotel Rebstock im Vergleich zum Juli 2019 etwa die Hälfte der Gäste und nehme deshalb die Überbrückungshilfe 3 in Anspruch. Unckell bezweifelt, dass sich die Zahlen bei den touristischen Reisen und Geschäftsreisen bis zum Herbst erholen werden und hofft auf eine Normalisierung bis Sommer 2022.
Gäste buchen kurzfristig und online
Die Krise hat laut Gerhard Wägemann gezeigt, wie wichtig Digitalisierung und Online-Marketing im Tourismus sind. Seit Jahren bilden sie einen Schwerpunkt in der Arbeit des Tourismusverbandes Franken und werden es auch künftig tun. Wägemann legte den 710 Mitgliedern des Verbands ans Herz, die Online-Buchbarkeit von Übernachtungsbetrieben und Angeboten auszubauen: "Durch Corona zeichnen sich zwei touristische Trends noch deutlicher ab: Gäste wollen mehr denn je online und verstärkt kurzfristig buchen."
Bayern kommt im deutschlandweiten Vergleich glimpflich davon
Das bestätigt auch eine Studie des Deutschen Tourismusverbands vom April 2021: In ganz Deutschland wurden im Jahr 2020 60 Prozent weniger Kurzurlaubsreisen und 29 Prozent weniger Urlaubsreisen im Vergleich zu 2019 durchgeführt. Im Vergleich zu 2019 verbrachten 22 Prozent mehr Reisende ihren Urlaub in Deutschland. Von ihnen hätten die meisten ihren Urlaub in Bayern gemacht.
Fränkischer Tourismus als Wirtschaftsfaktor
Der hohe Umsatzausfall von vier Milliarden Euro im Übernachtungs- und Tagesausflugsbereich zeigt gleichzeitig: Der Tourismus ist ein großer Wirtschaftsfaktor. Laut einer Studie erwirtschaftet der fränkische Tourismus jährlich einen Bruttoumsatz von rund 10,4 Milliarden Euro. Das entspreche 166.300 Personen, die in Franken ihr Haupteinkommen aus dem Tourismus beziehen.
Erholungsstrategie für die gebeutelte Branche
Um die Branche zu unterstützen und aus der Corona-Krise zu führen, hat der Tourismusverband Franken eine mehrphasige Recovery-Strategie entwickelt: Bereits im Frühjahr 2020 startete er die Kampagne "Franken für Zuhause". Im Sommer folgte eine Aktion mit dem Motto "Freu Dich auf Franken", die über die Wander- und Radwegeplattform "komoot" sowie auf Instagram den Schwerpunkt auf unbekanntere Wege, naturnahe Angebote und touristische Geheimtipps legte – mit Erfolg.
Trend 2021: Urlaub in Deutschland
Laut einer Umfrage des Bayerischen Zentrums für Tourismus wollen 28 Prozent derjenigen, die 2021 verreisen wollen, in Deutschland Urlaub machen. 18 Prozent im europäischen Ausland und nur 5 Prozent im außereuropäischen Ausland. Und ganze 28 Prozent wollen zwar verreisen – warten aber noch ab.
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